Alle wissenschaftliche mentale Arbeit gründet sich auf geistige Erkenntnis; daher besteht eine scharfe Grenze zwischen dieser Arbeit und allem, was durch menschliche Suggestion oder Willenskraft scheinbar erreicht wird. Es liegt auf der Hand, daß die Bekräftigung der geistigen Wahrheit von einem Bewußtsein ausgehen muß, das von dieser Wahrheit durchdrungen ist, und zwar mehr vom Geist als vom Buchstaben derselben. Der Schüler der Christlichen Wissenschaft lernt gleich von Anfang an, daß Bekräftigungen allein nicht heilen können, sondern daß er Liebe zur Wahrheit haben muß, wenn er in der Betätigung dieser Lehre Resultate aufweisen will; denn, wie unsre Führerin auf Seite 454 von Wissenschaft und Gesundheit sagt: „Der Buchstabe und das mentale Argument [sind] nur menschliche Hilfsmittel, die dazu dienen sollen, den Gedanken mit dem Geist der Wahrheit und der Liebe, der die Kranken und die Sünder heilt, in Einklang zu bringen.”
Der Buchstabe der Christlichen Wissenschaft hat also seine Berechtigung; aber bei der Behandlung Formeln zu gebrauchen oder Argumente anzuwenden, die der Selbstsucht entspringen, führt unvermeidlich zu Mißerfolg. Es wäre dies geradezu eine Verdrehung der christlich-wissenschaftlichen Praxis oder der richtigen mentalen Behandlungsweise; es wäre nichts andres als menschliche Suggestion und keineswegs wissenschaftliche Bekräftigung. Wer den Buchstaben der Wahrheit zum Ausdruck bringt, muß ein gewisses Maß des Verständnisses vom göttlichen Prinzip haben, denn sonst verlieren seine Behauptungen ihre Wirksamkeit als wissenschaftliche Bekräftigungen. Sie können nicht bestimmt und genau sein, solange sie nicht auf ein gewisses Maß der Erkenntnis des wahren Wesens Gottes und des Menschen gegründet sind.
Wer an zwei Mächte glaubt, bemüht sich umsonst, durch wissenschaftliche Bekräftigungen Resultate zu erzielen. Solche Versuche sind nichts andres als die Anwendung menschlicher Willenskraft. Glaubt ein Mensch an die Wirklichkeit des Bösen, so hat er kein Recht zu behaupten, Gott sei Alles-in-allem. Solange er nicht in christlicher Demut anerkennt, daß, weil Gott das unendliche Gute ist, es nichts Böses geben kann, hat es für ihn keinen Zweck, die Wahrheit des Seins zu bekräftigen. Wahrheitsbekräftigungen machen die Menschen erst dann zu Heiligen, wenn sie gelernt haben, den menschlichen Willen zu unterwerfen und durch Gedanken, Wort und Tat zu beweisen, daß das allgegenwärtige Gute das Vorhandensein des Bösen ausschließt. Wer auf der Oberherrschaft des Guten besteht, ohne dabei seinem Bekenntnis gemäß zu leben, wird durch den Gebrauch des Buchstabens der Christlichen Wissenschaft mindestens zum mentalen Pfuscher.
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