Mein Vater war bei der Marine. Er war Kampfpilot, der mit einer VMF 121 im 2. Weltkrieg in Guadalcanal im Pazifik kämpfte. Für seine Tapferkeit als Pilot in diesem Konflikt wurde er mit einem Hervorragenden Fliegerkreuz ausgezeichnet. Ebenso flog er im Koreakrieg und auch in den ersten Jahren des Vietnamkonflikts versah er seinen Dienst.
Es steckt viel Symbolik in dem Konzept, etwas »sofort abzubrechen«, sei es eine Tätigkeit oder eine Art zu denken, und »zur Basis zurückzukehren«.
Er praktizierte auch sein ganzes Leben lang Christian Science. Er betete jeden Tag um Gottes Führung, sowohl in Kriegs- als auch in Friedenszeiten, und er lehrte uns, dies genauso zu tun. Er war auch ein guter Vater und er erzog meinen jüngeren Bruder, meine Schwester und mich zu Hause auf eine stolze militärische sehe Art, die uns heranreifen ließ. (Sicherlich zusammen mit der selbstlosen Liebe und dem ausgleichenden Wesen unserer geliebten Mutter!) Als ich erwachsen wurde, wurde ich auch Pilot Der Einfluss meines Vaters auf mich war also sehr stark.
Nach der Militärlaufbahn meines Vaters blieb er der Truppe eng verbunden, indem er jungen Marinesoldaten als Christian Science Militärseelsorger half. Und danach unterstützte er andere als 2 Christian Science Praktiker. So war also sein ganzes Leben Gott, seiner Familie, seinem Land und der Menschheit gewidmet.
Als wir klein waren, teilten sich mein Bruder und ich ein Schlafzimmer. Wir waren ständig springlebendig, wie meine Großmutter feststellte, und wir gingen abends nur ungern schlafen. Wenn dann alles mütterliche Schmeicheln keine Wirkung zeigte und immer noch kein Frieden und keine Ruhe eingetreten waren, wurden wir von der Kommando stimme meines Vaters, der in der Tür stand, laut und deutlich zu Ordnung gerufen: »Und jetzt, jungs, sofort abbrechen!«
Die Folge war augenblickliche Ruhe und im nächsten Augenblick lagen wir mucksmäuschenstill unter unseren Bettdecken und das Licht ging aus.
Wenn in der Welt eines Militärpiloten ein Luftgefecht in Gang gesetzt wird und aus irgendeinen Grund sofort abgebrochen werden muss, kommt der Befehl: »Sofort abbrechen!« Augenblicklich werden alle laufenden Aktivitäten eingestellt und alle Flugzeuge kehren zur Basis zurück. Es steckt viel Symbolik in dem Konzept, etwas »sofort abzubrechen«, sei es eine Tätigkeit oder eine Art zu denken, und »zur Basis zurückzukehren«.
Für uns kam die »Rückkehr zur Basis«, wenn das Licht gelöscht wurde. Wenn wir unter der Bettdecke hervorlugten, um zu sehen, ob unser Vater noch da war, sahen wir seine Silhouette im Türrahmen. Während wir ihn beobachteten und in die Dunkelheit lauschten, begann er langsam das Gebet eines anderen Kriegers aufzusagen, den 91. Psalm Davids. »Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt,...« begann er. Ich lag da und lauschte und war jedes Mal erstaunt, dass er den ganzen Psalm auswendig konnte. Ich begann die Begriffe von Sicherheit, langem Leben und Erlösung in diesem Psalm zu lieben. Normalerweise waren wir eingeschlafen, bevor mein Vater den Psalm zu Ende gesprochen hatte.
In Wissenschaft und Gesundheit steht: »Leben ist wirklich und Tod ist die Illusion.«
Mit der Zeit konnte auch ich den Psalm auswendig, aber ich fragte mich immer, was der Vers bedeutete, in dem stand: »Wenn auch tausend fallen zu deiner Seite und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dich nicht treffen. Ja, du wirst es mit eigenen Augen sehen und schauen, wie den Gottlosen vergolten wird.«
Später, als ich erwachsen war, sprach ich einmal mit meinem Vater über den 91. Psalm und er erläuterte mir, was dieser Vers für ihn bedeutete. »Wenn du darüber nachdenkst«, sagte er, »stellst du fest, dass es immer die Erfahrung anderer ist, wenn wir vom Sterben hören oder vom Geborenwerden. Es ist nie unsere eigene Erfahrung.« Er erklärte mir weiter, dass wir jeden Tag Berichte über Todesfälle hören, sei es in den Nachrichten oder in unserer Nachbarschaft, in unseren Kirchen oder auch in unseren eigenen Familien. Und so akzeptieren wir den Tod als etwas sehr Reales. Vielleicht sehen wir auch Menschen sterben, aber wie beim Geborenwerden werden wir uns nie bewusst, dass es auch uns selbst widerfährt. Als ich darüber nachdachte, stellte ich fest, wie illusorisch das Geschehen ist, das wir »Sterben« nennen.
Als wir erfuhren, dass mein Vater weitergegangen war, überfiel uns eine große Traurigkeit. Wir wollten verstehen, dass alles wahr ist, was wir über die Unendlichkeit Gottes und des Menschen als Gottes Widerspiegelung gelernt hatten.
In Wissenschaft und Gesundheit steht: »Leben ist wirklich und Tod ist die Illusion. Eine Demonstration der Tatsachen der Seele auf Jesu Weise löst die dunklen Visionen des materiellen Sinnes in Harmonie und Unsterblichkeit auf. In diesem erhabenen Augenblick ist es das Vorrecht des Menschen, die Worte unseres Meisters zu beweisen >Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht sehen in Ewigkeit.< Dem Denken das falsche Vertrauen und den falschen Augenschein zu nehmen, damit die geistigen Tatsachen des Seins erscheinen können, das ist die große Errungenschaft, mit deren Hilfe wir das Falsche wegfegen und dem Wahren Raum geben werden. So können wir in Wahrheit den Tempel oder Körper aufrichten, dessen >Baumeister und Schöpfer Gott ist.< «(S. 428)
Ich habe oft über diese Gedanken nachgedacht. Dann teilte uns einmal zur Weihnachtszeit meine Mutter mit, dass es unserem Vater nicht gut ginge. Sie bat uns zu beten und dastaten wir auch. Die Familie hatte sich im Haus meines Onkels und meiner Tante in Michigan getroffen. Wir hofften, es würde meinem Vater wieder besser gehen und alle beide, er und meine Mutter, würden wie geplant zu den Feiertagen hierher fliegen. Aber das geschah nicht.
Mir liefen Tränen übers Gesicht. Vor meinen Augen sah ich ein Bild meines Vaters. Es war, als ob er mich streng ansah, und mit einem Ausdruck tiefer Liebe bellte er mir die Worte entgegen: »Sofort abbrechen!«
Als wir erfuhren, dass mein Vater weitergegangen war, überfiel uns eine große Traurigkeit. Noch deutlicher als je zuvor wollten wir verstehen, dass alles wahr ist, was wir über die Unendlichkeit Gottes und des Menschen als Gottes Widerspiegelung gelernt hatten. Im Angesicht der Nachrichten war es schwer, das Denken auf geistige Wahrheit auszurichten. Ich zog mich allein in das Arbeitszimmer meines Onkels zurück, um über das nachzudenken, was wir gerade gehört hatten.
Als ich allein im Zimmer saß, liefen mir Tränen übers Gesicht. Doch dann war es mir plötzlich, als fühlte ich zwei starke Schläge auf meiner Schulter, Schläge, die ein Marineoffizier jemandem geben würde, der aufwachen muss. Ich stand verdutzt auf und drehte mich um. Vor meinen Augen sah ich ein Bild meines Vaters. Er sah überhaupt nicht krank aus. Er sah völlig in Ordnung aus. Es war, als ob er mich streng ansah, und dann stemmte er seine Arme in die Seite, lächelte mich mit meinen Tränen an und mit einem Ausdruck tiefer Liebe bellte er mir die Worte entgegen, die ich schon so oft gehört hatte: »Sofort abbrechen!«
Ich fühlte mich so, als ob mir jemand sagte, ich solle sofort diesen falschen Bericht über den Tod fallen lassen und zur Basis zurückkehren – zu der geistigen Tatsache, dass »Leben wirklich [ist] und Tod eine Illusion.«
Ich sollte sofort diesen falschen Bericht über den Tod fallen lassen und zur Basis zurückkehren – zu der geistigen Tatsache, dass »Leben wirklich [ist]«.
Meine Tränen trockneten sofort, als sich mein Bewusstsein mit der Überzeugung füllte, dass mein Vater im Geist immer noch sehr lebendig war und dies auch immer bleiben würde, obwohl er weitergegangen war. Ich hatte weder einen Geist noch meinen tatsächlichen Vater gesehen. Ich fühlte stattdessen, dass ich einen Augenblick des göttlichen Bewusstseins erlebt hatte, so wie Mary Baker Eddy es in Wissenschaft und Gesundheit beschreibt: »Ein Augenblick göttlichen Bewusstseins, oder das geistige Verständnis von Leben und Liebe, ist ein Vorgeschmack der Ewigkeit. Dieser erhabene Ausblick, den man erlangt und bewahrt, wenn die Wissenschaft des Seins verstanden ist, würde die Zwischenzeit des Todes mit geistig erkanntem Leben überbrücken und der Mensch wäre im vollen Bewusstsein seiner Unsterblichkeit und seiner ewigen Harmonie, wo Sünde, Krankheit und Tod unbekannt sind.« (S. 598) – Ich ging und erzählte den anderen von diesen heilenden Gedanken, die mir gekommen waren. Wir fühlten alle, wie sich die Trauer augenblicklich auflöste.
Meine Mutter erzählte, dass an dem Tag, bevor mein Vater weiterging, ein alter Freund von den MarineKampfsoldaten zu Besuch gekommen war. Als er meinen Vater sah, war er sehr besorgt über seinen Zustand. Mein Vater sah ihn lächelnd an und sagte: »Mach dir keine Sorgen, hier geht mehr vor sich, als das Auge erfassen kann.« Was für eine starke geistige Aussage!
In Wissenschaft und Gesundheit wird uns versichert: »Wenn du oder ich zu sterben schienen, so wären wir nicht tot. Das scheinbare Verscheiden, verursacht durch die Mehrheit menschlicher Ansichten, dass der Mensch sterben muss, oder hervorgerufen durch mentale Meuchelmörder, widerlegt Christian Science nicht im Geringsten; vielmehr beweist es die Wahrheit ihrer grundlegenden Aussage, dass die sterblichen Gedanken dem Glauben nach die Materialität regieren, die fälschlicherweise Leben im Körper oder in der Materie genannt wird. Aber die immer-währende Tatsache bleibt ausschlaggebend, dass Leben, Wahrheit und Liebe von Sünde, Krankheit und Tod erlösen. >Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit [die göttliche Wissenschaft], dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht: >Der Tod ist verschlungen vom Sieg.< < (Paulus)« (S. 164)
Ich hatte weder einen Geist noch meinen tatsächlichen Vater gesehen. Ich fühlte stattdessen, dass ich einen Augenblick des göttlichen Bewusstseins erlebt hatte.
Schon früh hatte mein Vater reges Interesse daran, so viel wie möglich über sein unsterbliches und ewiges Selbst als Gottes Bild und Gleichnis zu lernen. Seine gebetvolle Arbeit als Christian Science Praktiker brachte ihn weit voran in seiner geistigen Erneuerung, die eine Schlüsselrolle in unser aller Leben spielen sollte. Der Apostel Paulus schreibt in der Bibel: »Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondertänderteuch durch die Erneuerung eures Sinnes, damit ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.« (Römer 12:2)
Ich erzählte den anderen von diesen heilenden Gedanken. Wir fühlten alle, wie sich die Trauer augenblicklich auflöste.
Wie mein Vater, so strebe auch ich danach, jeden Tag in meinem Leben näher zu diesem erneuerten Geist zu gelangen. Ich strebe danach »abzubrechen«, den sterblichen, materiellen Sinn des Seins für die geistige Basis zu verlassen, die uns beständig zu einem besseren Verständnis davon führt, dass Leben tatsächlich für jeden Menschen unsterblich ist.