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Heute wie ehemals

Aus der September 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Philadelphiaer „Press“ [eine große Tageszeitung] bespricht regelmäßig in ihrer Sonnabend-Ausgabe das Thema der „Internationalen Sonntagsschul-Lektion.” Kürzlich enthielt die Besprechung einige interessante Bemerkungen über die im neunten Kapitel der Apostelgeschichte aufgezeichneten Heilungsfälle, und zwar ist die daselbst zum Ausdruck gebrachte Auslegung dieser sogenannten Wunder der üblichen Auffassung so weit voraus, daß wit hier gerne den ganzen Artikel folgen lassen.—(.)

Zweite Lektion, 9. April 1916. Aeneas und Tabea. Goldener Text: „Allenthalben aber stelle dich selbst zum Vorbilde guter Werke” (Titus 2:7). Text der Lektion: Apostelgeschichte 9: 32–43.

In diesem neunten Kapitel der Apostelgeschichte ereignet sich gar vielerlei. Der erste Teil handelt von der Bekehrung des Paulus. Der zweite, der Text unsrer Lektion, berichtet von zwei Wundern, die Petrus vollbrachte. Unsern Kritikern und Bibelauslegern ist es schwer gefallen, für gewisse Vorfälle im „guten alten Bibelbuch” eine vernünftige Erklärung zu finden. Hier haben wir deren zwei. Obige Lektion ist sehr dazu angetan, die ganze Frage der göttlichen Heilungen und der durch die Jünger und Anhänger der ersten Kirchgemeinden vollbrachten sogenannten Wunder zur Sprache zu bringen.

Die Behandlung dieser Wunder des Heilens ist für den Laien nicht ungefährlich, denn sie führt ihn gar leicht zu eingehenderen theologischen Diskussionen als für ihn ratsam ist. Ist es aber nicht möglich, sich dieser wie jeder andern Frage, wo es sich um die Auslegung der Heiligen Schrift handelt, von dem Standpunkt des gesunden Menschenverstandes aus zu nähern, ohne befürchten zu müssen, als Ketzer verschrien und aus der Gemeinschaft der Rechtgläubigen verstoßen zu werden? Das ganze Thema der sogenannten Wunder ist zu umfassend, als daß man ihm hier gerecht werden könnte. Beschränken wir uns daher nur auf die zwei Fälle, von denen unsre Lektion handelt. Wir sehen hier einen gichtbrüchigen Mann, der „acht Jahre lang auf dem Bette gelegen.” Der Name des Heilers und des Geheilten ist angegeben, die Heilungsformel ist kurz und die Wirkung augenblicklich. „Und alsobald stund er auf.” Die Bibelforscher geben alle zu, daß die ersten Christen Wunder taten. Darin sind wir also einig. Im weiteren machen sie jedoch einen großen Fehler. Sie behaupten nämlich, die Zeit der Wunder sei vorbei, geben uns aber keine Begründung dafür. Hätte Christus allein diese wundervollen Heilungswerke getan, so könnten wir möglicherweise glauben, nur er sei im Besitz des Geheimnisses gewesen. Aber Christus Jesus sagte klar und deutlich zu seinen Jüngern, daß sie „größere [Werke] denn diese tun” würden. Und tatsächlich vollbrachten sie viele wunderbare Taten. Sie heilten alle möglichen Krankheiten, ja sie erweckten sogar die Toten. Ein Beispiel davon haben wir in unsrer heutigen Lektion. Nun entsteht die Frage: wann hörte diese Kraft auf zu wirken? Hat Gott den Menschen die Fähigkeit zu heilen an einem gewissen Ort und zu einer gewissen Zeit entzogen? Christus sprach nie von einer Zeitbeschränkung, und die Schrift lehrt uns, daß Gott derselbe ist „gestern und heute und ... in Ewigkeit.”

Sicherlich ist es nicht vernunftwidrig anzunehmen, daß Jesus ein großes Gesetz oder Prinzip verstand, auf Grund dessen er die sogenannten Wunder tun konnte. Er sagte, er sei gekommen, das Gesetz zu erfüllen. Tat er dies wirklich, so sind wir gewiß gezwungen zuzugeben, und zwar auf Grund der gleichen Beweise, die wir von seinen eignen Wundern haben, daß seine Anhänger während einer Reihe von Jahren nach seinem Dahinscheiden ebenso wunderbare Heilungswerke zustandebrachten. In der gleichen Bibel, die uns von seinen großen Werken berichtet, lesen wir auch von den Werken seiner Anhänger. Diese müssen ein Verständnis vom gleichen Gesetz oder Prinzip gehabt haben.

Ein jeder wird zugeben, daß ein Gesetz, welches ein- oder mehrmals gewirkt hat, immer wirken muß, wenn es richtig angewendet wird. Das Gesetz der Mathematik ist unveränderlich. Jede nach den Regeln dieses Gesetzes gelöste Aufgabe muß ein richtiges Resultat aufweisen. Erhalten wir nicht jedesmal eine richtige Antwort, so liegt der Fehler nicht am mathematischen Gesetz, wohl aber an unsrer mangelhaften Anwendung desselben. Wir machen den Fehler, nicht das Gesetz. Wie oft, als wir noch auf der Schulbank saßen, glaubten wir, ein mathematisches Gesetz müsse falsch sein, weil wir die Lösung eines Exempels nicht finden konnten. Aber das Gesetz war immer vollkommen, und die richtige Antwort blieb nie aus, wenn es richtig angewendet wurde. Nach und nach lernten wir denn auch einsehen, daß der Fehler stets an uns lag und nie am Gesetz.

Sobald wir nun das Gebiet geistiger Dinge betreten, hören wir merkwürdigerweise auf, den gleichen gesunden Menschenverstand zu gebrauchen. Wenn jenes Gesetz zur Zeit Jesu und auch nach seinem Dahinscheiden wirkte, warum sollte es nicht heute noch wirken, vorausgesetzt, daß es richtig angewendet wird? Dem denkenden Menschen genügt es nicht mehr, wenn ihm die Theologen sagen, die Tage der Wunder seien vorbei. Jeder Tag erbringt Beweise des Gegenteils. Das Gesetz, welches die Hertzschen Wellen regiert, hat von jeher bestanden; aber erst vor verhältnismäßig kurzer Zeit ist die Entdeckung gemacht worden, daß wir auch ohne Draht telegraphieren können. Die Elektrizität ist so alt wie die Welt; aber wir waren ihrer nicht gewahr, bis Franklin seine große Entdeckung machte.

Gewisse tiefe Denker haben nun die gleiche logische Denkweise auf das Gesetz Gottes und dessen Wirksamkeit auf dem Gebiete des Heilens angewendet, und die Welt kommt nach und nach zu der Einsicht, daß die gleichen Gesetze, die Christus so gut kannte und die seine Jünger so erfolgreich anwendeten, Grundgesetze sind. Sie können heute ebensogut wie zur Zeit des Petrus bewiesen werden. Wenn das Resultat nicht so wunderbar ist wie damals, so liegt das an unsrer mangelhaften Anwendung derselben und nicht an den Gesetzen selbst. Die Welt sucht heute nach einer Erklärung für die vielen wunderbaren Heilungen, die von einer großen und stets wachsenden Klasse von Denkern vollbracht werden, von Leuten, die die Wahrheit erkannt oder wenigstens den Saum ihres Gewandes berührt haben, und die die große Tatsache beweisen, daß geistige Heilung im Bereich all derer ist, die diese Gesetze richtig anwenden.

Dies ist eine Sache, die sich nicht so leicht unterdrücken läßt. Manche Geistliche, die eingesehen haben, daß sich das denkende Volk nicht mehr mit den Lehren der Vorfahren und den engherzigen Dogmen des Mittelalters zufrieden gibt, versuchen, diese Erscheinungen wegzuerklären. Wem sollen wir glauben? Seien wir gerecht und lassen wir diese Forscher ungehindert weiterarbeiten. Welch ein Segen wäre es für die Menschheit, wenn diese Leute doch recht hätten — wenn es sich wirklich herausstellte, daß Sünde und Krankheit nichts andres sind als ein falscher Bewußtseinszustand, der von dem großen Gesetz Gottes leicht berichtigt werden kann; daß alles, was Er gemacht hat „sehr gut” ist, und daß uns die Dinge nur deshalb anders vorkommen, weil wir das große Gesetz der Vollkommenheit nicht richtig anwenden!


Wenn das Erhabne staunt die junge Menschheit an,
Spricht sie im hellen Traum: Das hat der Gott getan.
Und wenn sie zum Gefühl des Schönen dann erwacht,
Bekennt sie freudig stolz: Es hat’s der Mensch vollbracht.
Und wenn zum Wahren einst sie reift, wird sie erkennen,
Es tut’s im Menschen Gott, der nicht von ihm zu trennen.

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