In unsern Tagen, wo die Bibelforschung in steigendem Maße betrieben wird, werden viele Leser der heiligen Bücher in ihrem Bestreben, sich über den wahren Stand des Menschen im Weltall Klarheit zu verschaffen, irregeführt durch eine allgemein herrschende falsche Auffassung von den Lehren Jesu bezüglich seiner Beziehung zum Vater, zu „eurem Vater” und „unserm Vater”, mit welchen Worten er seinem umfassenden Begriff von Gottes Beziehung zum Menschen oftmals Ausdruck verlieh.
Die schulmäßigen Auslegungen der Heiligen Schrift scheinen den wahren Sinn der Stellen in den Evangelien sowie im ersten Brief des Johannes, die sich auf Christus Jesus als den „eingebornen Sohn” beziehen, zu verdunkeln. Der überlieferten Auslegung nach wird Jesus so dargestellt, als sei er der einzige Sohn Gottes, und damit wird der Gottheit die sterbliche Eigenschaft der Beschränkung zugeschrieben. Die Schüler des Lehrbuchs der Christlichen Wissenschaft, die das göttliche Prinzip bis zu einem gewissen Grade zu demonstrieren vermögen, haben gelernt, daß der Gebrauch des Wortes „ein” in Verbindung mit „gebornen Sohn” bedeuten soll, daß Christus die „geistige Idee der Sohnschaft” ist (Wissenschaft und Gesundheit, S. 331), der vollkommene Ausdruck des Gemüts, des ewigen, unendlichen Prinzips; daß der Christus das wahre Ideal des vom Vater geborenen Menschen oder Sohnes darstellt; daß dieser wahre Sohn der „eingeborne” ist in dem Sinne, daß kein andrer dem Wesen nach verschiedener Sohn je von Gott geschaffen oder geoffenbart wurde.
In der schönen Predigt „Christmas Sermon“ in „Miscellaneous Writings“ erklärt Mrs. Eddy, die Erkenntnis des Christus, der geistigen Idee in der Christlichen Wissenschaft, werde schließlich den Menschen im ganzen wie im einzelnen als den Sohn Gottes offenbaren (S. 164). Diese wissenschaftliche Erklärung der Wahrheit, die unsre verehrte Führerin vermöge ihrer klaren geistigen Erkenntnis aufstellte und verfocht, ist eine genaue Bestätigung der Lehren Jesu, der seinen eignen Stand in der Wahrheit kannte, und der da wußte, daß alle Kinder Gottes eines sind in Christus, wie seine Worte bezeugen: „Daß sie alle eines seien, gleichwie Du, Vater, in mir. ... Ich in ihnen und Du in mir, auf daß sie vollkommen seien in eines.” Wenn Paulus von dem Christus sagt: „Hie ist kein Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal einer in Christo Jesu”, so hat er die Erklärungen des Meisters über die Einheit der Kindschaft offenbar klar erfaßt.
Bitte anmelden, um diese Seite anzuzeigen
Sie erlangen vollständigen Zugriff auf alle Herolde, wenn Sie mithilfe Ihres Abonnements auf die Druckausgabe des Herold ein Konto aktivieren oder wenn Sie ein Abonnement auf JSH-Online abschließen.