Zur Ehre Gottes und aus Dankbarkeit für die Christliche Wissenschaft gebe ich folgenden Bericht. Als ich vor einem Jahr diese Lehre annahm, litt ich an einem schweren Übel am linken Fuß, das von den Ärzten als Beintuberkulose bezeichnet wurde. Dieses Leiden haftete scheinbar dauernd an mir, denn drei Jahre früher war es am rechten Fuß aufgetreten. Damals lag ich ein Jahr und drei Monate in einer chirurgischen Klinik und war in den Händen der besten Ärzte. Alle ärztliche Kunst wurde angewandt, aber ohne Erfolg. Nach fünf sehr schmerzhaften Operationen wurde der Fuß amputiert, um, wie die Ärzte sagten, mich wenigstens am Leben zu erhalten. Man kann sich denken, wie trostlos ich war, als sich das Leiden nun auch am andern Fuß bemerkbar machte. Für mich gab es keine Hoffnung auf Heilung, denn die Ärzte konnten mir nicht helfen, das wußte ich genau. Der Gedanke, daß mein Mann nun wieder vor dieselben Schwierigkeiten gestellt wurde und meine Kinder vielleicht schon bald die Mutter verlieren sollten, machte meinen Zustand nur noch qualvoller. Oft bat ich Gott, Er möchte mich doch meinen Kindern erhalten. Mein Gebet wurde erhört, denn bald darauf wurde ich zur Christlichen Wissenschaft geführt.
Ich klagte nämlich einer Jugendfreundin brieflich mein Leid. Sie schrieb mir, daß ich auf dem Wege der Christlichen Wissenschaft geheilt werden könnte, und schickte mir einige Herolde. Mit wahrer Gier las ich dieselben. In meinem Innern zog bald eine Ruhe ein, meine Gedanken hatten eine andre Richtung angenommen, und wenn ich auch nicht gleich alles erfassen konnte, so hoffte ich doch zuversichtlich, meine Heilung herbeizuführen. Doch die Furcht, die ich am schwersten überwand, hinderte mich am Fortschritt. Mit erschreckender Deutlichkeit nahm das Übel zu, und rasende Schmerzen hinderten mich am Festhalten der richtigen Gedanken. Meine Angehörigen bestürmten mich mit dem Rat, den Arzt zu rufen, aber ich lehnte entschieden ab; und als ich einsah, daß ich der Sache allein noch nicht gewachsen war, bat ich eine ausübende Vertreterin der Christlichen Wissenschaft um Beistand. Derselbe wurde mir gewährt, etwa zehn Tage in Anwesenheit, dann aus der Ferne. Nach den ersten drei Tagen waren die Schmerzen fast ganz verschwunden, nur im Gehen schien ich noch zu leiden. Mit neuer Hoffnung schaute ich in die Zukunft und war sehr dankbar für diesen göttlichen Lichtstrahl.
Doch schien ich meine Gedanken nicht genügend bewacht zu haben, denn vierzehn Tage später war ich dem Irrtum wieder verfallen. Ich war aber doch schon überzeugt, daß Gottes Wahrheit stärker ist denn aller Irrtum. Die Gedanken, die mir die Vertreterin brieflich gab, wandte ich ernstlich an und behauptete fortwährend Gottes Allmacht und die Nichtigkeit der Materie. Ein Ringen begann, die Wahrheit ward dem Irrtum gegenübergestellt. Je mehr ich mich der Wahrheit zuwandte, desto stärker schien der Irrtum aufzutreten. In diesen Tagen schöpfte ich viel geistige Kraft aus folgendem Schriftwort: „Fürchte dich nicht, Ich bin mit dir; weiche nicht, denn Ich bin dein Gott; ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.” Der Kampf war nicht umsonst, Gottes Wahrheit siegte. Nach etwa acht Tagen waren die Schmerzen vergangen, um nie wiederzukehren, nur waren die Wunden noch nicht zugeheilt. Aber dies schreckte mich nicht, ich wußte, daß mit meinem wachsenden geistigen Verständnis auch dieses irrtümliche Symptom verschwinden würde.
Fröhlichen Gemüts versah ich nun meinen Haushalt wieder selbst, und als wir am 1. Juli nach Stuttgart verzogen, traf ich alle Vorbereitungen zu diesem Umzuge. Flüsterte mir der Irrtum manchmal zu, daß diese oder jene Arbeit für mich zu schwer sei, so hielt ich fest an dem Gedanken, daß ich die Fähigkeit besitze, meinen mir von Gott angewiesenen Platz vollkommen auszufüllen. Dieser Gedanke stärkte mich zu mancher scheinbar anstrengenden Arbeit, und harmonisch, ohne den geringsten Nachteil für meinen Fuß, ging der Umzug vor sich. Nach fünf Monaten war ich völlig geheilt, der Knochen war in seiner normalen Lage, die Wunden geschlossen. Nicht einmal eine Narbe noch die kleinste Empfindlichkeit blieb zurück, und ich gehe die weitesten Wege ohne Schwierigkeit.
Dieses Erlebnis kommt mir oft vor wie ein erschreckender Traum, den ich aus meinem Gedächtnis immer mehr zu bannen suche. Meine Dankbarkeit gegen Gott und die lieben Menschen, die mir auf meinem Wege zur Wahrheit geholfen haben, ist unbegrenzt. Um meine Dankesschuld doch etwas abzutragen, suche ich immer mehr in den Geist einzudringen, den sterblichen Sinn auf den Altar zu legen und so unsres Heilandes Ruf zu befolgen: „Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.”
Stuttgart, Deutschland.
