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Heilung

Aus der Juli 1915-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In den Jahrhunderten vor dem Kommen Jesu von Nazareth hatten viele Menschen ernstlich nach Gotteserkenntnis gestrebt. Da nun Jesus den Wert der demonstrierbaren Religion kannte, deren Verkünder er war, und da er wußte, was dieselbe für die Vorfahren der damaligen Israeliten bedeutet hätte, sagte er im wesentlichen zu seinen Zuhörern, daß ihre Väter froh gewesen wären, seinen Tag zu sehen. Er brachte den Menschen „keine bloße Theorie, Glaubenslehre oder Annahme” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 26). Als er von den Boten Johannes des Täufers um einen Beweis der Rechtmäßigkeit seines Anspruchs auf das Messiasamt gefragt wurde, bediente er sich zu ihrer Überzeugung eines Mittels, das die heutige Menschheit recht genau erwägen sollte. Er erging sich nicht in langen Auseinandersetzungen über sein Recht, als der erwartete Messias anerkannt zu werden, sondern setzte sein Heilungswerk fort. Während die Boten in Erwartung seiner Antwort dastanden, sahen sie, wie er die Blinden sehend, die Lahmen gehend und die Aussätzigen rein machte, worauf er ihnen gebot, zu Johannes zurückzukehren und ihm zu erzählen, was sie gesehen und gehört hatten.

Worte wären nicht genügend gewesen, diese Frager zu überzeugen, aber die Beweise, die sie selbst in Form von Heilungen an Kranken und Sündern mitangesehen hatten, ließen sich nicht wegleugnen. Eine Reihe von Jahren nach der Zeit Jesu wurde seine Lehre mehr oder weniger genau befolgt; aber durch das Eindringen der früheren religiösen Anschauungen der verschiedenen Gemeinschaften, die den neuen Glauben angenommen hatten, erfuhr seine einfache Lehre eine derartige Beeinträchtigung und Schwächung, daß Aberglaube und falsche Lehren wiederum die Oberhand gewannen.

Wer heutigestags die Christliche Wissenschaft studiert und praktisch ausübt, wird ein Gefühl tiefer Freude darüber empfinden, daß der Welt wiederum eine Lehre gegeben worden ist, die dem Menschen ein segenbringendes Verständnis der Wahrheiten des Seins möglich macht — ein Verständnis, das ihm einen Felsen zur Grundlage gibt und in ihm die feste Zuversicht begründet, daß sein Erlöser lebt. Wer hierdurch geistig geweckt worden ist, braucht nicht länger auf dem Gebiet spekulativen Denkens umherzuirren, ohne einen Beweis für die Richtigkeit seiner Überzeugungen zu haben, sondern er kann in die Fußtapfen des Wegweisers treten, mit der Gewißheit, daß er seines natürlichen und rechtmäßigen Erbes in dem Maße teilhaftig wird, wie die Erkenntnis von dem Ebenbilde Gottes sein Bewußtsein erleuchtet. Durch diese Erkenntnis erschließen sich große Möglichkeiten, denn sie beseitigt die Vorstellungen von menschlicher Beschränkung und führt zur Anerkennung der Tatsache, daß die Erkenntnis der wahren Beziehung des Menschen zu Gott die Befriedigung aller Bedürfnisse mit sich bringt.

Unter den Verfassern auf religiösem Gebiete, in alten wie in modernen Zeiten, hat sich keiner so fest auf die Allmacht Gottes berufen wie Mrs. Eddy. Ihre Schriften atmen in verschiedenen Ausdrucksformen den Geist der Allmacht. Die Grundlage der Christlichen Wissenschaft ist die Anerkennung des einen allerhabenen Gottes, dessen Wesen gut ist, der alle Intelligenz ausmacht, der als einziger Gesetzgeber besteht und als solcher erkannt werden kann. Die Allmacht und Allgegenwart Gottes ist eine geistige Tatsache, die die Wirklichkeit und Gültigkeit der Äußerung irgendeiner Eigenschaft verneint, die Seinem Wesen nicht entspricht. Die einzige Macht oder das einzige Gemüt ist das ewige, selbstbestehende, stets wirksame und vollkommene Gemüt, das über seine eignen vollkommenen Ideen in der einzig vollkommenen Weise herrscht. Da Gott der unendliche Gesetzgeber ist, hebt das Verständnis der Wirksamkeit Seines Gesetzes den Glauben an die Wirklichkeit der sogenannten materiellen Gesetze auf. Ein jedes derselben wird durch dieses Verständnis null und nichtig gemacht, denn nichts kommt in das Reich Gottes, was unharmonisch oder lügenhaft ist.

Der ursprüngliche und endgültige Zweck der Christlichen Wissenschaft besteht darin, der Menschheit zu einer Erkenntnis von Christus, Wahrheit, zu verhelfen, d. h. zu einem geistigeren Bewußtsein. Mit dem Verständnis dieser Lehre kommt auch die Erkenntnis, daß Disharmonie, wo und wann sie auch erscheinen möge, das Ergebnis einer falschen Vorstellung von Gott und Seiner Schöpfung ist. In dem Maße also, wie die Sterblichen einen klareren, richtigeren Begriff von Gott erlangen, d. h. in dem Maße, wie der wahre Begriff den falschen oder unwahren verdrängt, weicht die Augenscheinlichkeit der Disharmonie ebenso natürlich, wie Finsternis dem Licht. In Wissenschaft und Gesundheit findet sich folgende Stelle: „Die Mission der Christlichen Wissenschaft ist heute, wie zur Zeit ihrer früheren Demonstration, nicht in erster Linie eine Mission physischen Heilens. Jetzt, wie damals, werden durch das metaphysische Heilen physischer Krankheit Zeichen und Wunder gewirkt; aber diese Zeichen geschehen nur, um den göttlichen Ursprung dieses Heilens zu demonstrieren” (S. 150). Würde die Christliche Wissenschaft nur den Zweck des Heilens körperlicher Krankheit verfolgen und dies nach Art andrer Systeme tun, so hätte sie eine materielle Grundlage und könnte die Sterblichen nicht in einen reineren Gedankenzustand emporheben.

Hinsichtlich ihres Heilverfahrens steht die Christliche Wissenschaft gewiß einzig da. Alle andern mentalen oder sonstigen Heilsysteme befassen sich entweder mit dem zu überwindenden Zustand, oder mit dem Körper, oder mit beiden. Die Christliche Wissenschaft zieht weder den einen noch den andern in Betracht. Sie heilt sowohl Krankheit wie Sünde auf rein metaphysischem Wege. Sie lehrt zwar, daß, weil Gott Geist ist und Gleiches Gleiches hervorbringt, die Kundwerdungen Gottes geistig sein müssen und daß im absoluten Sinne Materie keine Wirklichkeit darstellt und Krankheit und Disharmonie keinen Teil von des Menschen wahrem Sein bilden, erkennt aber das Vorhandensein dieser Zustände in der menschlichen Vorstellung als falsche Gedankenarten an, die berichtigt werden müssen.

Die Christliche Wissenschaft behandelt alle unharmonischen Zustände als irrige Annahmen oder Sinnesvorstellungen und berichtigt sie durch die wahre Erkenntnis der Wahrheit hinsichtlich des Menschen geistigen Seins und der dadurch geoffenbarten Vollkommenheit. Es wird bisweilen behauptet, die Christliche Wissenschaft überwinde Irrtum durch Irrtum. Dies trifft jedoch nicht zu. Sie heilt sogenannte Krankheit dadurch, daß sie den Beweis für deren absolute Unwirklichkeit liefert und dem Bewußtsein die absolute Unwirklichkeit der Gesetze enthüllt, die den Zuständen von Disharmonie angenommenermaßen zugrunde liegen und dieselben hervorbringen. Dies vermag sie durch das Erklären und Demonstrieren des geistigen Gesetzes von des Menschen Beziehung zu Gott, demzufolge wir in Ihm „leben, weben und sind.”

Willenskraft bildet keinen Faktor in der Ausübung der Christlichen Wissenschaft; auch handelt es sich nicht um ein Wollen oder Suggerieren, daß gewisse gewünschte Veränderungen stattfinden möchten, sondern um die gläubige Erkenntnis, daß alles Gute bereits vollbracht und stets gegenwärtig ist. Und die Erkenntnis von der steten Gegenwart Gottes führt natürlicherweise zur Veräußerlichung der Zustände, die im Bereich Seiner Kenntnis liegen. Es ist einfach das bewußte Behaupten der Wahrheit in einer gegebenen Lage, welches die Lüge zum Schweigen bringt und Unsterblichkeit offenbart. Wenn uns jemand sagen würde, drei und drei sei sieben, so würden wir sofort antworten, dies sei ein Irrtum. Durch beharrliches Bestehen auf der Wahrheit und durch mathematische Beweise würden wir das falsche Gedankenbild berichtigen und den andern überzeugen, daß drei und drei nicht sieben ist. In gleicher Weise verfolgt die Christliche Wissenschaft den Zweck, das irrige Wesen der Bekundungen des Irrtums durch die Offenbarung der ewigen Tatsache von Gottes Allheit aufzudecken.

Zu sagen, die Christliche Wissenschaft sei ein System mentalen Heilens, könnte mißverstanden werden, denn das einzige Gemüt, dem sie die Macht zuschreibt, die Menschheit zu heilen und zu erneuern, ist das Gemüt oder der Sinn, der auch war in Christus Jesus. Wenn Paulus den Urchristen von der Notwendigkeit schrieb, diesen Sinn zu haben, so meinte er sicherlich nicht das fleischliche oder menschliche Gemüt, denn er erklärte, das fleischliche Gemüt sei „eine Feindschaft Wider Gott” und könne dem Gesetz Gottes nicht untertan sein. Auch verurteilte Jesus den fleischlichen Sinn, denn er bezeichnete ihn als den Ursprung übler Gedanken aller Art, gelegentlich der Lehre, die er seinen Jüngern über die Verunreinigung der Menschen gab.

Jesus erklärte, der Weg zur Wahrheit sei eng und schmal. Die Christliche Wissenschaft zieht bei der Feststellung dieses Weges eine scharfe Unterscheidungslinie zwischen dem Geistigen und dem Materiellen, dem Wirklichen und dem Unwirklichen; sie schließt mit der allgemeinen Gedankenströmung keinen Kompromiß; andernfalls wäre sie nicht wissenschaftlich. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Die Wissenschaft macht keine Zugeständnisse an Personen oder Ansichten” (S. 456). Der Meister sagt: „Wer an mich glaubet, der wird die Werke auch tun, die Ich tue,” und ferner: „Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: ... auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird’s besser mit ihnen werden.” Die Christliche Wissenschaft gründet ihre Hoffnung auf endgültige Erlösung vom Übel, auf die Erfüllung der Aussprüche des Meisters, die die Forderung enthalten, den von ihm gewiesenen Weg zu befolgen und seine Werke aufs neue zu vollbringen. Es liegt auf der Hand, daß richtiges und falsches Denken sich nicht zu gleicher Zeit behaupten können, daß das eine beseitigt werden muß, um dem andern Platz zu machen, und daß das Gute durch seine Gegenwart das Übel verscheucht. Die Abwesenheit des Übels äußert sich dann in richtigem Handeln und in richtigen Zuständen, wie überhaupt in der Aufhebung aller üblen Vorstellungen.

Tausende von Menschen haben das Prinzip der Christlichen Wissenschaft bewiesen, und ihre Zahl wird immer größer. Sie wenden sich diesem Prinzip mit Dankbarkeit und Liebe zu, nicht nur wegen der körperlichen Wohltaten, die sie empfangen haben, sondern auch wegen der moralischen Erneuerung und geistigen Erhebung, die ihnen zuteil geworden ist. Durch die Berührung mit der Christlichen Wissenschaft haben sie einen höheren Begriff von Gott und von des Menschen Beziehung zu Ihm bekommen, und das geistige Gute, das ihnen durch diese Erkenntnis geworden ist, vermehrt sich und bringt ihnen immer reicheren Segen.


Wer glücklich ist, kann glücklich machen;
Wer’s tut, vermehrt sein eignes Glück.

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