Liest man die Zeitungsüberschriften der letzten Wochen und Monate, so tauchen immer wieder die gleichen Begriffe auf, wenn es um die Etats von Bund und Ländern in Deutschland, aber auch um die Staatshaushalte in anderen Ländern geht: Sparen, Kürzen, Streichen. Und nahezu einmütig werden diese Schlagzeilen mit Adjektiven wie drastisch und einschneidend geschmückt.
Würde man einen Staatshaushalt mit einer Wurst vergleichen und von beidem mehr und mehr abschneiden, wäre die Wurst bald verzehrt und die Ressourcen eines Landes ebenso. „Kaputtsparen” ist der populäre Begriff dafür. Da dies alles keine nationalen Phänomene sind, sondern weltweit auftritt, ist auch die Suche nach Lösungen und Antworten global. Und doch kann man diese Herausforderung von einem ganz anderen Ausgangspunkt angehen: einer geistigen Betrachtungsweise.
Geht man davon aus, dass die Volkswirtschaft die Summe aller individuellen und gesamtunternehmerischen Aktivitäten eines Landes ist, so kann Inspiration — die sich in Weisheit bei der Planung und Durchführung von Projekten, umsichtigem Haushalten auf jeder Verwaltungsstufe und brüderlicher Liebe zu Mitbürgern und wirtschaftlichen Konkurrenten zeigt — auf lange Sicht die Grundlage für die Entstehung einer wahrhaft gesunden Wirtschaft schaffen.
Hätte Christus Jesus angesichts der viertausend hungrigen Menschen, die sich mit ihm in der Wüste gelagert hatten, Siehe Mk 8:1-9. eine rein materielle Betrachtungsweise zugelassen und in den sieben Broten, die zur Speisung der Menge angeboten wurden, die einzig verfügbare Quantität gesehen, hätte er pro Person rund 1,8 Gramm Brot verteilen können. Das ist eine Menge, die auch ohne den Hunger seiner Anhänger lächerlich wenig gewesen wäre. Es ist offensichtlich, dass eine rein quantitative, materielle Betrachtung der Situation all diese Menschen nicht gespeist, sondern eher Sorge und Unruhe hervorgebracht hätte.
Aber Christus Jesus verhielt sich nicht wie ein von begrenzten Ressourcen ausgehender Mangelverwalter, sondern er wählte einen wirkungsvolleren, und wie wir aus der Bibel wissen, erfolgreicheren Weg. Im Markus-Evangelium heißt es dazu: „Und er nahm die sieben Brote, dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie austeilten. .. Sie aßen aber und wurden satt und sammelten die übrigen Brocken auf, sieben Körbe voll.”
In vielen Bibelkommentaren ist über diesen Vorgang der Versorgung nachgedacht worden. Immer wieder wird die Situation als unerklärlich und als „Wunder” beschrieben. Aber es taucht auch die Erkenntnis auf, dass es die andere Sicht Christi Jesu war, die zu der ausreichenden Versorgung führte. Mary Baker Eddy geht in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift auf Jesu Demonstration geistiger Herrschaft ein. Es heißt dort: „Gott hat niemals ein materielles Gesetz verordnet, um das geistige Gesetz aufzuheben. Es würde der Allerhabenheit des Geistes, Gottes, widerstreiten, ja es würde die Weisheit des Schöpfers anfechten, wenn es solch ein materielles Gesetz gäbe. Jesus wandelte auf den Wogen, speiste die Menge, heilte die Kranken und weckte die Toten auf, in direktem Gegensatz zu den materiellen Gesetzen. Seine Taten waren die Demonstration der Wissenschaft, die die falschen Ansprüche des materiellen Sinnes oder Gesetzes überwanden.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 273.
Eine wirklich gesunde, funktionierende Volkswirtschaft beruht auf geistigen Gesetzen. Diese Sicht wird mehr und mehr Gemeingut. Begriffe wie Innovationsschub, Erfindergeist, Wertewandel, Kundenorientierung haben einen rein gedanklichen Hintergrund. Der international renommierte Natur- und Umweltwissenschaftler Ernst Ulrich von Weizsäcker fordert beispielsweise eine Abkehr von bisherigem begrenztem Denken. In einem Kommentar zu seinen in verschiedenen Büchern niedergelegten Gedanken hieß es kürzlich: „In seinen Konzepten vereinbart er das Visionäre mit dem Notwendigen und Machbaren. Damit wird aus der Notwendigkeit eine Tugend." Freie Presse, Chemnitz, 8. November 1996. Eine angespannte wirtschaftliche Situation, sei es im privaten oder im öffentlichen Haushalt, gibt also in erster Linie die Gelegenheit, sich über sogenannte materielle Gesetze und Grenzen zu erheben. Hier wird der Wandel im Denken zwingend. Wir müssen verstehen, dass Gott einen jeden Menschen unmittelbar und jederzeit mit allem Guten und Notwendigen versorgt — sei es mit wertvollen Fähigkeiten, angemessenen Möglichkeiten oder mit originellen, lösungsorientierten Ideen. Diese Versorgung mit Gutem wird jedem von uns in dem Maße zuteil, wie wir verstehen, dass wir in Gottes Wirtschaft von Ihm versorgt werden, und uns als Sein geistiges Gleichnis, untrennbar von Ihm, sehen anstatt als einen begrenzten Sterblichen, der von wirtschaftlichen oder sozialen Stukturen abhängig ist, die auf der Materie basieren. In einem solchen gedanklichen Haushalt herrscht eine harmonische Ausgeglichenheit, durch die alle Bedürfnisse gestillt werden. Die geistige Wirklichkeit kann augenblicklich als wahre Grundlage der Versorgung akzeptiert werden. Eine auf göttlicher Inspiration beruhende Haltung lässt jeden bessere Lösungen erkennen und führt zu besseren Entscheidungen.
Auf dem Guten, das Gott uns gibt, beruhende Zuversicht statt Furcht vor Konkurs, auf Entfaltung geistiger Ideen statt auf Niedergang fußende Überzeugung von Gottes Gegenwart und das Anwenden geistiger Gesetze der unendlichen göttlichen Versorgung statt der begrenzten Auffassung von knappen Ressourcen lässt uns genau da Reichtum und Fülle erkennen, wo Mängel und Engpässe zu sein scheinen.
Im wahrsten Sinne sind es nicht „die Politiker” oder „die Wirtschaftsbosse”, die für die Wirtschaft zuständig sind. Gott ist es — und Inspiration und unsere praktische Demonstration sind der Schlüssel zu ausgeglichenen Verhaltensweisen und ausgeglichenen Bilanzen. Fragen wir uns, was Weisheit im eigenen Handeln bedeutet und wie brüderliche Liebe im fairen Wettbewerb aussehen kann. Die Antworten mögen für jeden Menschen etwas anders aussehen, aber eines ist gewiss: So, wie die Volkswirtschaft die Summe kollektiven wirtschaftlichen Handelns ist, ist ein ausgeglichener Haushalt das Ergebnis davon, dass wir individuell unser Bewusstsein erheben.
Zahllose Menschen haben in aller Welt individuell gezeigt, dass sie sich mit Gebet aus schwierigsten wirtschaftlichen Situationen herausarbeiten konnten. Christus Jesus hat dafür den Präzedenzfall geliefert und die Wissenschaft Christi hat gezeigt, wie die göttlichen Gesetze von Angebot und Nachfrage, von Versorgung und Fülle auf einer geistigen Grundlage von unendlichem Guten ruhen und auf jeden von uns anwendbar sind. Gestalten wir doch — durch unsere Demonstration inspirierter Wirtschaft — Politik und Wirtschaft durch Gebet mit und gehen wir mit einer heilenden, allen Bedürfnissen gerecht werdenden Haltung voran, die in Gott, Geist, die Quelle aller Versorgung sieht. Dann regiert Inspiration und nicht Inflation oder Depression unsere Wirtschaft.