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Der Wert eines rechten Beweggrundes

Aus der November 1913-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Manche Sterbliche geben sich sehr leicht mit dem Gedanken zufrieden, daß sie beim Ausarbeiten von Problemen ihr Bestes getan hätten, und sie entschuldigen dann ihre Mißerfolge damit, daß ihre Beweggründe nur gut gewesen seien. Die Heilige Schrift, wie sie uns in Wissenschaft und Gesundheit von Mrs. Eddy erklärt wird, verlangt mehr als einen rechten Beweggrund. Sie lehrt nirgends, daß ein rechter Beweggrund allein genüge, um etwas zu erlangen, trotzdem sie andrerseits die Unerläßlichkeit einer reinen Absicht als Grundlage jeder Tätigkeit betont.

Um Erfolg in irgendeiner Richtung zu erlangen, muß man den Gedanken in die Tat umsetzen, die Aufrichtigkeit des Gebets durch gute Werke beweisen, und das Gelernte praktisch anwenden. Nachdem der verlorene Sohn durch Leiden gelernt hatte, seine Sünden zu bereuen, stieg in seinem Herzen der Wunsch auf, durch Gehorsam gegen seinen Vater alles wieder gut zu machen. Aber erst als er sich aufmachte und zu seinem Vater ging, wurde er ans seiner selbstverschuldeten Knechtschaft befreit, erst dann wurde ihm seine rechtmäßige Stellung als Sohn wiedergegeben. Ein richtiger Beweggrund ist bloß der Ausgangspunkt für das Handeln. Er muß von treuer, ausdauernder Arbeit und aufrichtigem Gebet begleitet sein, damit seine Reinheit erhalten bleibe, d. h. damit jede Selbstsucht und jedes Verlangen nach weltlicher Ehre von demselben ferngehalten werde. Solche Bestrebungen eröffnen uns Wege, auf denen das göttliche Gemüt uns ungeahnten Möglichkeiten entgegenführt.

Richtige Beweggründe haben und ihre Reinheit erhalten ist also nicht alles, was von uns verlangt wird. Sie geben uns nicht das Recht, uns dem Gedanken hinzugeben, daß unsre Pflicht erfüllt sei und wir nun reichen Lohn erwarten könnten, oder gar unsre Fehler mit der Erklärung zu bemänteln, daß wir unser Bestes getan hätten. Viel Arbeit muß bis zur Erntezeit vollbracht werden. Selbst die besten Zustände und Eigenschaften des menschlichen Bewußtseins bedürfen noch der Verbesserung und Läuterung, ehe dieses Bewußtsein das Göttliche wiederspiegeln kann. Das, was sich dem menschlichen Bewußtsein als ein richtiger Beweggrund darstellt, ist in vielen Fällen kaum mehr als eine irrige Annahme, muß also von Grund aus berichtigt werden, bevor man ihm trauen kann. Selbst ein ehrlicher Wunsch kann irrig sein, und ein ernster Vorsatz kann durch Unwissenheit, Aberglaube oder Selbstsucht auf Abwege geraten. Es könnte jemand einen durchaus ehrlichen Beweggrund haben und doch durch Achtlosigkeit ebensoweit vom rechten Weg abkommen, wie einer der den Unterschied zwischen Recht und Unrecht nicht kennt, oder dagegen gleichgültig ist.

„Ein Mangel an richtiger Einsicht verrät die Wahrheit ebenso sicher in die Hände böser Menschen, wie ein versteckter Verschwörer; die Absicht ist nicht so schlecht, aber das Resultat ist ebenso schädlich” (Botschaft an die Mutterkirche, „Sentinel“ vom 8. Juli 1899). Daraus geht klar hervor, daß der Beweggrund zwar in Erwägung gezogen werden muß, wie es bei Kriminalverhandlungen geschieht, daß er aber nie eine unrechte Tat bemänteln oder sie entschuldigen darf, denn dadurch kann man weder Recht unrecht noch Unrecht recht machen, noch können schädliche Folgen auf diese Weise verhütet werden. Der Wunsch, gegen andre liebevoll zu sein, oder unsre eignen Fehler zu entschuldigen, verleitet uns leicht dazu, zu ihrer oder unsrer Verteidigung auf den guten Beweggrund hinzuweisen. Diese Neigung sollte durch die Einsicht, daß das Übel unpersönlich und unentschuldbar ist, als ein Irrtum erkannt werden.

Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß die Sterblichen von ihrem Glauben an die Wirklichkeit des Materiellen befreit werden müssen. Wie viel Unheil ist doch in der Welt angerichtet worden durch Unternehmungen, die zweifellos von einem guten Beweggrund ausgingen! Tausende von gewissenhaften Ärzten und Krankenwärtern geben ihren Patienten Medizin, in der einzigen Absicht, Leiden zu mildern; und doch könnten genug Fälle aufgezählt werden, in denen die gute Absicht es nicht zu verhindern vermochte, daß die Medizin dem Patienten schädlich war, oder ihn gar ums Leben brachte. Aus der Weltgeschichte ersehen wir, daß alle sogenannten Religionskriege, alle Verfolgungen Andersgläubiger stets von beiden Teilen in der Überzeugung unternommen wurden, daß sie im Recht seien. So überzeugt waren sie von der Richtigkeit ihrer Beweggründe, daß sie für dieselben zu sterben bereit waren.

Wir werden alle gelegentlich belästigt oder geschädigt, ja sogar in unserm geistigen Wachstum und Fortschritt gehemmt durch Leute, die aus guten Beweggründen zu handeln vermeinen; und wir wiederum sind gewiß oft andern ein Stein des Anstoßes, weil wir so unbedingt an die Richtigkeit unsrer Beweggründe glauben und nicht genug Einsicht haben, um zu erkennen, wohin es führen kann, wenn wir selbst handeln oder andre zum Handeln veranlassen, ohne einen sichereren Führer zu haben als unsern eignen beschränkten Begriff vom Recht. Daher müssen selbst unsre besten Beweggründe und Absichten verbessert und gereinigt werden, wenn nötig durch harte Erfahrungen. Wir müssen sie vor Gott bringen, damit Er sie berichtige. Erst dann können wir ihnen trauen. Mit dem wachsenden Verständnis offenbart sich uns eine klarere Erkenntnis der Wahrheit. Darum dürfen wir nicht hartnäckig an unsern Meinungen festhalten, wenn wir nicht unsern eignen Fortschritt hindern wollen.

Die Geschichte hat seit Jesu Zeiten niemand aufzuweisen, der ein besseres Beispiel in bezug auf Übereinstimmung zwischen Beweggrund und Handlungsweise gegeben hätte, als Mrs. Eddy es getan hat. Von wahrhaft erhabenen Beweggründen beseelt, war sie doch stets ebenso bereit, stille zu stehen wie vorwärts zu schreiten, anzuordnen wie zu widerrufen, auf jedem Schritt des Weges, auf dem sie folgte und zugleich führte. Immer war sie bereit, dem göttlichen Befehl zu gehorchen. Wußte sie doch, daß ein richtiger Beweggrund nur der erste Schritt in der rechten Richtung ist, wie die Bekehrung mit der Reue ihren Anfang nimmt. Mrs. Eddy wirkte bahnbrechend, und wir genießen nun die Früchte ihrer vieljährigen Arbeit, der Entdeckung der exakten und daher demonstrierbaren Wissenschaft des Christentums, die sie lehrte. „Dies ist der Weg; denselbigen gehet”.

So wie derjenige, der die Grundregeln der Mathematik kennt, sie im Ausarbeiten von Aufgaben genau anwendet, so wird auch der Christliche Wissenschafter, der unerschütterlich an Gott glaubt und von dem von unsrer Führerin gewiesenen Weg am wenigsten abweicht, die Wissenschaftlichkeit des Christentums am besten beweisen können.


Wer schlägt den Leun?
Wer schlägt den Riesen?
Wer überwindet den und diesen?
Das tut jener, der sich selbst bezwingt.

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