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Bote und Dolmetscher zwischen den Kulturen

Der deutsche Soziologe Wolf Lepenies wurde am 8. Oktober 2006 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet

Aus der November 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de


Der Stiftungsrat begründete die Ehrung wie folgt: »Mit Wolf LepeniesWolf Lepenies, geboren am 22. Januar 1942 im ostpreußischen Deuthen (Allenstein). Studium der Soziologie, 1967 Promotion in Münster,1970 abilitation an der Freien Universität Berlin. 1984 bis 2006 Professor für Soziologie an der FU. 1986-2001 Rektor des wissenschaftskollegs zu Berlin. 1994 initiierte Lepenies ein breit angelegtes Forschungsprogramm zum Thema Islam und intensivierte den wissenschaftlichen und kulturellen Austausch vor allem mit den osteuropäischen Nachbarn. Weitere Infos siehe unter and erem: http://de.wikipedia.org/wiki/Wolf_Lepenies ehrt der Börsenverein einen wissenschaftlichen Schriftsteller, den anschaulich schreibenden Biographen, den stilsicheren Essayisten, der durch Wort und Tat belegt, dass zwischen Verhalten und Wissen, zwischen Moral und Wissenschaft ein unauflöslicher Zusammenhang besteht.

Zwischen den in Kunst und Wissenschaft verbreiteten Haltungen von Enthusiasmus und Skepsis hat sich Wolf Lepenies für eine dritte Haltung entschieden: für eine dritte Haltung entschieden: für den intellektuellen Anstand, wie er ihn bei Diderot vorgebildet sieht. Er hat den >handelnden Intellektuellen< in der Geschichte gesucht und ihn als einen Typus beschrieben, der für das Gemeinwohl einsteht. Den Samen dieses freiheitlichen Denkens hat er nach dem Fall der Mauer mit großer Tatkraft auch in anderen Städten und lnstitution en gepflanzt, in St. Petersburg und in Warschau, in Sofia, in Bukarest, in Budapest und in Mali, und dadurch Völker und Kulturen im friedlichen Gespräch zusammengeführt. An die Stelle des Drohbildes vom »Zusammenprall der Kulturen« hat er das Hoffnungsbild kultureller Lerngemeinschaften gesetzt und solche Gemeinschaften in seinem Umkreis beispielhaft begründet. Er hat dem Frieden unter den Völkern einen Wurzelgrund gegeben. Dafür danken wir ihm.«

Andrei Plesu, der frühere rumänische Außenminister und jetzige Direktor des New Europe College in Bukarest, hielt die Laudatio.

Wolf Lepenies hob in seiner Dankesrede die engen historischen flechtungen des Westens mit der islamischen Welt hervor und betonte gerade auch in diesem Zusammenhang den Wert und die Verantwortung der Wissenschaften für den Dialog der Kulturen. »Auf die Demokratie haben wir kein Patent; sie ist kein Gut, das wir nach Belieben exportieren können«, mahnte Lepenies. »Es gilt für den Westen, mit aller Kraft die Leitidee eines mit der Moderne kompatiblen islam zu stärken, die aus der Mitte der muslimischen Welt heraus entwickelt und propagiert wird«, sagte Lepenies. Mutige Wissenschaftler spielten dabei seit langem eine führende Rolle. »Nicht nur die Abwehr des Islamismus, auch die Kritik des Islam ist — wie jede Religionskritik — legitim«, so Lepenies.

Der kritische Blick auf die westliche Zivilisationsgesellschaft dürfe jedoch nicht fehlen. »Unsere kulturellen Selbstverständlichkeiten müssen neu behauptet werden. An Grundübezeugungen wie den Menschenrechten und der Meinungsfreiheit brauchen wir dabei nicht zu zweifeln. Und gegen den Fanatismus hilft Festigkeit«, betonte Lepenies. »Woran es mangelt, ist die Wärme, mit der wir uns zu unseren Werten bekennen. Ansteckend kann die Demokratie nur wirken, wenn sie nicht routiniert betrieben oder anderen mit Gewalt aufgezwungen, sondern mit Enthusiasmus gelebt wird.« Dabei komme es entscheidend auf die Fähigkeit zur Selbstkritik und Selbstbescheidung an. Vor dem Hintergrund der großen Verantwortung der Wissenschaften kritisierte Lepenies die finanziellen kürzungen bei den deutschen Bildungseinrichtungen als »aberwitzig«. »Während laut über eine christliche Reconquista des von muslimischen Immigranten bedrohten Europa nachgedacht wird, verabschiedet sich aus unseren Hochschulen in aller Stille die Wissenschaft vom Christlichen Orient«, so Lepenies.

Andrei Plesu hob in seiner Laudatio den Kampfgeist seines Freundes und wissenschaftlichen Wegbegleiters Wolf Lepenies hervor. ... Der von Lepenies angestrebte Frieden sei jener, der in der Diversität der Welt ein Argument ihres Reichtums und nicht der Entzweiung sieht. »Der wahre Frieden wird dann erzielt, wenn die Differenzen der Versöhnung zustimmen und dabei die ganze Herrlichkeit und Pracht ihrer Unterschiedlichkeit beibehalten. Nicht eine Sprache für alle, sondern ein weltweites Bemühen um die Übersetzbarkeit einer jeden Sprache in alle anderen Sprachen«, sagte Plesu.

Weitere Informationen unter dem Link: www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de

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