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Eifer für die Wahrheit?

Aus der März 1997-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Bevor Ich Mitglied einer Zweigkirche der Kirche Christi, Wissenschafter, wurde, erklärte mir ein erfahrenes Kirchenmitglied, dass viele Menschen oft glaubten, die von ihnen in den Mitgliederversammlungen vorgetragenen Anträge seien die Antwort auf ihr Gebet und daher von Gott. Da andere Mitglieder das gleiche von ihren ganz anderen Auffassungen meinten, gebe es schon einmal Auseinandersetzungen.

Sehr bald darauf bekam ich auch Gelegenheit, mich, wie ich meinte, heftig für die Wahrheit einzusetzen. Der Mitgliederversammlung unserer Kirche in Deutschland waren übersetzte Auszüge aus einem Artikel des Christian Science Monitor vorgelesen worden und diese Auszüge klangen antideutsch. Die Mitglieder waren sehr aufgebracht und ein ärgerlicher Brief wurde geschrieben.

Einige Zeit darauf fiel mir der Artikel in die Hände und ich las ihn selber. Nach meiner Meinung waren die Zitate aus dem Artikel in der Mitgliederversammlung verdreht und aus dem Zusammenhang gerissen wiedergegeben worden. Jetzt war ich sehr aufgebracht. Ich versuchte, die Sache zu berichtigen. Das wurde von einigen Mitgliedern begrüßt, allerdings von anderen als vorlaute Kritik eines jungen unerfahrenen Mitglieds aufgefasst.

Ich war tief enttäuscht. Ich hatte mich doch nur für die Wahrheit eingesetzt! Aber das Ergebnis war eine zerstrittene Mitgliedschaft und dadurch wurde ganz offensichtlich die heilende Mission der Kirche behindert. In den Zeugnisversammlungen am Mittwoch schienen sogar die Berichte über Heilungen abzunehmen. Durch die heftige Reaktion war ich einen Augenblick lang versucht zu denken, ich sei nicht der richtigen Kirche beigetreten.

Aber ich erkannte schnell, dass dieser Gedanke nicht von Gott kommen konnte. Dieser Gedanke, der mich von meiner Kirche trennen wollte, der die Kirche durch Zwietracht zu zerstören suchte, hatte seinen Ursprung in der fleischlichen Gesinnung, die wir das sterbliche Gemüt nennen. So wandte ich mich im Gebet an Gott, um eine Lösung zu finden.

In der Bibellektion Nach dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. jener Woche fand ich den Bericht über Elia, der als Prophet des einen Gottes den falschen Propheten des Baal entgegengetreten war. Nach dem sogenannten Gottesurteil am Karmel hatte er etwa 450 Priester Baals umbringen lassen. Jetzt lief er um sein Leben, denn die Königin Isebel drohte ihm mit dem Tod. Siehe 1. Kön 18:21 bis 19:21.

Einer der Jünger hatte für seinen Herrn und Meister kämpfen wollen.

Die Bibel berichtet: „Er aber ging in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.” Aber es kam anders. Es heißt in der Bibel, dass der Engel des Herrn ihn anrührte und aufforderte sich zu erheben, um zu dem Berg Gottes, dem Horeb, zu gehen. Dort erlebte er dann, dass Gott nicht im Sturm, nicht im Erdbeben und nicht im Feuer ist. Erst in einem stillen, sanften Sausen — die englische King-James-Bibel spricht von einer stillen, sanften Stimme — hörte er Gott.

Wie zur Ergänzung fand ich den Bericht über die Gefangennahme Jesu im Garten von Gethsemane. Einer der Jünger hatte für seinen Herrn und Meister kämpfen wollen, das Schwert gezogen und auf einen Knecht des Hohenpriesters eingeschlagen. Er hatte aber nicht richtig getroffen und dem Knecht nur ein Ohr abgeschlagen. Im Lukas-Evangelium erfahren wir, wie Jesus darauf reagierte: „Da sprach Jesus: Laßt ab! Nicht weiter! Und er rührte sein Ohr an und heilte ihn.” Lk 22:51.

Jesus hatte nicht nur seinem Jünger, sondern auch mir gezeigt, dass man nicht mit dem Schwert für Gott streitet — nicht mit den Waffen dieser Welt — sondern durch Heilen.

Jesus hatte nicht nur seinem Jünger, sondern auch mir gezeigt, dass man nicht mit dem Schwert für Gott streitet — nicht mit den Waffen dieser Welt —, sondern durch Heilen. Das war die Antwort, die ich gesucht hatte. Sie zeigte mir auch, wie sehr der Eifer für den Herrn in die falsche Richtung gehen kann. So schreibt Mrs. Eddy in Vermischte Schriften über die Christliche Wissenschaft: „Selbst der Menschenfreund, der auf diesem Feld der unbegrenzten Macht und des unbegrenzten Guten an der Arbeit ist, mag einen Eifer, mit Unverstand’ besitzen und sich so über das Ausmaß seiner gegenwärtigen Nützlichkeit täuschen.”Verm., S. 284.

Es ist immer wieder dasselbe! Das unpersönliche Böse, das wir den tierischen Magnetismus nennen, möchte die Mitglieder einer Kirche in Streit verwickeln und ihnen damit den wahren Frieden rauben, den man zum Heilen braucht. Dazu dienen meist nichtige Anlässe wie die Farbe von Vorhängen in einem Kirchenraum. Es können aber auch Meinungsverschiedenheiten über schwierige Aufgaben unserer Kirche sein.

Ich war dazu geführt worden, meine Antwort in den angeführten Beispielen aus der Bibel zu finden. Ich wusste nun, dass ich genug unternommen hatte, um das, was ich für die Wahrheit hielt, darzustellen, und dass es keinen Grund gab, mich weiter mit denen zu streiten, die sich auch zu der heilenden Tätigkeit des Christus bekannten, aber andere Auffassungen über bestimmte Dinge hatten. Gottes Schöpfung war vollkommen und ich konnte sie Seiner Hand überlassen.

In seinem Brief an die Römer sagt Paulus, dass uns nichts von der Liebe Gottes trennen kann. Siehe Röm 8:38, 39. Warum sollten wir uns durch irgendeinen großen oder auch kleinen Irrtum von anderen lieben Mitgliedern oder gar von der Kirche trennen lassen?

Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, dass Gott Gemüt ist — das eine Gemüt — und dass der Mensch dieses eine Gemüt reflektiert. Eine richtige Idee ist auch morgen noch richtig — ja selbst ein Jahr oder zehn Jahre später noch! Sicher ist es nicht falsch, für eine solche Idee einzutreten, wenn sie die Antwort auf Gebet ist. Und bestimmt sollte man auch nicht zu früh aufgeben, wenn eine solche Idee nicht gleich von allen anderen verstanden wird. Aber wenn man gebetet hat und gewisse menschliche Schritte unternommen hat, die sich aus diesem Gebet ergeben, dann ist es oft richtig, die Sache in Gottes Hand zu legen und still weiterzubeten, um zu erfahren, wie Gott Seine Wahrheit offenbaren wird. Mit menschlichem Willen oder mit roher Gewalt zeigen wir nur, dass wir uns wie der Jünger in Gethsemane verhalten und den Christus und seine heilende Tätigkeit noch nicht verstanden haben. Wir müssen dann auf die Stimme hören, die uns sagt: „Lass ab! Nicht weiter!”, um die heilende Kraft des Christus zu sehen.

Als ich mit meinem Gebet so weit gekommen war, klingelte das Telefon. Es war meine Mutter, die sich nicht wohl fühlte und mich bat, ihr durch Gebet zu helfen. Dieser Ruf zum Heilen vertiefte und vermehrte den Frieden, zu dem ich in der Kirchenangelegenheit gekommen war. Es war eine vollständige Heilung, denn auch der Streit in der Kirche hörte auf und etwa zwei Monate später wurde ich zum Zweiten Leser gewählt.

Die Liebe, die den Knecht des Hohenpriesters im Garten von Gethsemane heilte, wird uns helfen, die Leiden der Welt zu heilen.

Ich erinnere mich immer wieder gerne an diese Erfahrung, wenn ich bei der Kirchenarbeit auf Widerstand gegen das stoße, was ich für richtig halte. Die heilende Tätigkeit der Kirche ist wichtiger als irgendein noch so wohlgemeintes menschliches Projekt. Wie leicht kann ein solches wohlgemeintes Projekt sich als falsch herausstellen — auch wenn man meint, es sei die Antwort auf Gebet! Außerdem hört eine gute Sache auf, gut zu sein, wenn man sie mit menschlichem Willen durchzusetzen versucht oder im falschen Augenblick vorbringt. Dazu kommt, dass Wahrheit und Liebe immer siegen.

Um wirklich richtig zu handeln, muss man mehr beten und lauschen. Dann wird einem gezeigt, wann und wie eine Sache anzufangen ist. Dann gibt Gott uns die Worte und zeigt uns den Weg. Die Waffen dieser Welt können diesen Weg nicht bereiten. Die Liebe aber, die den Knecht des Hohenpriesters im Garten von Gethsemane heilte, wird uns helfen, die Leiden der Welt zu heilen. Gott ist nicht nur gut, Er hat auch die Allmacht, Seine Güte durchzusetzen.

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