Editorials
Die christliche Welt redet seit Jahrhunderten von G ottes Allerhabenheit. Immer und immer wieder hat sie Seine Allmacht laut verkündet, um indessen gleich mit dem nächsten Atemzuge ebenso laut von einer anderen Macht, das Böse genannt, zu sprechen und selbst die Frage aufzuwerfen, welche von diesen beiden Mächten wohl die größere sei.
Paulus ermahnte seine Zuhörer beständig, sie sollten sich einen erweiterten Begriff von Freiheit aneignen. Er erkannte deutlich die Knechtschaft des Fleisches — das heißt der fleischlichen oder falschen Annahmen — als der Menschheit anscheinend mächtigsten Feind und größten Stein des Anstoßes; er drang ernstlich in seine Zuhörer, mit seiner ganzen großen Überzeugungsgewalt, sie sollten die von ihnen als unvermeidlich angesehenen Fesseln sprengen und ohne Wanken feststehen in der vollen Freiheit der Kinder G ottes.
In der ganzen Lehre der Christlichen Wissenschaft gibt es wohl nichts Köstlicheres als ihre Feststellung der Tatsache, daß es keine Trennung von G ott geben kann. Die Christliche Wissenschaft erklärt diese Wahrheit und betont sie mit Nachdruck auf so mannigfaltige Weise, daß niemand ihr Lehrbuch, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy, lesen kann, ohne von dieser trostreichen Versicherung einen tiefen Eindruck zu bekommen.
Es ist bemerkenswert, daß das Sehnen nach Vergebung dem Menschen viel tiefer innewohnt als das Verlangen zu sündigen. Von den niedrigen Eingebungen des fleischlichen Gemüts irregeleitet, begehen die Menschen die schlimmsten Verbrechen; sie wälzen sich eine Zeitlang im Schlamm der Sinnlichkeit und leeren den Becher materieller Befriedigung fast auf den Grund; wenn aber das unausbleibliche Erwachen kommt, dann steigt zu dem großen Herzen der Liebe der Schrei nach Vergebung empor.
Nirgends sonst im Neuen Testament ist der Zweck des Wirkens Christi Jesu deutlicher hervorgehoben als im dritten Kapital des ersten Briefs des Johannes. In kurzer aber unverhüllter Sprache erklärt Johannes: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, daß die Werke des Teufels zerstöre!” Über die Bedeutung dieser Stelle kann nicht der geringste Zweifel bestehen.
Es ist geradezu wunderbar, wie die Christliche Wissenschaft die Herzen der Menschen mit Frieden und Zuversicht erfüllt. Durch ihre Lehren finden die Mühseligen und Beladenen Erquickung und Frieden; die Kranken und Leidtragenden werden mit Gesundheit und Trost gesegnet; die Schwachen und Verzagten empfangen Kraft und Zuversicht, ihren Lebensweg fortzusetzen.
Wir alle müssen einmal lernen, uns von G ott regieren zu lassen. Die Christliche Wissenschaft, die die Wahrheit offenbart, daß G ott das göttliche G emüt ist, zeigt über jeden Zweifel hinaus, daß schließlich alle Menschen unbedingt von diesem G emüt regiert werden müssen.
Seit jenem denkwürdigen Morgen vor fast zweitausend Jahren, als die Geburt Jesu, des Christus, für die Menschheit ein neues Zeitalter einleitete, ist er, der der Menschheit Erlöser und Wegweiser werden sollte, die höchst überragende Gestalt aller Zeiten und der Mittelpunkt der menschlichen Aufmerksamkeit geblieben. Um die Begleitumstände seiner niedrigen Geburt haben sich sehr viele Streitfragen erhoben; die sorgfältigste Untersuchung jeder geringfügigsten Einzelheit seines irdischen Lebens wollte zu keinem Ende kommen; was die Heilige Schrift über das Ende seiner irdischen Laufbahn berichtet, ist vielfach angezweifelt worden; über die Bedeutung seines unvergleichlichen Vorbildes gehen die Ansichten immer noch weit auseinander.
Es gibt wohl kaum ein Thema, das in der heutigen Zeit häufiger betrachtet und besprochen wird als die Brüderschaft der Menschen. Alle Welt nimmt an, daß diese Brüderschaft Tatsache ist, und die Mehrzahl der Menschen gibt willig zu, daß die meisten Probleme dieser Welt bald glücklich gelost werden konnten, wenn diese Brüderschaft vom Standpunkt der allumfassenden L iebe aus richtig verstanden und bewiesen würde.
Die Christliche Wissenschaft stimmt mit dem Urchristentum überein und unterscheidet sich von allen andern metaphysischen Lehrgebäuden. Leute mit den verschiedensten Meinungen, mit weit auseinander gehenden religiösen Ansichten, Christen, die sich früher über Glaubenssätze nicht einigen konnten, Juden und Heiden, einst der Meinung, daß sie sich nie auf dem gleichen Gebiete zusammenfinden würden,— sie alle haben die Christliche Wissenschaft angenommen und sehen die Unterschiede in dem sie einenden geistigen Verständnis völlig verschwinden.