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Das Prinzip nach christlich-wissenschaftlicher Auslegung

Aus der Mai 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Gründer des Christentums erklärte: „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast. Jesum Christ, erkennen.” Der wirkliche, dauernde und harmonische Zustand des Seins, nach dem die ganze Menschheit strebt, ist nur durch ein richtiges Verständnis von göttlicher Ursache und Wirkung erreichbar, Jesus erklärte: „Gott ist Geist,” und ein andermal: „Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze.” In Gott den einen Geist sehen und sich bewußt werden, daß der Geist lebendig macht, daß der Geist allein alle Wirklichkeit erschafft, und daß das Wesen der Dinge in nichts vom Fleisch oder von der Materie abhängt — diese Anschauung kommt in obigem Text zum Ausdruck.

Mrs. Eddy braucht das Wort Prinzip in ihrer Erklärung von Gott. Die Einwendungen der Theologen gegen diese Bezeichnung für die Gottheit sind ohne Zweifel auf eine ererbte Anschauung von Gott als einem körperlichen Wesen zurückzuführen und nicht auf biblische Darstellungen vom göttlichen Wesen. Das Wort Prinzip entspricht dem lateinischen principium, welches Anfang, Grund, Ursprung oder Urstoff bedeutet. Mrs. Eddy hat nicht versucht, ihr volles Verständnis von, Wesen Gottes in einen einzigen Ausdruck hineinzulegen, sondern sie gebraucht eine Anzahl von Synomymen, von denen jedes eine besondere Eigenschaft der Gottheit bezeichnet, die nach allgemeiner Ansicht nicht durch die andern zum Ausdruck kommt. Und so sind ihre Bezeichnungen für Gott nicht nur genau, sondern auch umfassend und allgemein verständlich.

Der Ausdruck, Prinzip, wie er in der Christlichen Wissenschaft gebraucht wird, bedeutet, daß Gott der Anfang, der Grund, der Ursprung, die einzige Ursache ist. Dies stimmt überein mit der Bibel, die da lehrt, daß Gott „das A und das O” ist, der Anfang und das Ende alles wirklichen Seins. Nichts hat einen Anfang außer dem von Gott Geschaffenen, und nichts kann dem von Gott Geschaffenen hinzugetan werden. Gott hat nichts hervorgebracht, was hernach durch eine andre Macht vollendet werden müßte. Er ist der alleinige Urheber, und Seine Schöpfung ist schon am Anfang beendet. Die Erkenntnis von Gott als der einzigen Ursache, verbunden mit einer richtigen Anschauung über das Wesen dieser Ursache läßt nur einen Schluß zu über das Wesen der Schöpfung — der Schöpfung nämlich, die jenseits alles Sinnenzeugnisses liegt.

Wer sich zu der biblischen Erklärung bekennt, daß Gott Geist, Wahrheit, Leben, Liebe ist, der muß sich auch zu dem christlich-wissenschaftlichen Satz bekennen, daß die einzige Schöpfung die des Geistes, der Wahrheit ist. Wenn wir unsre Anschauung von der Schöpfung erklären wollen, können wir nicht „nach dem Ansehen” richten, d. h. vom Standpunkt der materiellen Beobachtung aus oder dem Sinnenzeugnis gemäß. Das rechte Richten beantwortet die Frage, indem es das Wesen des Schöpfers erklärt und dabei folgerichtig behauptet, daß die Schöpfung die Offenbarwerdung oder Wiederspiegelung Gottes ist. Da Gott, das unendliche Gemüt, das Prinzip der Schöpfung ist, so muß unsre Kenntnis dessen, was Er schafft, mit Gott beginnen, Unsre Antwort auf jede Frage über die Wissenschaft des Seins muß von der richtigen Erkenntnis des Wesens Gottes ausgehen, weil alle Dinge allein durch Ihn sind und ihr Wesen haben.

Wenn von einem Zimmermann die Rede ist, so steigt sofort in uns das Bild von Häusern auf, die im Bau begriffen sind, von geschäftigen Arbeitern usw., weil wir wissen, daß Bauarbeiten zur Tätigkeit eines Zimmermanns gehören. Durch die Erkenntnis des Wesens Gottes sollte also auch die Erkenntnis vom Wesen der Schöpfung in uns lebendig werden. Da Gott das Prinzip oder die Ursache des Universums ist, so muß die wahre Erkenntnis von Ihm der Erklärung von der Schöpfung zugrundeliegen. Wir werden gelehrt, daß Gott Geist ist und daß Seine Attribute Unendlichkeit, Wahrheit, Güte und absolute Reinheit sind. Was bewirkt nun der Geist? Was schafft der Geist? Die Tätigkeit des Geistes besteht im Denken, und Gedanken sind das vom Geist Geschaffene. Das Denken des Geistes kommt durch Ideen zum Ausdruck, mit andern Worten, das vom Geist Gedachte bildet Ideen. Wenn man den Satz annimmt, daß die Grundursache der Geist ist, so wird man auch die Folgerung annehmen müssen, daß das vom Geist Gedachte, d. h. die Ideen des Geistes, die einzige Schöpfung bildet.

Gott ist das Prinzip jeder wissenschaftlichen Erklärung, das Prinzip aller wahren Logik. Eine richtige Antwort ist nur möglich, wenn ihr eine richtige Voraussetzung zugrundeliegt. Zum Beispiel die Frage: „Was erhält den Menschen? Wodurch besteht er?” wird von der Grundlage aus beantwortet, daß das göttliche Prinzip das einzige Leben ist, wie es im Bibeltext heißt: „Denn in ihm leben, weben und sind wir.” Auf die Frage: „Können wir mitten in der Not Frieden und Sicherheit finden?” erhalten wir die Antwort, wenn wir über die Wahrheit nachdenken, daß das göttliche Prinzip die einzige Macht ist, gemäß dem Wort der Bibel: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.” und: „Du erhältst stets Frieden nach gewisser Zusage.” Die Frage: „Ist es für die Sterblichen möglich, vor ansteckenden Krankheiten bewahrt zu bleiben?” wird durch das Schriftwort beantwortet: „Wer unter dem schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg,” und es wird ihm „kein Übels begegnen,” und „keine Plage” wird zu seiner Hütte sich nahen.

Die Frage: „Sind Sünde, Krankheit und Tod wirklich?” findet ihre Antwort in der Erklärung der Bibel, daß durch das göttliche „Wort” alles gemacht ist, „und ohne dasselbige ist nichts gemacht, was gemacht ist.” Das unendliche Gute, Gott, „sah an alles, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut.” Sünde, Krankheit und Tod gehören nicht zu den sehr guten Dingen, die Gott geschaffen hat; und da es neben Ihm keinen andern Schöpfer gibt, sind sie nie geschaffen worden; und da sie nie angefangen haben zu bestehen, bestehen sie auch jetzt nicht. Mit andern Worten, sie sind nicht wirklich, sondern scheinen nur dem Bewußtseinszustand wirklich, der sich auf das fleischliche Zeugnis stützt, von dem aber der Meister sagte, es sei „nichts nütze.” Wenn wir von der richtigen Erkenntnis Gottes, des Prinzips alles Bestehenden aus folgern, können wir zu keinem andern Schluß gelangen, als daß alles, was dem Guten entgegengesetzt, alles was Gott ungleich ist, nie erschaffen wurde und daher nicht besteht.

Da Gott das Prinzip alles Geschaffenen ist, so ist Er auch das Prinzip des harmonischen Weiterbestehens alles Geschaffenen, und somit das Prinzip der Gesundheit. Dies führt uns zu der Frage: „Wie können wir die Kenntnis dieses Prinzips beim Heilen der Kranken anwenden?” In Wissenschaft und Gesundheit (S. 476) erklärt Mrs. Eddy: „Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eignes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung vom Menschen heilte die Kranken.” Hieraus ist ersichtlich, daß Gott das Prinzip des christlich-wissenschaftlichen Heilens ist. Der hierbei stattfindende wissenschaftliche Denkprozeß umfaßt erstens die Erkenntnis von Gott als Geist, Gemüt, Wahrheit, Liebe; zweitens die Erkenntnis, daß der Mensch das Bild und Gleichnis des Gemüts ist, in Übereinstimmung mit der unumstößlichen Wahrheit: „Gleiches bringt Gleiches hervor;” drittens die Schlußfolgerung, daß ein sündiger, kranker Sterblicher eine Illusion ist. Auf diesen Wahrheiten beruht die Gesundheit des Menschen, und durch eine genügend klare Erkenntnis derselben kann der Kranke „ganz gesund” werden.

Alle Bibelleser, und wir dürfen wohl sagen alle religiös gesinnten Menschen — d. h. alle, die an ein höchstes Wesen glauben, an eine letzte Ursache — werden wohl mit uns darüber einig sein, daß der Schöpfer oder die Ursache Geist, Gemüt ist. Wenn wir diesen Einigungspunkt erreicht haben, dann werden wir auch bezüglich der Phänomene übereinstimmen. Wir sehen also, daß in Übereinstimmung mit dem Satz, Gott ist das Prinzip alles Bestehenden, ein richtiges Verständnis von Seinem Wesen die Grundlage alles wahren Wissens oder aller wahren Wissenschaft bildet. Da es nur eine Ursache gibt, und diese Ursache Gott ist, so gibt es nur eine Wirkung oder Schöpfung. Außer Gott und Seiner Kundwerdung läßt sich daher nichts wahrhaft erkennen, und was sich nicht durch logische Folgerung feststellen läßt, muß ins Bereich des Unwirklichen verwiesen werden.


Der Kern des Christentums ist treue Pflichterfüllung in unserem Berufe und selbstlose Aufopferung für andere.

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