Vor einiger Zeit erhielten wir den nachfolgenden Brief von einer Schülerin, die berichtet, wie Ehrlichkeit uns weit mehr als ein qutes Gewissen gibt — sie ist die Basis für Fortschritt und Erfolg.
Den Artikel im Februar-Herold 1996 „Es waren meine besten Freunde” habe ich mit großem Interesse gelesen. Ich selbst bin in der Christlichen Wissenschaft groß geworden und Ehrlichkeit ist auch eines meiner Grundprinzipien, an die ich mich halte und durch die ich oft Gottes fürsorgliche Gegenwart spüren konnte.
So kam es, dass eines Tages meine Lehrerin — ich stand kurz vor dem Abitur — in das Klassenzimmer kam und uns erklärte, sie habe alle Unterlagen verloren, in denen Angaben über unser letztes Klausurergebnis standen. Es schien keinen Anhaltspunkt mehr zu geben, an dem man das Ergebnis der letzten Arbeit hätte festmachen können. Deshalb fragte sie jeden einzelnen Schüler, ob die punktzahl, die sie sich aus ihrer Erinnerung notiert hatte, mit der tatsächlichen Leistung übereinstimmte.
Gerade diese Klausur war bei mir sehr schlecht gewesen. Als die Lehrerin nun auf mein Ergebnis zu sprechen kam, hatte sie in ihrer Erinnerung anstatt einer sehr schlechten eine sehr gute Note notiert.
In diesem Moment wagte ich es nicht zu widersprechen — sah doch die Gelegenheit geradezu verlockend aus!
Ich verließ am Ende der Stunde das Klassenzimmer jedoch mit einem unguten Gefühl. Als ich nun einige Tage später in der Sonntagsschule saß, konnte ich einfach nicht umhin, mein Dilemma anzusprechen. Ich habe immer jede Frage in der Sonntagsschule stellen können und hatte auch nie ein Problem verschwiegen. Und diese Sache schien ganz deutlich nicht mit meiner eigentlichen Ehrlichkeitsauffassung zu harmonieren.
Die Sonntagsschullehrerin sprach daraufhin von der Verantwortung, die jeder Einzelne trägt. Sie fragte mich, ob ich — wenn ich zum Beispiel meinen Geldbeutel verloren hätte, nicht auch davon ausginge, dass der Finder ehrlich sein und mir die Geldbörse zurückgeben würde. Wenn ich ein solches Verhalten von anderen erwarte, müsste ich auch selber danach handeln — die goldene Regel einhalten und Ehrlichkeit zum Ausdruck bringen.
Außerdem überlegten wir uns, wer oder was die Quelle unserer Versorgung ist. Wir kamen zu der Erkenntnis, dass uns niemals, da können wir uns ganz sicher sein, ein Nachteil daraus entstehen kann, wenn wir mehr auf Gott vertrauen als auf den Augenschein und Seine Gebote halten.
Ehrlichkeit ist eines meiner Grundprinzipien, an die ich mich halte und durch die ich oft Gottes fürsorgliche Gegenwart spüren konnte.
Nach dieser Sonntagsschulstunde ging ich am nächsten Tag zu meiner Lehrerin und berichtigte meinen Fehler. Es kostete mich einige Überzeugung, aber ich tat es in der festen Überzeugung, das einzig Richtige und Ehrliche zu tun.
Einige Wochen später erschien die Lehrerin mit einem Stoß Hefte unter dem Arm — sie hatte die fehlenden Unterlagen wiedergefunden. Als sie die vermeintlichen Ergebnisse mit den richtigen verglich, stellte sich heraus, dass sich nicht nur meine Note „verbessert” hatte. Zwei anderen war das gleiche passiert, nur war ich die einzige, die den Fehler zu ihrem „Nachteil” korrigiert hatte.
Ich war sehr froh, dass ich meine Ehrlichkeit bewahrt hatte und nicht einer listigen Versuchung erlegen war.
Die volle Versorgung spürte ich aber noch deutlicher am Ende des Jahres. Meine Aufrichtigkeit hatte mir keinen Schaden — nur reichen Segen — eingebracht, denn die Lehrerin hatte mein Verhalten honoriert und die Zeugnisnote deutlich mehr als üblich durch mündliche Leistungen um mehr als eine Note verbessert.
Das war sogar mehr, als ich durch meinen Schwindel hätte erreichen können.