Editorials
Als Jesus den Befehl gab: „Richtet nicht,” führte er eine Pflicht vor Augen, die die Menschheit erst nach Jahrhunderten zu begreifen anfing. Infolgedessen ist ihre rückhaltlose Erfüllung lange verzögert worden.
Es ist schwer, sich Unschuld ohne Freudigkeit vorzustellen. Das kleine Kind, das unter der zarten Obhut der Mutterliebe aufwächst und die Wege des Bösen nicht kennt, ist oft geradezu die Verkörperung der Freude.
Es ist ein wichtiges Zeichen unsrer Zeit, daß man allgemein die schlimmen Wirkungen erkennt, die die Furcht auf Gesundheit und Glück ausübt, und daß man immer mehr einsieht, wie notwendig es ist, die Furcht zu überwinden. Von der Kanzel und der Rednerbühne herab, in der Presse und in der Schule, von allen Richtungen her ertönen die Aufforderungen, diesen schädlichen Feind der Menschheit auszumerzen und dadurch Harmonie, Wohlfahrt und Wohlbefinden sicherzustellen.
Das Problem des Bösen bietet sich den Menschenkindern fortwährend dar. Beständig begegnen sie der Annahme vom Bösen in einer oder der andern Form.
G ott ist der unendliche Geber. Der überreiche Strom des Guten, das von Ihm kommt, kann in Ewigkeit nicht versiegen.
Wer die Art und Wiese, wie Christus Jesus, durch Demonstration die Dinge in den Augenschein treten ließ, deren die Menschen gerade bedursten, im Lichte der Christlichen Wissenschaft betrachtet, kommt zu der Überzeugung, daß der Nazarener diese Ergebnisse nicht durch die Betrachtung der materiellen Dinge erzielte, die in einer gegebenen Lage zur Herbeiführung harmonischer materieller Zustände erforderlich schienen, sondern durch sein tiefes Verständnis von der göttlichen Wahrheit und durch seine außergewöhnliche geistige Erleuchtung. Mochte sich nun der Bedarf auf einen Zinsgroschen, auf mehr Wein für das Festmachl, auf Speise für die hungrige Menge erstrecken, oder ein Verlangen nach Wiederherstellung der Gesundheit, also des materiellen Begriffs von Leben vorhanden sein, die Demonstration kam nicht durch die Betrachtung des scheinbaren Mangels zustande, sondern stets und ausnahmslos durch Jesu vollkommenes Verständnis von wahrer Substanz.
Alle Christen sehnen sich danach, daß G ottes Name auf der ganzen Welt geheiligt werde. Dem einen unendlichen G ott allein gebührt die Anbetung, die sie so gern dadurch zum Ausdruck bringen, daß sie Seinen Namen heiligen.
Das absolute Wesen der Christlichen Wissenschaft unterscheidet diese Lehre von allen andern Religionsund Philosophiesystemen. Andre Systeme stellen Lehrmeinungen über die Gottheit auf; die Christliche Wissenschaft verkündet die Wahrheit über G ott.
Es ist bei Christen nicht ungewöhnlich, daß sie sich prüfen, ob ihre Handlungsweise bei gewissen Begebenheiten wirklich durch das moralische Gesetz bestimmt war, obwohl dem geschriebenen Recht offenbar mit einer weniger hohen Norm entsprochen gewesen wäre. In der Bergpredigt besitzt die Menschheit ein Gesetz für die Lebensführung, das den Beweis eines hohen Grades von Selbstlosigkeit, Selbstverleugnung und liebevoller Rücksichtnahme auf die Mitmenschen, ja selbst auf die sogenannten Feinde verlangt.
Bei der Betätigung der Christlichen Wissenschaft kommt man bald zu der festen Überzeugung, daß durch die Vergegenwärtigung der Wahrheit des Seins diese Wahrheit auch stets demonstriert wird. Wohl mag das Böse seine falschen Ansprüche an uns nach mancher Richtung hin geltend machen; aber in dem Augenblick, da man sich die Allheit G ottes, des Guten, vergegenwärtigt und somit auch die Tatsache erkennt, daß das Böse unwirklich ist, beweist man naturgemäß auch die Macht des Guten über die Annahme vom Bösen.