
Editorials
Das absolute Wesen der Christlichen Wissenschaft unterscheidet diese Lehre von allen andern Religionsund Philosophiesystemen. Andre Systeme stellen Lehrmeinungen über die Gottheit auf; die Christliche Wissenschaft verkündet die Wahrheit über G ott.
Es ist bei Christen nicht ungewöhnlich, daß sie sich prüfen, ob ihre Handlungsweise bei gewissen Begebenheiten wirklich durch das moralische Gesetz bestimmt war, obwohl dem geschriebenen Recht offenbar mit einer weniger hohen Norm entsprochen gewesen wäre. In der Bergpredigt besitzt die Menschheit ein Gesetz für die Lebensführung, das den Beweis eines hohen Grades von Selbstlosigkeit, Selbstverleugnung und liebevoller Rücksichtnahme auf die Mitmenschen, ja selbst auf die sogenannten Feinde verlangt.
Bei der Betätigung der Christlichen Wissenschaft kommt man bald zu der festen Überzeugung, daß durch die Vergegenwärtigung der Wahrheit des Seins diese Wahrheit auch stets demonstriert wird. Wohl mag das Böse seine falschen Ansprüche an uns nach mancher Richtung hin geltend machen; aber in dem Augenblick, da man sich die Allheit G ottes, des Guten, vergegenwärtigt und somit auch die Tatsache erkennt, daß das Böse unwirklich ist, beweist man naturgemäß auch die Macht des Guten über die Annahme vom Bösen.
Wer Treue gegen G ott zum Ausdruck bringen will, muß auch in gewissem Grade verstehen, was G ott ist. Seit Jahrhunderten haben die Menschen versucht, Ihm treu gesinnt zu sein; aber wie oft hat gerade diese Gesinnungstreue zu den bittersten Kämpfen unter Brüdern geführt, weil man über Sein Wesen verschiedener Meinung war! Die irrtümliche Annahme, daß die Menschen keinen Anspruch darauf haben, G ott zu verstehen, ja daß selbst der Versuch, ein solches Verständnis zu erlangen, gotteslästerlich sei, ist in hohem Grade verantwortlich für die Verschiedenheit der Auffassung darüber, worin die Treue gegen Ihn besteht.
Jeder Forscher des Neuen Testaments wird von der Tiefe des Verständnisses überwältigt sein, das der Jünger, den Jesus lieb hatte, besaß und offenbarte, nämlich, daß unter allen Umständen Haß mit L iebe überwunden werden muß und daß alle Menschen stets in liebevoller Gemeinschaft miteinander leben sollten. Wer Jesu wahre Aufgabe als das vollkommene Vorbild der göttlichen L iebe erkennt, der weiß auch, warum Johannes der Jünger, den Jesus lieb hatte, genannt wird.
Welch eine Fülle angenehmer Gedanken steigt auf, wenn man an die Freude denkt, einen Gast zu beherbergen oder selbst Gast zu sein! Welch freudige Erwartungen hegen wir, wenn wir an die schöne Kameradschaft, die höhere Freundschaft und den engeren Zusammenschluß denken, der sicherlich aus dem Zusammensein entstehen wird, wenn Liebe es herbeigeführt hat! Wenn man sich auf den Besuch eines lieben Freundes vorbereitet, scheut man keine Mühe, alles in schönste Ordnung zu bringen und im Gastzimmer alles so vollkommen wie möglich herzurichten. Die Liebe kennt keine Ermüdung in ihrem Bestreben, glücklich zu machen.
„Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten. ” So lautet das neunte Gebot.
Der Offenbarer sah in seinem himmlischen Gesicht den vollkommenen Daseinszustand des Menschen. Er beschreibt unter den mannigfachen Herrlichkeiten, die ihm offenbart wurden, auch „einen lautern Strom des lebendigen Wassers.
Sobald das menschliche Bewußtsein anfängt sich zu vergeistigen, fängt der Mensch auch an zu verstehen, daß er unter göttlichem Schutz steht und von dem Höchsten Wesen unterstützt und erhalten wird, das die Menschen G ott nennen. Die Bibel enthält zahlreiche Beispiele, die diese Tatsache veranschaulichen.
Jeder wahre Christliche Wissenschafter bringt dem Thema Kirchenbau das größte Interesse entgegen. Die Erwähnung des Wortes allein schon schlägt in ihm eine verwandte Saite an, die in einem hoffnungsvollen Verlangen nach Fortschritt auf jedem Gebiet richtigen Strebens ertönt.