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„Sorget um nichts”

Aus der Februar 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als ich bei meinem letzten Besuche in Straßburg im herrlichen Münster dieser Stadt mich umsah und im südlichen Arm des Querschiffes stand, fielen mir hauptsächlich zwei Dinge auf: einmal oben an der Wand auf der Seite der astronomischen Uhr die Steinfigur eines elsässischen Bauers, der den Kopf in die Hand stützt, den Arm an ein steinernes Geländer lehnt und mit kummervoller Miene zur Decke hinaufstarrt; und sodann die Säule, welche in Form eines schlanken Säulenbündels als einzige Stütze das riesige Gewölbe trägt. Sie heißt die „Engels-Säule” und zeigt unten die Gestalten der vier Evangelisten, darüber Engel und weiter oben Christum als Herrn der Welt. Die Baugeschichte des Münsters bringt beide Merkwürdigkeiten, Bauer und Säule, in folgende eigenartige Beziehung zu einander.

Als Meister Erwin von Steinbach diesen Teil der Kirche baute, da soll ein Bauer aus der Umgebung der Stadt zu ihm gekommen sein und ihm gesagt haben, daß diese einzige Säule zu schwach sei, um das gewaltige Gewölbe zu tragen. Der Meister lächelte und suchte den Mann zu beruhigen, der ja keine Ahnung von den erprobten Gesetzen der Festigkeit hatte, auf denen das Werk Erwins fußte. Dieser machte sich dann den Spaß, die Gestalt des Bauers in der oben geschilderten Stellung festzuhalten. Und so schaut dieser nun schon mehr als sechs Jahrhunderte mit angsterfülltem Gesicht an die Decke hinauf, und immer noch ist diese trotz Feuersbrunst und Kriegsgefahren unversehrt geblieben.

Warum ich diese Geschichte erzähle, wird vielleicht mancher erstaunt fragen. Nun ich meine, daß in allen Zeitläuften solche Sorgenbauern in der Welt herumgelaufen sind, ob die Zeiten als gut oder als schlecht bezeichnet wurden; und auch heute ist ihre Zahl noch groß genug. Sagt doch auch das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft: „Die menschliche Furcht ... möchte ... die Menschheit durch auferlegte und mutmaßliche Übel zu Boden drücken” (S. 176).

Aber auf der andern Seite gibt es doch auch wieder Menschen, die wie Meister Erwin solche Säulen, richtige „Engels-Säulen” aufzurichten verstehen, und zu diesen Menschen gehört unstreitig auch Mary Baker Eddy, die mit Meisterhand in der Christlichen Wissenschaft eine Engels-Säule aufgebaut hat, an welcher sich in dem halben Jahrhundert ihres Bestehens schon Tausende und aber Tausende verzweifelnder Menschenherzen angeklammert haben und dadurch vor gesundheitlichem, moralischem und ökonomischem Zusammenbruch bewahrt worden sind. Engel sind, nach unserm Lehrbuch, „reine Gedanken von Gott, mit Wahrheit und Liebe beschwingt” (S. 298). Und diese reinen Gedanken müssen wiederum ihren äußeren Ausdruck finden in der Heilung von Kranken, in der Vernichtung der Sünde und der Tröstung der Traurigen.

Über den letzteren dieser drei Punkte möchte ich noch eine persönliche Erfahrung mitteilen. Auch ich war ein solcher Sorgenbauer; denn durch meine Schuld hatten sich meine finanziellen Verhältnisse sehr mißlich gestaltet und spitzten sich letztes Frühjahr derart zu, daß ich vollständig in die Hände von Leuten geraten war, die sich kein Gewissen daraus machten, die Schlinge in einem ihnen günstig scheinenden Zeitpunkt zusammenzuziehen. Ich sollte zu einem für mich verlustreichen Geschäft veranlaßt werden. Als mir nun das Wasser bis an den Hals reichte, suchte ich Rat und Belehrung bei einem Vertreter der Christlichen Wissenschaft. Da lernte ich, daß „Verlust” so gut wie „Krankheit” nur eine sterbliche Vorstellung ist, und daß niemand uns das nehmen kann, was uns gehört. Ich mußte das erwähnte Geschäft wohl oder übel abschließen, und erst bei Ausbruch des gegenwärtigen Krieges zeigte es sich, daß ich jetzt ökonomisch ein völlig ruinierter Mann wäre, wenn ich dies nicht hätte tun müssen. „Ihr gedachtet’s böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu machen.”

In einer von Mary Baker Eddy verfaßten Hymne heißt es: „Loss is gain“ („Verlust ist Gewinn”). Das wollte mir lange Zeit nicht in den Kopf. Nun aber kann ich bezeugen, daß die erlittenen materiellen Verluste mir tatsächlich zum geistigen Gewinn ausgeschlagen sind, denn ich weiß nun, daß Gott allein die Quelle unsrer Versorgungsmittel ist. Wie würde man über einen Menschen lachen, der an einer unversiegbaren Quelle sitzt und trotzdem Flasche auf Flasche und Faß für Faß mit Wasser füllt und sorglich auf die Seite stellt! Wie sagt doch unser Lehrbuch? „Die göttliche Liebe gibt der ganzen Menschheit und zu jeder Zeit alles Gute” (S. 194).

Trotz des Krieges ist es mir möglich geworden, allen meinen finanziellen Verpflichtungen zu genügen, so daß aus einem hundertfach gebundenen, unzufriedenen Sorgenbauer ein freier, zufriedener Mensch geworden ist. Es wäre unnatürlich, wenn ich nicht freudigen und dankbaren Herzens bezeugen würde, daß wir in der Christlichen Wissenschaft ein unfehlbares Mittel gegen Kummer und Sorgen jeglicher Art besitzen. Wer solche Erfahrungen gemacht hat, der versteht die sinnbildliche Bedeutung des Bibelwortes: „Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus Ägypten geführt hat, daß ich euch das Land Kanaan gäbe und euer Gott wäre.”

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