Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. (Joh 1:1)
»Der östliche Text dieser Stelle legt besonderen Nachdruck auf >das Wort.< Der Schreibende verweist auf das aramäische miltha, das >Äußerung< oder >Wort Gottes< heißt. Das hebräische dabar dagegen bedeutet >sprechen< Hier nimmt der Evangelist auf den Christus, den Messias, Bezug, den Gott durch Sein Wort dem Abraham, Isaak und Jakob als den unentbehrlichen und alleinigen Erlöser der Menschheit versprochen hatte. >Und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden< und >Es wird das Szepter von Juda nicht entwen det werden, noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis dass der Held komme< (1. Mose 12:3 und 49:10).
Der Verfasser dieses Evangeliums tat dar, dass >Das Wort< (Christus) von jeher bestanden hat; denn Er war das Wort Gottes, und Gott kennt weder Anfang noch Ende; Seine Versprechungen gelten ewiglich. Anders ausgedrückt heißt das, dass Gott und das Wort schon immer waren, dass aber das Wort als Äußerung Gottes zu verstehen ist. Wenn Engel und Propheten die Worte Gottes verkündigten, huben sie an: >Also spricht der Herr.< Ihre Worte galten als Gottes Worte, denn die sprachen ja an Seiner Stelle.
Im Orient werden Abgesandte, die eine Botschaft des Königs mit sich führen, mit den einem König zukommenden Ehren empfangen, denn den Worten des Königs ist man Achtung und Gehorsam schuldig. Je de kritische Bemerkung gegen seinen Erlass würde als Beleidigung oder als Angriff gegen den König persönlich aufgefasst. >Einen Mann bewertet man nach seinen Worten<, lautet eine orientalische Redensart.
Der Evangelist bediente sich semitischer Begriffe und Ausdrücke, um jesus mit den göttlichen messianischen Versprechungen zu verknüpfen. Das stimmt gut mit den biblischen Auffassungen überein, nach denen Engel die Boten Gottes sind. Sie waren die Verkünder der Geburt Johannes des Täufers wie auch der Geburt Jesu. Es wäre daher völlig undenkbar, dass Johannes, der Sohn des Zebedäus, den griechischen Begriff >Logos< verwen det hätte, dessen Inhalt dem semitischen Denken völlig fremd war.« (Lamsa)
Durch den Glauben empfing auch Sara, die unfruchtbar war, Kraft, Nachkommen hervorzubringen trotz ihres Alters; denn sie hielt den für treu, der es verheißen hatte. (Hebr 11:11)
»Der Bericht von der Verheißung eines Sohnes, die Abraham und Sara widerfuhr, findet sich 1. Mose 17,15-22; 18,9-15; 21,1-8. Das Wunder besteht darin, dass sowohl Abraham als auch Sara bereits neunzig Jahre alt und längst über das Alter hinaus waren, in dem einem Kinder geboren werden. Dennoch wurde diesen beiden Menschen dem alten Bericht zufolge eine der artige Verheißung gemacht, die sich tatsächlich auch erfüllte. Beim Lesen des alttestamentlichen Berichts erkennen wir, dass die Reaktion, die Abraham und Sara auf die Verheißung hin zeigten, dreifach gestuft ist.
1. Zunächst rief die Verheißung schiere Ungläubigkeit hervor. Als Abraham die Verheißung vernahm, fiel er auf sein Angesicht und lachte (1. Mose 17:17). Als Sara sie vernahm, lachte sie bei sich selbst (1. Mose 18:12). Der Mensch reagiert auf die Verheißungen, auf das Angebot und die Einladung Gottes zunächst zwangsläufig damit, dass er sie nicht ernst nimmt, weil sie ihm viel zu wunderbar erscheinen. Es gibt kein größeres Schöpfungsgeheimnis als die Liebe Gottes. ...
2. Allmählich wurden Abraham und Sara sich der Bedeutung der Verheißung bewusst. Nachdem ihnen das Ganze anfangs unglaublich erschienen war, wurde ihnen nach und nach bewusst, dass Gott so zu ihnen sprach. Was Gott sagt, muss wahr sein; Gott lügt nicht. ...
3. Die dritte Stufe ist schließlich erreicht, als Abraham und Sara fähig werden, das Unmögliche zu glauben. Dass die beiden ein Kind haben sollten, erschien menschlich gesehen unmöglich. So sagt Sara denn auch; >Wer hätte wohl gesagt, dass Sara Kinder stille?< (1. Mose 21:7). Doch Gottes Macht und Gnade machte das Unmögliche möglich. ...
Die Menschen verbringen den größten Teil ihres Lebens damit, die Macht Gottes einzuschränken. Glaube ist die Fähigkeit, von jener Stärke Besitz zu ergreifen, die unserer Schwachheit aufhilft, und von jener Gnade, die allem Genüge tut, so dass etwas, was nach menschlichem Ermessen unmöglich ist, nach göttlichem Ermessen dennoch möglich wird. Mit Gott ist alles möglich«. (Barclay)
Und es wird dort eine Bahn sein, die der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; (Jes 35:8)
»Wenn es in V. 4 von der kommenden Heilsgemeinde heißt, dass die Glieder einander zurufen: >Seht da, euer Gott!<, dann ist keineswegs Gottes Anwesenheit an irgendeinem heiligen Ort gemeint. Vielmehr wird sich die Herrlichkeit Gottes – das ergibt sich mit großer Klarheit aus dem Bisherigen – auf einem Weg zeigen, den er geht. Gottes Größe offenbarte sich dem Propheten einst als Sendender: >Wer will für uns Bote sein?<. Gott will also im Wort des Jesaja Unterwegs ein. Doch dieser Auftrag führte schließlich das Volk in eine Sackgasse, wie sie aussichtsloser nicht vorzustellen war. Dann wurde Israel auf einen schrecklichen Weg geschickt, den Weg durch die Wüste ins babylonische Exil. Nun aber, da sich Gott wieder seines Volkes erbarmt, tut er es mittels einer Straße [Bahn], eines heiligen Weges, der deswegen so heißt, weil Gott auf ihm geht. ... Kein Unreiner wird auf ihm gehen. Nicht die Elenden und an der Seele Ermatteten sind ausgeschlossen, es sind die, die sich der offenbarten Herrlichkeit Gottes verschließen und sich von ihr abwenden. Jemand, der die Erlösung nicht haben will, wird keinen Zugang haben. Damit sind die früheren Vorschriften über die kultische Unreinheit überholt. Später wird Jesaja sagen, dass die Völker, die Israel nach Jerusalem geleiten, es sind, die auf dem heiligen Weg einen Zugang haben. Weil Gott selbst diesen Weg geht, wird er gerade sein, so dass niemand auf ihm zu Fall kommen wird durch Löwen und reißende Tiere. Und keiner, der sich durch die Weigerung, Gottes Herrlichkeit wahrzunehmen, selbst vom Heil ausgeschlossen hat, kann auf diesem Weg gehen. Denn ein Tor ist, der seine Augen vor Gott wissentlich verschließt. Nur die Erlösten, die heimkehren zum Zion, werden auf der von Gott selbst bereiteten Bahn gehen. Weil Gott sich unterwegs zu erkennen gibt, ist schon der Weg und nicht erst das Ziel von Freude und Wonne gezeichnet.« (WStB)
Dies ist die Geschichte Nehemias, des Sohnes Hachaljas. (Neh 1:1)
»Nehemia, Esras enger Gefährte unter den Juden, die aus dem Babylonischen Exil heimgekehrtwaren, spielte eine entscheidende Rolle bei der Neugründung des Staates Juda. Er veranlasste den Wiederaufbau der Mauern Jerusalems, stieß dabei aber auf den Widerstand jener Juden, die in der Heimat geblieben waren. In seinem 20. Amtsjahr, d. h. 445 v. chr., ernannte der Perserkönig Artaxerxes Nehemia zum Statthalter von Juda und gestattete ihm, nach Jerusalem zu reisen. Dort blieb er 12 Jahre und kehrte – nach einem 1-jährigen Besuch in Persien – um 433 v. Chr.nach Juda zurück. Ort und Zeit seines Todes sind nirgends belegt, doch aus bibelfremden Quellen weiß man, dass Nehemia 407 v. Chr. nicht mehr Statthalter war.
Obwohl in der Bibel das Buch Esra vor dem Buch Nehemia steht und Esra also vor Nehemia gewirkt haben müsste, sind manche Forscher der Ansicht, dass Nehemia 10 Jahre vor Esra in Jerusalem eintraf. Die Verfasser der beiden Bücher waren sicherlich nicht so sehr auf historische Genauigkeit bedacht, vielmehr ging es ihnen darum zu belegen, dass sämtliche Reformen Nehemias im Einklang standen mit der Thora, die Esra dem Volkverkündet und zur Verfassung des jüdischen Staates erhoben hatte. Nehemia wird in der Bibel nicht nur für den Wiederaufbau der Stadtmauern Jerusalems gerühmt, sondern auch als Erneuerer des jüdischen Glaubens, wie er heute noch praktiziert wird.
Der Großteil dessen, was man über Nehemia weiß, stammt aus seinem autobiographischen Bericht. In einer Mischung aus frommen Gebeten und lebendiger, selbstbewusster Schilderung erzählt er von seinen Erfolgen. Manche Gelehrten erkennen darin eine gewisse Spur von Eitelkeit, so etwa wenn er seine eigene Tugendhaftigkeit den Verfehlungen der anderen Führer Judas gegenüberstellt: >Weil ich Gott ernst nahm, tat ich dies alles nicht< (Neh 5,15) ...
Wie Ester und Daniel, so erlangte auch Nehemia, einer der verbannten Juden, hohe Anerkennung durch die Fremden, unter denen er lebte. Nehemia wohnte in der persischen Hauptstadt Susa und war Artaxerxes' Mundschenk, musste also dafür sorgen, dass der Wein des Königs nicht vergiftet war. Von seinen Glaubensbrüdern erfuhr er, dass die Mauern Jerusalems in Trümmern lagen. ...
Als Statthalter des Artaxerxes, versehen mit allen Vollmachten, reiste Nehemia mit einer Leibwache des Königs nach Juda. ... Da Juda zum Perserreich gehörte, musste man Nehemias Autoritätsanspruch ernst nehmen. Als die anderen Statthalter Sanballat, Tobija und der Araber Geschem Einwände erhoben, erwiderte Nehemia scharf, sie als Nichtjuden gehe Jerusalem nichts an; ... Die Hohenpriester und die Mehrheit der anderen Beamten beschlossen, Nehemia zu unterstützen. ... Deshalb setzte Nehemia unbeirrt die Arbeiten fort und vollendete nach 52 Tagen den Wiederaufbau der Stadtmauern und Tore am 25. Tag des Monats Elul (August/September). ... Er überwachte die Einweihung der Jerusalemer Stadtmauer und war – wie es Esra getan hatte – darauf bedacht, das Volk von fremden Einflüssen zu säubern. In späterer Zeit schrieb die jüdische Tradition Nehemia außerdem das Verdienst zu, neben dem Pentateuch auch die restlichen heiligen Schriften für die Verwendung im Tempel gesammelt zu haben.« (MdB)
Quellenangaben
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
Lamsa = Georg M. Lamsa, Die Evangelien in aramäischer Sicht
MdB = Die Menschen der Bibel
WStB = Wupperlaler Studienbibel