Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Werktätiges Christentum

Aus der September 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Zukunft


Die heftigen Angriffe, die in letzter Zeit gegen die Christliche Wissenschaft gerichtet wurden, haben den Scientisten wieder gezeigt, daß die falschesten Meinungen über diese Lehre verbreitet sind. Diese Angriffe konnten den Scientisten eigentlich nicht berühren, denn sie richten sich gegen Anschauungen, die nichts mit der Christlichen Wissenschaft zu tun haben. Wenn das, was man dafür hält, die Christliche Wissenschaft wäre, dann hätte diese Religion nicht in so kurzer Zeit so viele Anhänger gefunden; dann wüchse die Bewegung nicht ständig. Denn der Christlichen Wissenschaft strömen die Leute zu, die elend und unzufrieden sind, die nicht das gefunden haben, was sie gesund und glücklich macht. Und wenn sie in der Christlichen Wissenschaft nur Trug und Humbug fänden, würden sie kaum dabei bleiben.

Tatsache ist, daß bei keiner andern Menschenklasse so viel Freudigkeit und Zufriedenheit herrscht und man nirgends so wenig Klagen vernimmt wie bei den Scientisten. Die meisten Menschen ergehen sich viel mehr in Klagen, als sie selbst wissen. Wenn man aus andrer Umgebung zu den Scientisten kommt, dann fällt einem der Unterschied oft recht stark auf. Auf der einen Seite lange Berichte über Krankheiten, Disharmonien, Unglück; bei den Scientisten Dankbarkeit und Freude. Dem Sinn nach hört man von ihnen immer wieder Aussprüche wie: „Mir geht’s viel besser; und ich weiß es wird immer noch besser werden, je mehr ich richtig denken lerne.” Soll das nur durch Wahnvorstellung bewirkt sein?

Man hat der Christlichen Wissenschaft ungefähr alles abgesprochen und immer wieder betont, daß sie weder Religion noch Wissenschaft sei. Und doch gründet sie sich durchaus auf die Lehre Jesu. Jesus lehrte, daß wir anders denken lernen müssen. „Das Reich Gottes ist inwendig in euch,” sagt er und erklärt damit das Himmelreich als einen Bewußtseinszustand. „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit.” sagt er. Wenn das Reich Gottes ein Bewußtseinszustand ist, dann bedeutet dieses Wort: „Trachtet vor allem nach dem Bewußtsein, dem rechten Denken, das von Gott ist.” Er sagt auch, wir sollten vollkommen sein wie unser himmlischer Vater. Er hielt es also für möglich, daß wir so vollkommen denken lernen können, daß wir das vollkommene oder göttliche Gemüt wiederspiegeln. „Die Wahrheit wird euch freimachen.” sagt er; und nur die Tätigkeit des vollkommenen Gemüts kann Wahrheit sein. Also nur vollkommenes Denken kann uns frei machen.

„Ich habe die Welt überwunden,” sagt Christus Jesus. Er meint sicher nicht, daß er sie mit Gewalt niedergezwungen, sondern, daß er das falsche Bewußtsein dieser Welt in sich selbst überwunden habe. Und immer wieder fordert er uns auf, ihm zu glauben. Er sagt ganz deutlich, daß wir alle (also nicht nur seine Jünger) durch die Erkenntnis, die uns durch ihn wird, die Werke auch tun können, die er tat.

Der Scientist ist überzeugt, daß Jesus nur auf innere Läuterung abzielte und daß der Mensch nur durch innere Läuterung selig werden, ins Himmelreich, in den Bewußtseinszustand der Vollkommenheit, gelangen kann. Paulus sagt: „Schaffet, daß ihr selig werdet;” und: „Ein jeglicher sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war.” Unser Schaffen, unsre Arbeit muß also darin bestehen, daß wir denken, reden und handeln lernen wie Jesus Christus. Darin besteht nach der christlich-wissenschaftlichen Auffassung die Arbeit des einzelnen.

Die Scientisten streben ernstlich nach Liebe und Barmherzigkeit. Sie sind überzeugt, daß der allmächtige Gott lebt, auf den Jesus baute und auf den zu vertrauen er von uns verlangte. Sie glauben aber nicht, daß dieses Vertrauen sich auf Theorien beschränken darf, sondern beweisen ihren Glauben im Alltagsleben. Sie verlassen sich in allen Lebenslagen auf Gott. Das steht doch gewiß nicht im Widerspruch zur Religion, zum Christentum!

Wenn die Scientisten das Gebot zu erfüllen suchen, das Jesus als das vornehmste und größte bezeichnete, so streben sie nicht minder ernstlich danach, das andre, das diesem gleich ist, zu erfüllen: ihren Nächsten zu lieben wie sich selbst. „In diesen zweien Geboten,” sagt Jesus, „hanget das ganze Gesetz.” Darum läßt sich der Scientist nicht hinreißen, Haß und Verachtung mit Haß und Verachtung zu vergelten. Er versucht ernstlich, seine Religion im täglichen Leben anzuwenden und den Nächsten so zu behandeln, wie er selbst behandelt sein möchte.

Durch das Verständnis, das er durch das Forschen in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, von Mrs. Eddy, erlangt hat, weiß der Scientist, daß, was sich ihm als Verfolger und Feind entgegenstellt, nicht der wahre Mensch ist, nicht Gottes Ebenbild, sondern ein falscher Begriff; daß seine Feinde falsche Vorstellungen sind, die auf andre einen mesmerischen Einfluß ausüben und sie zu ungerechtem Handeln treiben. Er weiß, daß diese falschen Vorstellungen ihn durch verschiedenerlei Kanäle zu erreichen suchen, ihn aus der Fassung bringen wollen, ihn zu verführen trachten, selbst Haß und Wut zu empfinden. Er weiß, daß diese Einflüsse ihn aus der richtigen Gesinnung heraus in Empfindungen zu reißen drohen, die nicht gut sind und zur Disharmonie führen.

Der Scientist kennt die Tätigkeit des Übels und ist ernstlich bemüht, von falschen Gedanken frei zu bleiben. Die läßt er, Haß und Verachtung, Empörung und Rache, nicht in sein Bewußtsein dringen. Er wendet sich an Gott, nicht um zu bitten, daß Gott persönlich in sein Leben eingreife und die Wolken für ihn wegschiebe, sondern um die Gedanken des vollkommenen Gemüts zu erlangen. Er strebt, das Bewußtsein dieses vollkommenen Gemüts wiederzuspiegeln. So bleibt er frei von Haß-, Wut- und auch von Furchtgedanken. Denn seine Arbeit, die im Erkennen besteht und im Bestreben, gehorsam zu sein, gehorsam dem Gesetz der Liebe und Gerechtigkeit, macht ihn frei von falschen Gemütszuständen, Er ist überzeugt, daß was ihn frei macht, die Wahrheit ist, die Wahrheit, daß es nur ein Bewußtsein gibt, das vollkommene Bewußtsein, das ewig und allgegenwärtig ist; daß, wenn er dieses Bewußtsein vollkommen verstehen und wiederspiegeln wird, er vollkommen frei sein wird von allem Übel. Er glaubt, daß er seine Seligkeit durch die Befreiung von allem falschen Denken „schaffen” muß und daß er nur so sein Lebensproblem lösen kann.

Nicht nur der Himmel ist ein Bewußtseinszustand, sondern auch die Hölle. Der Scientist hat meist genug gelitten, bevor er zur Christlichen Wissenschaft kam; jetzt strebt er bewußt nach dem Himmel, nach dem harmonischen Bewußtsein. Das kommt ihm nicht von außen; durch innere Läuterung muß er es erlangen. Sein ganzes Streben geht jetzt dahin, sich von falschen Gedanken und Gefühlen zu reinigen. Kann das irreligiös genannt werden?

Man ließe den Scientisten wohl ruhig ihre Theorien, wenn sie diese nicht zur Ausführung brächten. Theorien werden heutzutage recht gleichgültig betrachtet. Aber daß die Scientisten die christliche Religion praktisch betätigen wollen, daß sie des Meisters Befehl: „Machet die Kranken gesund,” ernst nehmen und überzeugt sind, er habe gemeint, was er sagte — das ist der Welt ein Stein des Anstoßes.

Die Tätigkeit des Meisters bestand zum großen Teil im Heilen. Und er heilte nicht mit Kräutern und Giften, nicht durch Massage, Bäder, Diät, sondern von der Basis des Geistes aus. Die Heilungen in der Bibel sind überwältigend. Aber wir haben eine so materielle Weltanschauung, daß sich die meisten Menschen um diese Heilungen gar nicht kümmern. Man hält sie für unmöglich, oder im besten Fall für Wunder.

Mrs. Eddy erkannte ganz klar, daß es Wunder in dem Sinn von Durchbrechungen der Gesetze nicht geben kann, daß also die Heilungen, von denen die Bibel berichtet, auf ein Gesetz begründet sein müssen. Sie erkannte dieses Gesetz, und es wurde ihr klar, daß die Heilung im menschlichen Bewußtsein stattfinden muß. Denn was außerhalb unsres Bewußtseins liegt, berührt uns gar nicht. Sie erkannte ein heilendes Prinzip. Die Christliche Wissenschaft stützt sich auf das göttliche Prinzip, auf die Allmacht des Geistes, die allem wahren Sein zugrunde liegt und von dem wir deshalb abhängig sind. Während in der Medizin die Methoden und Systeme wechseln, weil sie sich nie lange halten können, hat sich das Prinzip der Christlichen Wissenschaft bewährt und wird sich bewähren in alle Ewigkeit.

Ein andres großes Unrecht, das man den Scientisten vorwirft, ist, daß sie in der Lehre Jesu (denn darum allein handelt es sich) eine Wissenschaft, ja die einzig wahre Wissenschaft erblicken. Der Scientist glaubt aber, daß Wissenschaft nur die Erkenntnis der wahren Gesetze sein kann, und daß wir durch Jesus wahre Gesetze erkennen. Jesus war der Wegweiser. Gibt es Geistesgesetze, so müssen sie erkennbar sein. Der Scientist glaubt, daß alle Wissenschaft uns lehren soll, zu denken wie Gott; und Jesus gab dem Denken die rechte, die geistige Richtung. Die Kenntnis, die uns durch die unzulänglichen materiellen Sinne wird, hält der Scientist nicht für absolute Wahrheit. Wenn wir andre Sinne hätten, stünde eine andre Welt vor uns und wir abstrahierten dann andre Gesetze.

Die Christliche Wissenschaft macht also Anspruch darauf, Religion und Wissenschaft zu sein. Die Scientisten freuen sich, daß durch die herrliche Lehre, die ihnen geworden. Verstand und Herz versöhnt werden. Sie sind überzeugt, daß Jesus keine leeren Worte redete, als er sagte, die Wahrheit werde uns frei machen, frei von allem Übel. Sie zweifeln daher keinen Augenblick, daß es uns möglich ist, die Wahrheit zu erkennen und durch sie frei zu werden. Der Scientist weiß, daß Jesus mehr erkannte, als unsre ganze weltliche Wissenschaft erkannt hat und je erkennen wird, nämlich die absolute Wahrheit. Wissenschaft und Religion sind dem Scientisten ein Begriff. Er ist gewiß, daß Jesus uns nicht nur Religion gelehrt hat, sondern auch Wissenschaft, die einzige Wissenschaft, die im Sturm der Zeiten bestehen wird.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / September 1916

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.