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Wirklichkeit im Gegensatz zum Irrtum

Aus der Juli 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Warum das Böse als Irrtum bezeichnen?” fragt der Neuling in der Christlichen Wissenschaft. „Das Böse tritt uns doch ebenso oft entgegen als das Gute, und oftmals weit entschiedener.” Ein Beispiel aus der Technik dürfte uns zur Beantwortung dieser Frage helfen. Der Ingenieur weiß, daß er sich bei einem Brückenbau seine Kenntnis der hierbei in Betracht kommenden mathematischen Gesetze zunutze machen muß, um die Tragfähigkeit der Brücke genau bestimmen zu können. Wenn das dabei verwandte Material gut ist, die Brücke aber dennoch zusammenbricht, herrscht bei den Menschen kein Zweifel darüber, daß den Ingenieur die Schuld trifft, mit andern Worten, daß ihm bei der Konstruktion der Brücke Fehler unterlaufen sind. Nun war seine Arbeit ein Vorgang des Denkens, ein geistiger Vorgang. Der vollkommene Bau erstand in seinem Denken; aber sein Verständnis der in Betracht kommenden Grundgesetze erwies sich als unzureichend.

Genau wie in diesem Fall verhält es sich auch mit dem Bau, den jeder Mensch errichtet, nämlich seinem eignen Leben. Er beginnt die Lösung seines Problems mit strebsamen Sinn und mit bestimmten Ansichten über das Wesen des Guten. Er konstruiert seinen Bau nach seinem Begriff von dem Wesen und den Fähigkeiten des Menschen und nach den Verfahrungsarten, die, wie er glaubt, ihn ans Ziel seiner Wünsche bringen werden. Die Ergebnisse sind sehr verschieden. Manche Menschen kommen im Leben gut fort, andre haben nur Fehlschläge zu verzeichnen, und bei vielen bildet schlechte Gesundheit ein scheinbar unüberwindliches Hindernis. In den beiden letzten Fällen betrachten die Menschen das Leben als ein Gemisch von Gut und Böse, und Unglück oftmals als das Ergebnis von Fehlern, oder von zufälligen Ereignissen, oder von Krankheit, die sie als „wirklich” ansehen.

Im Lichte der Christlichen Wissenschaft erscheint obige Veranschaulichung durchaus zutreffend. Das wahre Leben ist, wie die vollkommen konstruierte Brücke, ein vollkommener Bau, der dem Sturm und Unwetter standhält, weil es sich auf die Kenntnis des Prinzips gründet. „Denn der Weisheit Anfang ist, wenn man sie gerne höret und Klugheit lieber hat denn alle Güter,” sagte Salomo, und an andrer Stelle: „Laß dein Herz meine Worte aufnehmen; halte meine Gebote, so wirst du leben.” Sowohl die vielen unglücklichen Menschen, die im Leben Schiffbruch gelitten haben, wie auch die Kranken und Leidenden haben gefunden, daß sie in dem Maße, wie sie ihre Anschauung über das Wesen Gottes und über des Menschen Beziehung zu Ihm mit denen der Christlichen Wissenschaft in Einklang bringen, ihre Wege sich ebnen und ihre körperlichen Leiden zu schwinden beginnen. Wie im Fall der Brücke, sind schlechte Folgen Wirkungen des Irrtums, und dieser wiederum entsteht aus einem mangelhaften Verständnis des in Betracht kommenden Gesetzes.

Der sterbliche Sinn hat sich den Menschen materiell vorgestellt; er ist aber geistig. Die Menschheit hat im allgemeinen zuerst nach den Dingen dieser Welt getrachtet und nebenher nach den Dingen Gottes. Jesus wies darauf hin, daß Wohlergehen das Ergebnis einer richtigen Kenntnis Gottes ist; sie sind miteinander verbunden. Doch die Wünsche und Hoffnungen dessen, der gelernt hat, am ersten nach dem Reich Gottes und nach Seiner Gerechtigkeit zu trachten, haben eine mächtige Umwandlung erfahren. Gott, der einzige Schöpfer, hat uns zur Gestaltung unsres Lebens mit dem besten Material versehen. Er ist göttliches Gemüt, der Quell ungetrübten, reinen, geistigen Denkens, und auf dieses Gemüt müssen wir den Blick unverwandt richten, um den Sinn des Weltalls zu ergründen. Wenn wir uns Gott zuwenden und die Wahrheit in unserm Bewußtsein ungehindert wirken lassen, können wir einen Bau errichten, der nicht einstürzt, wenn auch Platzregen fallen und die Winde dagegen stoßen. Jesus sagte im Hinblick auf unser unvergängliches Erbe an geistigen Gedanken: „Wer aber des Wassers trinken wird, daß Ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brunnen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.”

Worin besteht nun dieses geistige Denken, das so große Dinge bewirkt? Was ist diese Wahrheit, die, wenn sie richtig verstanden wird, einem verfehlten Lebenslauf die rechte Richtung geben und die entstandenen Folgen beseitigen kann? Sie ist die Lehre der Bergpredigt, die in der heutigen Ausdrucksweise in unserm Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift wieder dargelegt worden ist. Das Bedürfnis nach dieser geistigen Wahrheit ist stets vorhanden gewesen; in der Person Mrs. Eddys ward aber jemand gefunden, bei dem dieses Bedürfnis sich mit einem ausgesprochenen geistigen Erkenntnisvermögen vereint vorfand, und dies verhalf ihr zu der Lösung der vielbestrittenen Frage über unsre Beziehung zu dem Quell des Seins, zu Gott.

„Wie kommt es aber,” fragt wohl der Neuling, „daß das Studium eines Buches und die damit verbundene Veränderung des Denkens von den bedeutsamen Folgen nach außen hin begleitet sind, die als christlich-wissenschaftliche Demonstration bezeichnet werden?” Weil Gott und der Mensch eins sind, aufs engste miteinander verbunden; weil der Mensch und das Weltall geistig sind, nicht materiell; weil die Beschaffenheit, das Wesen der Dinge im rechten Bewußtsein zu suchen ist, im Quell aller Kraft. Wahres Denken bedeutet wirksame Kraft; es ist das Material, aus dem unser Leben besteht. Wahre Gedanken, Gedanken, die vom Prinzip ausgehen, tun sich einzig und allein als Gutes kund. Das wahre Leben ist, wie die wahre Brücke, vollkommen, und mir dieser Vollkommenheit gebührt der Name Leben. Falsche Annahmen über Gott und Sein Weltall, einschließlich des Menschen, haben keine Beziehung zur Wahrheit und bringen die göttliche Macht nicht zum Ausdruck, daher ist das Böse nicht wirklich. Es bedeutet die Abwesenheit des Wirklichen. Es hat kein Wesen, existiert nicht.

„Die Wirklichkeit,” schreibt Mrs. Eddy, „ist geistig, harmonisch, unwandelbar, unsterblich, göttlich und ewig” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 335). Der Himmel ist jener Zustand des Bewußtseins, der nur Wirklichkeit kennt und von dem es, wie von Gott, heißen kann: „Deine Augen sind rein, daß du Übels nicht sehen magst.” Dieser rechte Sinn ist das zu erstrebende Ziel, und die Christliche Wissenschaft zeigt uns den Weg. Er ist bereits von Christus Jesus begangen worden. Durch seinen vollständigen Sieg über die aggressiven Ansprüche des Bösen und alle materiellen Gesetze bewies er auf immer die Unwirklichkeit dessen, was dem Wesen der Vollkommenheit nicht entspricht. Hierdurch steht es nun dem Menschen frei, sein Erbe anzutreten, denn er ist der Ausdruck des Geistes, des vollkommenen Seins.

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