Unser neu eingerichtetes Aquarium wollten wir mit einem neuen Fischpärchen erweitern und im Zoogeschäft stellte ich es meiner Tochter Sabine frei, ein Pärchen auszusuchen. Sie verliebte sich in zwei schöne Exemplare, ein Pärchen Prachtschmerlen. Der Zoohändler fischte sie uns heraus und bemerkte dabei, dass diese Fische besonders empfindlich auf Wasserwechsel reagierten und nach drei Tagen erfahrungsgemäß mit der so genannten Weißen-Pünktchen-Krankheit befallen würden. Am besten wäre es, das entsprechende Medikament gleich mitzunehmen, da nichts anderes als dieses helfen würde. Er meinte sogar, dass ich dieses Mittel vorbeugend ins Wasser schütten sollte, denn diese Krankheit fiele besonders hartnäckig aus. Als erstes verlor ich sogleich den Gefallen an den Fischen und erwog, einfach andere Fische zu kaufen.
Aber Sabine, die Sechsjährige, verstand meinen Sinneswandel nicht und ich bemerkte, dass sich hier Unsicherheit wie ein Schatten über dieser eigentlich freudigen Angelegenheit breit machen wollte. Andererseits sah ich eine Gelegenheit, den Fischen ein schönes Zuhause zu bereiten und die natürliche Harmonie und Ordnung in Gottes Schöpfung zu beweisen. So blieb ich nun bei meiner ersten Entscheidung und kaufte die Fische, allerdings ohne das Medikament. Wir versorgten unsere Fische nicht nur mit dem Futter, sondern vor allem auch mit dem Wissen, dass Wasser ihnen keinen Schaden zufügen kann, denn das ist nun mal der ganz natürliche Lebensraum eines Fisches. Und aus einer etwas höheren Warte betrachtet, konnte ich sehen, dass sie in der liebevollen, fürsorglichen Gegenwart Gottes schwimmen und ihre Schönheit, Eleganz und Gesundheit gottgewollt sind.
Wir verreisten am nächsten Tag für ein Wochenende. Ein Automat streute derweil das Futter ins Becken. Und als wir am besagten dritten Tag wieder heimkamen, war unser erster Gang, die Fische zu begrüßen. Die Freude war groß, als wir feststellten, dass sie rein und sauber waren. Doch am fünften Tage bemerkten wir eine Veränderung: Lauter weiße erhabene Pünktchen blühten am ganzen Körper der Tiere auf. Wir hielten am Gedanken fest, dass die Fische nichts anderes als Gottes Eigenschaften der Reinheit und der Schönheit zum Ausdruck bringen können. Beim nächsten Gang in das Zoogeschäft befragte mich der Zoohändler, ob die Prachtschmerlen, die von ihm erwähnte, ja, genau genommen angekündigte Krankheit bekommen hätten. Ich musste das bejahen, erkannte aber gleichzeitig, wie hartnäckig die Erwartung der Fischexperten ist, dass diese Krankheit beinahe gesetzmäßig auftreten müsste. Dies lehnte ich ab – ich hatte nicht die Absicht, mir diese Erwartung zu Eigen zu machen – wie auch sein nochmaliges Drängen, das Medikament zu verabreichen.
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