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Freudiges Geben

Aus der Februar 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb”, heute ebensowohl als zur Zeit, als Paulus seine Botschaft an die Korinther schrieb. Auch die Wirkung des Gebens ist heute dieselbe wie damals. „Wer da kärglich säet, der wird auch kärglich ernten; und wer da säet im Segen, der wird auch ernten im Segen”. Weil die Materie allgemein als die Grundlage jeder Existenz angesehen wird, hat sich der Glaube in den Menschen festgewurzelt, daß nur diejenigen, die nach materiellen Begriffen reich sind, so geben könnten, daß es sich wirklich lohnt, während oft gerade das Gegenteil der Fall ist. Es wird die Zeit kommen, da man nur himmlische Schätze, nur geistige Dinge als des Gebens oder Empfangens wert erachten wird, und da die Materie nicht mehr ihre negativen Größen hinzufügen kann.

Der Wert des wahren Gebens kann nicht nach dem, was gegeben wird, abgeschätzt werden, wohl aber nach der Art des Gebens. Ob „mit Unwillen und Zwang” oder freudig und liebevoll gegeben wird, gibt den Ausschlag. Jesus sagte, die Witwe, die zwei Scherflein in den Gotteskasten legte, habe mehr gegeben denn viele reiche Leute, „denn sie haben alle von ihrem übrigen eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut alles, was sie hatte, ihre ganze Nahrung, eingelegt”. Damit wollte er klar machen, wie gehaltlos ein Geben ist, wenn es geschieht, um sich zu zeigen oder sein Gewissen zu erleichtern. Gibt man aus dankbarem Herzen, so ist das das höchste Geben. Es mag nicht immer förderlich sein, mit Geld auszuhelfen, außer wenn der Gebende ein Verständnis des wahren Reichtums hat. Unterschiedsloses und unüberlegtes Geben nährt oft die Denkfaulheit und die Unehrlichkeit des Empfängers, fördert seine Neigung, sich auf andre zu verlassen. Von unserm Verständnis von Gott als Liebe können wir jedoch nie zu viel geben. Wenn all unser Geben von guten Gedanken, reinen Absichten und heiliger Begeisterung begleitet wäre, dann könnte unsre Gabe, möge sie klein oder groß sein, niemals verfehlen, dem Empfänger zu helfen und ihn zu segnen.

Das Geben kann nicht nach der Größe der Geldsumme abgeschätzt werden. Ein liebevoller Gedanke ist zuweilen für einen Unglücklichen mehr wert als all der Reichtum eines Krösus; ein ermutigendes Wort an einen Mitmenschen, der mit der falschen Vorstellung vom Selbst ringt, hat diesem schon oft zum Siege verholfen, und ein wohlwollendes Lächeln hat dem verfinsterten Gemüt gar manches Mal einen Lichtstrahl gebracht. Derartige Gaben lernen wir erst dann geben, wenn sich in uns das Verständnis der unendlichen Liebe zu entfalten beginnt. Je mehr wir die rechte Art des Gebens pflegen, um so mehr Gutes werden wir wirken. „Gott gibt die geringere Idee Seiner Selbst als ein Bindeglied für die größere, und dafür beschützt die höhere die niedere. Die geistig Reichen helfen den Armen in einer großen Brüderschaft, und alle haben dasselbe Prinzip oder denselben Vater, und gesegnet ist der Mensch, der seines Bruders Not sieht und ihr abhilft und das eigne Gute in dem des andern sucht” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 518).

Gaben, die von einem Gefühl des Mangels begleitet sind, sind Gott nicht angenehm; auch will Er keine Geber haben, die nur um des Lohnes willen andern helfen. Gott gibt aus Seinem Überfluß heraus, und so sollten auch wir geben. Sagt uns nicht die Bibel, wir könnten all unsre Habe den Armen geben, ja könnten unsern Leib brennen lassen, und es würde uns nichts nützen, wenn wir nicht Liebe haben? Wie sollte es uns möglich sein, unbeschränkt zu geben, wenn wir den menschlichen Sinn dabei zum Führer nehmen und seine Mittel und Wege anwenden, die doch in jeder Richtung begrenzt sind! Wenn wir aber stets daran denken, daß alles von Gott kommt und daß der Mensch nur der Wiederschein Seiner unendlichen Güte, Substanz, Allgenugsamkeit und Freigebigkeit ist, dann öffnen sich für uns und andre die Tore des Himmels, aus denen reicher Segen strömt.

In das Herz eines jeden, der richtig geben gelernt hat, zieht die freudige Gewißheit ein, daß „Geben” tatsächlich „seliger” ist „denn Nehmen”, denn Geben ist die offne Tür, durch die alles Gute in die menschliche Erfahrung tritt. Ein Philosoph aus dem Volk hat gesagt, die Öffnung, durch die wir erhalten, sei von derselben Größe wie die Öffnung, durch die wir geben. Der großmütige Geber ist stets auch der reiche Empfänger. Er gibt nicht, um zu empfangen, sondern es empfängt, um zu geben. Die offene Hand, das offene Gemüt, das offene Herz ist stets bereit, zu segnen und Segen zu empfangen.

Wer die Gelegenheiten zum Geben wahrnimmt, erntet Segen. Der reiche Jüngling, der den Meister fragte, was er tun müsse um das ewige Leben zu erlangen, war nicht bereit, seine irdischen Güter für das ewige Leben hinzugeben, aber die Witwe gab dem Propheten ihren kleinen Vorrat an Mehl und Öl, obschon sie selbst in Not war. Es wird uns erzählt, daß infolge ihres gehorsamen Gebens das Mehl nicht verzehrt wurde und der Ölkrug nicht mangelte.

Nichts wirkt dem geistigen Wachstum so sehr entgegen wie die Gewohnheit, materielle Güter anzuhäufen. Man häuft dadurch nur Ungemach an und trennt sich von dem Guten, das stets gegenwärtig und erreichbar ist. Jesus brachte uns dies nahe in dem Gleichnis von dem reichen Manne, der größere Scheunen bauen ließ, um größere Schätze unterzubringen. Aber er war „nicht reich in Gott”, wie es in der Erzählung heißt. Um also die Beschränkung zu durchbrechen und die Furcht vor Armut und Mangel zu vertreiben, müssen wir richtig geben lernen.

Ein andres Mal verlangt Paulus in einem Briefe an die Korinther, daß sie sich „als die Diener Gottes” beweisen sollten, „als die nichts innehaben, und doch alles haben”. Diese christliche Ermahnung zeigt, daß der Mangel an materiellen Gütern keine Entschuldigung für denjenigen ist, der nicht Gutes tut. Die Jünger Jesu und die ersten Christen waren meist Leute in bescheidenen Verhältnissen; und doch wäre es schwer, jemand zu finden, der mehr gab als sie. Sie gaben aus dem Überfluß ihrer geistigen Güter Frieden, Freiheit, Segen, Harmonie, Gesundheit — den Lahmen Füße, den Blinden Augen, den Tauben das Gehör. Durch die Christliche Wissenschaft wird in unsern Tagen jedem Nachfolger Christi die Möglichkeit zuteil, in derselben Weise geistige Güter auszuteilen. Nach der Art des Meisters zu geben, ist das Höchste, denn nie ist eine größere Gabe dargebracht worden, als die seine. Er gab seinen menschlichen Sinn vom Leben dahin, damit das Leben als ewig geoffenbart und demonstriert werden könnte. In all seinen Lehren betont Jesus den Segen des rechten Gebens und dessen Unerläßlichkeit zum geistigen Wachstum.

Wir dürfen nie dem Gedanken Gehör schenken, daß wir nichts zu geben haben. Wir haben immer etwas, was wir geben können, mehr als wir glauben, und wenn wir uns im Geben üben, werden unsre Güter zunehmen. „Geben im Dienst unsres Schöpfers macht uns nicht arm, ebensowenig bereichert uns Zurückhalten” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 79). Keiner fühlt sich zu arm zum Geben, wenn er an das denkt, was Gott ihm gegeben hat. Aus dem göttlichen All heraus erhält er beständig Leben und alles, was es in sich schließt: Kraft, Intelligenz, Gesundheit, Harmonie, Gelegenheit, Fähigkeit und Können. Und wenn es scheint, als sei uns eines von diesen Gütern vorenthalten, dann brauchen wir bloß von dem, was wir bereits haben, zu geben, um reichlicher zu empfangen, als je zuvor. Der Christus-Geist sagt zu einem jeden von uns: „Du hast genug, um zu geben! Gebe etwas ab, ergebe dich dem Ausströmen des Guten! Bringe deine Gabe in die Schatzkammer der göttlichen Liebe, und der Segen wird reichlich über dich ausgegossen werden.”

Nicht auf die Größe der Gabe kommt es an, sondern auf die Einfachheit und Aufrichtigkeit, mit der sie gegeben wird. Man beobachte einmal, wie unbewußt ein kleines Kind allen, denen es begegnet, Sonnenschein und Freude entgegenbringt! Seine natürliche Neigung, Liebe und Glückseligkeit wiederzuspiegeln oder auszustrahlen, ist noch nicht von der Furcht unterdrückt worden. Als Gottes Kindern kommt uns das Recht zu, in derselben Weise dieses kindliche Vertrauen zu hegen und die Liebe, die wir empfinden, ausströmen zu lassen. Der Wunsch, Gutes zu tun, eröffnet uns die Quelle der göttlichen Liebe, die dann unsre vertrockneten Gefilde mit lebendigem Wasser erquickt und dem müden Wanderer den Durst nach der Ewigkeit stillt.

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