
Editorials
Eine der mehr oder weniger regelmäßig wiederkehrenden und daher ziemlich stark abgenutzten Einwendungen gegen die Christliche Wissenschaft ist die, daß es unchristlich, ja beinahe gotteslästerlich sei, wenn die Anhänger dieser Lehre behaupteten, daß in unsern Tagen die Kranken so geheilt werden könnten und tatsächlich so geheilt würden, wie vor neunzehnhundert Jahren „allerlei Seuche und Krankheit im Volk” durch Jesus geheilt wurden. Diese Kritik beruht zum großen Teil auf der Annahme, daß die Heilkraft, welche der Meister ausübte, eine ihm vom himmlischen Vater besonders verliehene Gabe sei, und daß er sie nur auf diejenigen übertragen habe, die persönlich mit ihm in Berührung kamen, insbesondere auf „die Zwölfe” und „die Siebenzig,” die seine unmittelbaren Nachfolger waren.
Die Leser des Herold werden sich gewiß über den in dieser Nummer erscheinenden Bericht über die Jahresversammlung Der Mutter-Kirche freuen, Haben wir doch als Christliche Wissenschafter größere Ursache als je zuvor, G ott für den Reichtum Seiner Güte zu danken. Bei all unsrer Freude dürfen wir aber nicht vergessen, daß ein jeder von uns für den Fortschritt unsrer Sache verantwortlich ist.
Es gibt wohl in der Heiligen Schrift kein Wort, das in sinnbildlicher Anwendung eindrucksvoller wäre als das Wort „Fels. ” Vor allem bedeutet es die demonstrierbare Wahrheit, die Christus-Idee.
In allen christlichen Ländern beten tagtäglich ungezählte Tausende: „Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden;” und doch sind sich nur wenige der hohen Bedeutung dieser Bitte bewußt, nur wenige haben einen Begriff davon, wie viel sie in sich schließt. Abgesehen von kirchlichen Lehrunterschieden setzt sie bei dem Betenden den innigen Wunsch voraus, daß er selbst den Willen G ottes so tun möge, wie er im Himmel getan wird — daß sein Denken, Reden und Handeln eine Wiederspiegelung des Willens der unendlichen Weisheit und L iebe sei.
Christliche Wissenschafter verfallen zuweilen der Versuchung, ihre Aussagen über die Lehren ihrer Religion in etwas zu färben und die Ausübung derselben zu modifizieren, um nicht mit den Ansichten der Außenstehenden zu sehr in Konflikt zu geraten. Dabei sind sie sich aber nicht bewußt, daß sie durch solche Zugeständnisse den absoluten Charakter der Christlichen Wissenschaft schädigen.
Wenn die Bergpredigt das Wesen der Christlichen Wissenschaft in sich faßt, wie Mrs. Eddy auf Seite 271 von Wissenschaft und Gesundheit sagt, so ist die „Goldene Regel” ihr Inbegriff.
Wer die Gottesdienste in einer Kirche der Christlichen Wissenschaft besucht hat, weiß, daß hier das Abendmahl im Gegensatz zu den Kirchen andrer Konfessionen ohne die materiellen Elemente des Brotes und Weines gefeiert wird. Mrs.
Die Menschen sind stets bestrebt gewesen, eine Macht, die zu verstehen sie nicht einmal versucht haben und vor der sie sich fürchten, zu beeinflussen oder zu beschwichtigen. Das Ergebnis war der jämmerliche Götzendienst, die Verehrung von Macht und Reichtum, und dergl.
Mitglieder der Kirchen der Christlichen Wissenschaft sowie auch andre, die unsern Gottesdiensten beiwohnen, beklagen sich zuweilen, daß nicht alle Besucher die Rechte derer, die sich in ihrer nächsten Umgebung befinden, in genügendem Maße berücksichtigen. Rücksichtslosigkeit beruht zuweilen nur auf Gedankenlosigkeit, ist aber darum nicht weniger unangenehm.
Indem Mrs. Eddy der Welt die Christliche Wissenschaft gab —„das Gesetz G ottes, das Gesetz des Guten, welches das göttliche P rinzip und die Regel der universellen Harmonie deutet und demonstriert” („Rudimental Divine Science,“ S.