Zwei Jahre sind vergangen, seit mich liebe Verwandte auf die Christliche Wissenschaft aufmerksam machten, auf jene große Lehre, die das Verständnis der göttlichen, allmächtigen Liebe in sich birgt, der Wahrheit, die uns alle dem einen Ziele zuführt — der Gesundheit, der Zufriedenheit und dem wahren Glück. Über meine wunderbare Heilung, die durch diese Lehre bewirkt wurde, möchte ich nun einiges berichten.
Ein schweres Nervenleiden bemächtigte sich meiner während der Dauer eines ganzen Jahres. Ich litt täglich an den unerträglichsten Kopfschmerzen verbunden mit oft bedenklichen Zuständen, zu denen Schmerzen im Magen und Rücken hinzukamen, Schmerzen, die sich allmählich über den ganzen Körper verbreiteten und sich mit jedem Tage steigerten. Ich litt unsäglich, und mit mir meine ganze Familie. Ich war in der liebevollsten Weise von den Meinen umgeben, kein Wunsch blieb mir unerfüllt, aber nichts konnte mich mehr erfreuen. Dazu wurde ich fortwährend von der Furcht vor einem baldigen Tode gepeinigt. Dennoch setzte ich meine ganze Hoffnung auf die Ärzte. Es wurde in diesem Sinne alle erdenkliche Mühe auf mich verwandt, aber weder Linderung noch Besserung erlangte ich durch all die angewandten Mittel und sonstigen hygienischen Ratschläge, so daß ich manchmal der Verzweiflung nahe war und mir den Tod wünschte, den ich als einzigen Erlöser in meinen furchtbaren Qualen betrachtete.
Als alle ärztlichen Mittel versagten, brachte man mich zweimal in einem trostlosen Zustand in ein Sanatorium für Nervenkranke, wo durch Ruhe, Luft und Diät Heilung bewirkt werden sollte; es blieb aber alles erfolglos, und mein Zustand verschlimmerte sich täglich. Ich ergab mich nun willenlos meiner Krankheit; für mich gab es ja keine Genesung mehr, wenigstens keine völlige, wie sich die Ärzte ausdrückten. Und doch, wie gerne wollte ich leben und gesund sein, obgleich es schien, als ginge es täglich dem Tode näher. Ich war apathisch und menschenscheu geworden; das Lachen, Reden und Gehen der Menschen verursachte mir tiefes, bitteres Weh! O wie beneidete ich diese Glücklichen! Nie hatte ich Appetit; was ich zu mir nahm, nahm ich zwangsweise. Von Tag zu Tag magerte ich ab, und immer mehr Leiden stellten sich ein.
In diesem jammervollen Dasein fügte es sich, daß ich einen Strahl göttlichen Lichts erblickte. Scheinbar zufällig hörten meine Kinder von der Christlichen Wissenschaft und waren sofort für dieselbe eingenommen. Trotz meiner Abneigung, Menschen zu sehen, sträubte ich mich nicht gegen den Beistand, um welchen meine Kinder einen ausübenden Vertreter für mich baten und welcher mir sofort in liebevollster Weise zuteil wurde. Es war nicht leicht für den Vertreter, denn anfangs konnte ich mich mit dieser neuen Anschauung bezüglich dessen, was wahres Leben ist, nicht befreunden. Durch die unendliche Geduld und liebevolle Aufklärung seitens des Vertreters sowie durch seine volle Überzeugung hinsichtlich meiner Heilung gewann ich nach und nach Vertrauen und konnte wieder etwas hoffen. Allerdings hatte ich mich an diese letzte Hoffnung geklammert wie ein Ertrinkender an einen Strohhalm. Nach einem halben Jahre mußte der Vertreter verreisen, und so wurde mein Fall einer Vertreterin anvertraut. Wiederum bemächtigte sich meiner Furcht und Haltlosigkeit, denn ich hatte mich an den ersten Vertreter gewöhnt und konnte mir nicht denken, daß meine Heilung durch diese Änderung begünstigt würde. Große Mühe kostete es auch dieser Vertreterin, denn trotz liebevollsten Beistands konnte ich lange nicht fest vertrauen. Doch schließlich siegte die göttliche Liebe, und nach ungefähr einem Jahre war ich von meinem Leiden geheilt.
Für meine wunderbare Heilung empfinde ich ein Gefühl heißen Dankes gegen Gott, unsern allmächtigen Vater, sowie auch gegen Mrs. Eddy, unsre edle Führerin, der Entdeckerin dieser herrlichen Wissenschaft; auch möchte ich nicht verfehlen, denen meinen Dank auszusprechen, die mir in ihrer großen Nächstenliebe mit Erfolg beigestanden haben. Noch manche andre seelische und körperliche Heilungen wurden mir und meinen Kindern zuteil. Wir werden auch fernerhin bemüht sein, immer tiefer in jene lebensreiche, beseligende Lehre einzudringen und noch alle vorhandenen Irrtümer zu überwinden.
Zürich, Schweiz.