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Das Kommen unsres Herrn

Aus der Juli 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im ersten Brief Pauli an die Thessalonicher lesen wir von „denen, die da schlafen”, und dann heißt es: „Darnach wir, die wir leben und überbleiben, werden zugleich mit denselbigen hingerückt werden in den Wolken dem Herrn entgegen in der Luft, und werden also bei dem Herrn sein allezeit.” Diese biblische Verheißung ist eine Quelle des Trostes gewesen für alle, die mit Sehnsucht der Zeit warten, da sie unserm Herrn in Wirklichkeit begegnen werden. Die Christliche Wissenschaft bekräftigt nicht nur die Wahrheit und den Trost in dieser schönen Schriftstelle, sondern sie gibt uns dazu noch die freudige Versicherung, daß dieses große Ereignis nicht in eine zukünftige Zeit verschoben zu werden braucht, sondern in gewissem Grade eine gegenwärtige Möglichkeit ist. Doch gilt es, die wirkliche oder geistige Auffassung dieser Bibelstelle zu gewinnen.

Man muß sich vergegenwärtigen, daß die Schreiber des Orients in alten Zeiten wie auch heute noch ihre Lehren gewöhnlich in symbolische Ausdrücke kleideten. Es ist daher ein Fehler, das wörtlich zu nehmen, was bildlich gemeint ist. Von Jesus heißt es: „Ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen.” Da nun alle Christen glauben, daß die Bibel das Wort Gottes ist, das Wort dessen, der Geist und Wahrheit ist, so muß die geistige Auslegung der Bibel die wahre Auslegung sein. Kein materielles Bild von dem Geschehnis, das in der oben angeführten Schriftstelle dargestellt wird, kann uns die wahre Bedeutung dieses Geschehnisses klar machen.

„Der Herr,” von dem in der Stelle die Rede ist, ist Christus, der da sagt: „Ich bin ... die Wahrheit.” „Hingerückt werden in den Wolken dem Herrn entgegen in der Luft” bedeutet also das Erkennen und Annehmen der göttlichen Wahrheit. Dies können wir aber nur dann tun, wenn wir uns über die Materialität erheben, denn die Wahrheit des Seins ist niemals materiell.

Eine Randglosse bei dieser Stelle weist auf das erste Kapitel der Apostelgeschichte hin, wo die Himmelfahrt Jesu Christi beschrieben wird. Wir lesen da: „Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren.” Wo ist dieser Himmel, in den Jesus verseht wurde? Der Himmel ist da, wo Gott ist, und da Gott überall ist, muß auch der Himmel überall sein. Um also in den Himmel zu kommen, muß man gottgleich sein. Und was bedeutet es, gottgleich zu sein? Gott ist Liebe, Wahrheit, Leben, göttliches Gemüt. Um also gottgleich zu sein (und somit in den Himmel zu kommen) ist es nötig, daß man wahrhaft, liebevoll, dem Guten zugänglich ist und nur die reinen und vollkommenen Gedanken des göttlichen Gemüts denkt. „Der Himmel ist keine Örtlichkeit, sondern ein göttlicher Zustand des Gemüts,” lesen wir in Wissenschaft und Gesundheit (S. 291), und diese Worte stützen sich auf die Erklärung unsres Meisters: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hie, oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.” Es ist interessant, daß in der Bibel, die vor dem Verfasser liegt, in einer Randbemerkung die Worte „nicht mit äußerlichen Gebärden” als „ohne äußern Schein” erklärt werden. Den Himmel gewinnen, ist also ein rein mentaler Vorgang. Demnach bedeutet die Himmelfahrt unsres Herrn seine vollständige Überwindung aller Vorstellungen, welche die materielle Selbstheit bilden, und zwar durch sein vollkommenes Sichbewußtbewerden seines Einsseins mit Gott, dem immergegenwärtigen Geist. Jesus selbst nennt seine Erhöhung die „Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.”

In dem obenerwähnten Kapitel aus der Apostelgeschichte heißt es ferner: „Dieser Jesus ... wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt, gen Himmel fahren.” Seine Himmelfahrt war also seine Trennung von allem Irdischen, und sein Kommen, wie ihn die Jünger „gesehen” hatten, bedeutet, daß, wie damals, so auch heute der Christus oder die Wahrheit in dem Maße offenbar wird, wie das menschliche Bewußtsein durch die Erkenntnis der Allmacht Gottes, des Geistes, und der wahren, geistigen Individualität des Menschen sich von der Materialität losmacht. In Wissenschaft und Gesundheit sagt Mrs. Eddy (S. 41): „Gleich unserm Meister müssen auch wir uns vom materiellen Sinn zu dem geistigen Sinn des Seins begeben.”


Das ist die klarste Kritik der Welt,
Wenn neben das, was ihm mißfällt,
Einer was Eigenes, Besseres stellt.

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