Manchmal kann uns die natürliche, dankbare Freude eines kleinen Kindes über irgendeine liebevolle Kleinigkeit berühren. Doch ein andermal mögen uns schwierig anmutende Situationen so beanspruchen, dass wir glauben, kaum einen Anlass für Dankbarkeit finden zu können.
Wenn eine Herausforderung die andere zu jagen scheint und wir uns überfordert fühlen, müssen wir uns vielleicht daran erinnern, dass der Mensch geistig ist, zu Gottes Ebenbild und Gleichnis geschaffen, wie die Bibel uns berichtet. Dann können wir freudig und dankbar alle göttliche Eigenschaften für uns beanspruchen und sie bewusst ausdrücken und bezeugen. Möglicherweise verlangt dieses Sichbewusstmachen des Guten mitunter großes Vertrauen — Vertrauen in das ausschließlich gute Wesen und Wirken Gottes.
Ich hatte einmal Gelegenheit, die heilende und erlösende Wirkung bewusster Dankbarkeit zu erleben und zu beweisen.
Ich hatte einmal Gelegenheit, die heilende und erlösende Wirkung bewusster Dankbarkeit zu erleben und zu beweisen. Es war eine Zeit von einigen wenigen Wochen, in denen ich mich in beruflicher, familiärer und ganz persönlicher Hinsicht unaufhörlich vor neue Herausforderungen gestellt sah. Zunächst machte ich mich wie gewohnt daran, jedes einzelne Problem durch Gebet zu lösen. Doch kaum hatte ich bei einer Frage Licht im Dunkel entdeckt, forderte schon die nächste meine Aufmerksamkeit. Bald fühlte ich mich wie ausgelaugt und gänzlich unfähig, wieder einer nächsten Herausforderung zu begegnen, und Enttäuschung, Entmutigung und eine Spur Selbstmitleid bedrückten mich.
Ein guter Freund unserer Familie wies eines Tages darauf hin, dass es mitunter hilfreich ist, der Freude über die Erfolge mehr Raum im Denken zu geben als den noch zu bewältigenden Herausforderungen. Im ersten Moment dachte ich: „Er kann gut reden. Wie soll ich mich inmitten all dieser Anfechtungen auch noch freuen?”
Doch ich hörte auf, jede Herausforderung einzeln lösen zu wollen, und begann über die gesamte Situation zu beten. Ich erkannte, dass alle Anforderungen eines gemeinsam hatten: Sie lenkten meine Aufmerksamkeit auf die nächste Schwierigkeit und wollten Gedanken der Dankbarkeit und Freude über den vorher errungenen Sieg verhindern. Ja, ich wurde durch diese Schwierigkeiten davon abgebracht, das Gute in meinem Leben zu bezeugen. Als Gottes Ebenbild jedoch gehörten Freude und der daraus resultierenden innere Frieden zu mir. Da wurde mir bewusst, dass sogar alles noch so selbstverständlich anmutende Gute tatsächlich schon Ausdruck vom Wirken des göttlichen Gesetzes ist. Jedes bewusste Anerkennen und Betätigen dieser Tatsache erweitert also unser Verständnis. Und dies erweitert unsere Fähigkeiten und gewährleistet Fortschritt. So gibt es tatsächlich unendlich viel Anlass, wirklich von Herzen für Gottes Gegenwart und die segensreichen Konsequenzen dankbar zu sein.
Dankbarkeit ist ein Anerkennen, dass Gott Sein Wesen vollständig im Menschen ausdrückt.
In diesem Moment bekam die folgende Textstelle aus der Bibel für mich eine ganz neue Bedeutung: im Hinblick auf die Situation, in der ich mich befand. Es waren Christi Jesu Worte aus dem Matthäus-Evangelium: „Wer da hat, dem wird gegeben, das er die Fülle habe; wer aber nicht hat, dem wird auch das noch genommen, was er hat.” Mt 13:12 Für mich hieß das: Wer sich bewusst ist, dass ihm alle Möglichkeiten offen stehen, weil er versteht, dass Gottes Güte und Liebe immer und überall gegenwärtig sind, der wird immer mehr Kundwerdungen dieser Güte und Liebe erleben. Wer aber auf einer rein materiellen Ebene Ausschau nach Versorgung und Fülle hält, wird merken, wie unzuverlässig und vergänglich materieller Besitz ist.
Dankbarkeit ist also ein bewusstes, freudiges Anerkennen, dass Gott sein Wesen vollständig im Menschen ausdrückt. Das Bewusstsein der Vollkommenheit ist eine Widerspiegelung des göttlichen Bewusstseins. Gott ist sich jederzeit alles Guten bewusst, deshalb kann auch der Mensch sich als Sein Bild und Gleichnis in jedem Augenblick der Vollkommenheit bewusst sein.
Wenn wir das als richtig erkennen und verstehen, dass wir dieser von Gott geschaffene Mensch sind, entlarven wir jedes Empfinden von Mangel als falsch — Mangel an zuverlässiger Versorgung, an Klarheit, Inspiration, Vertrauen oder Beharrlichkeit. Das Akzeptieren solcher Suggestionen von Mangel mag uns vorübergehend mit Selbstzweifeln, Unzufriedenheit oder Entmutigung lahm legen. Doch wir haben das göttlich verliehene Recht, diese Suggestionen als falsche Gedanken zurückzuweisen — die nur beanspruchen, wirklich zu sein — und für Gottes immergegenwärtige Güte dankbar zu sein.
In der geschilderten Situation zeigten sich mir innerhalb kürzester Zeit viele sehr harmonische Lösungen. Ich wurde mit dem unerschütterlichen Bewusstsein der Allgegenwart der göttlichen Liebe erfüllt, was sich in tiefem inneren Frieden und deutlich spürbarem Fortschritt auch für viele um uns herum äußerte. So konnte ich mit Zuversicht an kommende Aufgaben denken, weil ich sie als Gelegenheit zu Wachstum und Fortschritt annahm, statt mich vor ihnen zu fürchten.
Wir haben die feste Zusicherung aus der Bibel: „Du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen.” Mt 25:21 Das Anerkennen des geistig Guten ist ein wesentliches Element für unseren geistigen Fortschritt. Wir werden weitere geistige Fähigkeiten entdecken, wenn wir über jenen Eigenschaften treu sind — die Eigenschaften anerkannt und genutzt haben —, die wir schon gefunden haben. Mrs. Eddy schreibt in unserem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit: „,Gott ist Liebe.’ Mehr können wir nicht erbitten, höher können wir nicht schauen, weiter können wir nicht gehen.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 6.
In der Unendlichkeit der göttlichen Liebe ist für alles gesorgt. Wenn wir Dankbarkeit in unserem Bewusstsein pflegen, werden wir im höchstmöglichen Maße zu unserem eigenen Wachstum und zum allgemeinen Fortschritt der Menschheit beitragen.