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Verlust und Gewinn

Aus der September 1916-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In seinem Brief an die Philipper schrieb Paulus: „Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.” Ein andermal nannte er den Tod einen Feind. Nun wird wohl niemand dem Paulus die widersinnige Lehre zuschreiben wollen, daß uns ein Feind Gewinn bringe. Die einzig logische Folgerung ist daher, daß er mit den Worten „Sterben ist mein Gewinn” meinte, dem Augenschein der materiellen Sinne gegenüber tot oder unempfänglich zu sein bedeute Gewinn. Er wußte, daß nur in dem Maße, wie er für das Materielle tot und für das Geistige lebendig war, er sagen konnte: „Denn Christus ist mein Leben.” Im selben Brief legt er das herrliche Bekenntnis ab: „Aber was mir Gewinn war, das hab ich um Christi Willen für Schaden geachtet. Ja, ich achte es noch alles für Schaden gegen die überschwengliche Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um welches willen ich alles habe für Schaden gerechnet, und achte es für Kot, auf daß ich Christum gewinne.” Wenn alle Menschen die erhabene Anschauung dieses Apostels über Verlust und Gewinn hegten, welch geistiges Erwachen würde stattfinden! Wie groß wäre die Veränderung im Leben und Streben der Menschen, wie würde alles selbstsüchtige Trachten schwinden, und welche Freude würde den Erdkreis erfüllen!

Mit Recht sagte ein berühmter Schriftsteller: „Allerwärts im Leben kommt es nicht sowohl darauf an, was wir gewinnen, als was wir tun.” Liebevoller, in Christi Namen und mit dankbarem Herzen geleisteter Dienst gegen Gott und den Nebenmenschen bringt wahren Gewinn. Alles übrige ist nur, kann nur Verlust sein. Bei diesem beglückenden Dienst gibt es keinen besseren Führer als ein immerwährendes Streben und Trachten nach Wahrheit, denn dadurch werden unsre geistigen Sinne stets für die geistige Zusicherung der göttlichen Zustimmung und des göttlichen Segens empfänglich erhalten. Und was könnte erhabener sein, was könnte unsern Erfolg oder Gewinn mächtiger fördern als das lebendige Bewußtsein, daß Gott unser Werk gutheißt? In diesem sicheren Gefühl können wir, wie der Psalmist, freudig sprechen: „Der Herr ... fördere das Werk unsrer Hände bei uns; ja, das Werk unsrer Hände wolle er fördern!”

Hier haben wir das Mittel, welches uns hilft, unser Bewußtsein gegen falsche Anschauungen über Verlust und Gewinn zu verschließen. Wir sollen irdischen Besitz als nichts achten im Vergleich zu den Reichtümern der göttlichen Gnade, dem wahren Wohlstand, den wir nur dann erwerben und bewahren können, wenn wir so gesinnet sind wie Christus Jesus, und wandeln „wie sich’s gebührt [unserm] Beruf, darinnen [wir] berufen” sind. Der Verlust von Reichtum, Ruhm und Ehre bedeutet nicht den Verlust von etwas Wirklichem; er macht uns nicht arm, weder in den Augen Gottes noch in den Augen derer, die ein geistiges Verständnis von Verlust und Gewinn haben. Folgender Spruch birgt eine Wahrheit:

Reichtum verloren, nichts verloren;
Gesundheit verloren, etwas verloren;
Charakter verloren, alles vorloren!

Charakter, jenes unschätzbare Kleinod, das uns täglich und stündlich auf unserm Lebenswege weiterhilft und Kraft verleiht, ist das Ziel alles wahren Strebens. In der Christlichen Wissenschaft bedeutet dies die Entfaltung des Verständnisses von des Menschen wirklichem Sein.

Es wird bisweilen behauptet, daß die, die mit Gott wandeln, viele Freuden aufgeben müßten. Eine solche Behauptung beruht aber auf einer falschen Auffassung hinsichtlich dessen, worin das Wandeln mit Gott besteht, auf einer irrigen Anschauung von wahrer Freude. Wenn wir die Wahrheit über Gott erkannt haben und sie in unserm Leben werktätig beweisen, so können wir dadurch nur gewinnen, mögen wir auch dem sterblichen Sinn nach bisweilen zu verlieren scheinen. Mrs. Eddy sagt: „Wenn du mit deinem Nachen auf die immer bewegten, aber heilsamen Wasser der Wahrheit hinausfährst, wirst du Stürmen begegnen. Das Gute, das du tust, wird verleumdet werden. Das ist das Kreuz. Nimm es auf dich, und trage es, denn durch dasselbe gewinnst und trägst du die Krone” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 254). Nichts kann Verlust sein, wo es gilt, eine ewige Krone zu erlangen!

Wir dürfen gewiß sein, daß es unmöglich ist, durch Rechttun etwas zu verlieren. Auch haben wir des Meisters Verheißung: „Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden,” oder wie unsre Führerin diesen Gedanken in „Miscellaneous Writings“ (S. 341) ausdrückt: „Lerne mit Gott zu verlieren! Und du findest ewiges Leben: du gewinnst alles.”


Tu du redlich nur das Deine,
Tu’s in Schweigen und Vertraun;
Rüste Balken, haue Steine!
Gott der Herr wird baun.

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