Kurz ehe unser Herr Jesus verraten ward, sprach er zu den Seinen: „Euer Herz erschrecke nicht, und fürchte sich nicht.” Über diesen Spruch sollten wir alle nachdenken, in einer Zeit, wo der Irrtum die Oberhand zu haben scheint. Als Christliche Wissenschafter wissen wir aber, daß unter der Herrschaft Gottes denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen müssen. Ein herrlicher Beweis hierfür ist die Geschichte Josephs im Alten Testament. Weder er noch seine Brüder, die ihn als Knecht an die Ägypter verkauften, hätten damals geahnt, daß dieser Tat der Bosheit und Rachsucht ein Segen entkeimen könne, von so unendlich großer Bedeutung für ihr eignes Vaterland sowohl als auch für das Land, wohin sie den Bruder verkauft hatten, wie dies sich später erwies. Joseph selbst gab dem Ausdruck in den Worten: „Ihr gedachtet’s böse mit mir zu machen; aber Gott gedachte es gut zu machen, daß er täte, wie es jetzt am Tage ist, zu erhalten viel Volks.”
So wie damals ist auch heute und immerdar die Wahrheit am Werke, die Zwecke des Guten auszuarbeiten. Gottes Mühlen mahlen langsam, aber fein. Wir haben nichts andres dabei zu tun, als daran festzuhalten, daß es nur eine Macht gibt, nämlich die Macht Gottes, des Guten, die schließlich über alle andre angemaßte Macht siegen muß.
Jede große Lehre hat ihren Entwicklungsgang durchzumachen; und je größer der geistige Fortschritt ist, den sie erstrebt und anbahnt, desto größer ist auch der Widerspruch und Widerstand, den sie auslöst. Materialismus und Geistigkeit waren von jeher Antipoden, mußten es ihrer Natur nach sein und werden es bleiben. Wenn der Materialismus oder der materielle Sinn dem Geistigen weichen soll, bäumt er sich auf, weil er seine Zerstörung herannahen sieht. Haß, Neid und Furcht ziehen die Waffen und beginnen die Verfolgung des Gegners, nämlich der Christus-Wahrheit.
Wir brauchen aber solche Verfolgung nicht zu fürchten, denn sie wird unsrer Sache zum Segen gereichen und Fortschritt bringen. Die Aufrechterhaltung der gerechten, angefeindeten Sache, resp. Lehre, stellt nun an alle Anhänger und Vertreter doppelte Anforderungen. Sie müssen ihre Forschungen vertiefen und bemüht sein, bewußt bessere, gewissenhaftere, also treuere Arbeit zu tun.
So werden sie hinarbeiten auf den Tag des Herrn. Viele Anzeichen deuten darauf hin, daß er nicht mehr allzu fern ist, der Tag, an dem die Christliche Wissenschaft allgemein Anerkennung finden wird, weil ihre Demonstrationen unbestreitbare Beweise für die Wahrheit ihrer Lehre sind. Diese Demonstrationen müssen bei fortgesetzter treuer Arbeit von Tag zu Tag zunehmen und werden nach und nach so an Zahl wachsen, daß sie zuletzt in das allgemeine Bewußtsein übergehen. Und dann wird die Welt der Christlichen Wissenschaft ohne weiteres Widerstreben das Recht auf ihren Namen zugestehen.
Wie dankbar müssen wir alle sein, daß wir schon jetzt uns Christliche Wissenschafter nennen dürfen! Nicht nur ungezählte Segnungen in bezug auf Gesundheit, Versorgung, Harmonisierung der verschiedenartigsten Verhältnisse usw. bringt die Christliche Wissenschaft in das tägliche Leben ihrer Jünger; nein sie macht sie auch froh und stark und zuversichtlich auf Gottes allgegenwärtige Hilfe, so daß sie den anscheinend größten Schwierigkeiten getrost und mit Freudigkeit entgegentreten können.
Die Christliche Wissenschaft baut auf dem Grundgedanken von des Menschen Einssein mit Gott. Mrs. Eddy, unsre verehrte Führerin, zitiert in „Miscellaneous Writings“ (S. 245) die Worte: „Einer mit Gott bildet die Majorität.” Majorität aber ist gleichbedeutend mit Macht, Übermacht. So wissen wir, daß der mit Gott vereinte Mensch die Übermacht hat über allen Irrtum und ihn auf sein ursprüngliches Nichts zurückführen kann. Darum: „Euer Herz erschrecke nicht!”
Nur dem Ernst, den keine Mühe bleichet,
Rauscht der Wahrheit tief versteckter Born;
Nur des Meißels schwerem Schlag erweichet
Sich des Marmors sprödes Korn.
