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Wissenschaftliche Bekräftigung

Aus der Mai 1917-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Alle wissenschaftliche mentale Arbeit gründet sich auf geistige Erkenntnis; daher besteht eine scharfe Grenze zwischen dieser Arbeit und allem, was durch menschliche Suggestion oder Willenskraft scheinbar erreicht wird. Es liegt auf der Hand, daß die Bekräftigung der geistigen Wahrheit von einem Bewußtsein ausgehen muß, das von dieser Wahrheit durchdrungen ist, und zwar mehr vom Geist als vom Buchstaben derselben. Der Schüler der Christlichen Wissenschaft lernt gleich von Anfang an, daß Bekräftigungen allein nicht heilen können, sondern daß er Liebe zur Wahrheit haben muß, wenn er in der Betätigung dieser Lehre Resultate aufweisen will; denn, wie unsre Führerin auf Seite 454 von Wissenschaft und Gesundheit sagt: „Der Buchstabe und das mentale Argument [sind] nur menschliche Hilfsmittel, die dazu dienen sollen, den Gedanken mit dem Geist der Wahrheit und der Liebe, der die Kranken und die Sünder heilt, in Einklang zu bringen.”

Der Buchstabe der Christlichen Wissenschaft hat also seine Berechtigung; aber bei der Behandlung Formeln zu gebrauchen oder Argumente anzuwenden, die der Selbstsucht entspringen, führt unvermeidlich zu Mißerfolg. Es wäre dies geradezu eine Verdrehung der christlich-wissenschaftlichen Praxis oder der richtigen mentalen Behandlungsweise; es wäre nichts andres als menschliche Suggestion und keineswegs wissenschaftliche Bekräftigung. Wer den Buchstaben der Wahrheit zum Ausdruck bringt, muß ein gewisses Maß des Verständnisses vom göttlichen Prinzip haben, denn sonst verlieren seine Behauptungen ihre Wirksamkeit als wissenschaftliche Bekräftigungen. Sie können nicht bestimmt und genau sein, solange sie nicht auf ein gewisses Maß der Erkenntnis des wahren Wesens Gottes und des Menschen gegründet sind.

Wer an zwei Mächte glaubt, bemüht sich umsonst, durch wissenschaftliche Bekräftigungen Resultate zu erzielen. Solche Versuche sind nichts andres als die Anwendung menschlicher Willenskraft. Glaubt ein Mensch an die Wirklichkeit des Bösen, so hat er kein Recht zu behaupten, Gott sei Alles-in-allem. Solange er nicht in christlicher Demut anerkennt, daß, weil Gott das unendliche Gute ist, es nichts Böses geben kann, hat es für ihn keinen Zweck, die Wahrheit des Seins zu bekräftigen. Wahrheitsbekräftigungen machen die Menschen erst dann zu Heiligen, wenn sie gelernt haben, den menschlichen Willen zu unterwerfen und durch Gedanken, Wort und Tat zu beweisen, daß das allgegenwärtige Gute das Vorhandensein des Bösen ausschließt. Wer auf der Oberherrschaft des Guten besteht, ohne dabei seinem Bekenntnis gemäß zu leben, wird durch den Gebrauch des Buchstabens der Christlichen Wissenschaft mindestens zum mentalen Pfuscher.

Es ist nicht zu verwundern, daß den Christlichen Wissenschaftern oft vorgeworfen wird, sie seien bestrebt, das Übel zu verhüllen. Der Anlaß zu diesem Vorwurf ist der allzu häufige Gebrauch absoluter Wahrheitsaussprüche, die wohl das Vorhandensein des Bösen leugnen, aber von keinem Beweis begleitet sind, daß das Böse unwirklich ist. Gerade hier sollten wir uns vergewissern, ob wir wirklich praktische wissenschaftliche Wahrheitsbekräftigungen anwenden, oder ob wir nur mit dem Buchstaben der Christlichen Wissenschaft experimentieren, etwa wie ein Chemiker mit gewissen materiellen Elementen Versuche anstellt. Solange wir nicht von dem Geist der Wahrheit erfüllt sind, können wir in dem Kampf um Vollkommenheit keine Fortschritte machen. Das göttliche Prinzip aller Rechtschaffenheit läßt sich nicht täuschen, wohl aber täuschen wir uns selbst, wenn wir glauben, bloße Verstandeskraft vermöge die göttliche Wissenschaft zu erfassen oder zu demonstrieren.

Wenn der Christliche Wissenschafter erklärt, daß Gott Liebe ist, so weiß er, daß dieser Ausspruch nur durch eine tiefwurzelnde Liebe zu seinen Mitmenschen und durch den ehrlichen, aufrichtigen Wunsch, diese Liebe zu jeder Zeit und unter allen Umständen zum Ausdruck zu bringen, zur wissenschaftlichen Bekräftigung wird, die die Macht hat, ihn selbst und andre zu segnen. Vor allem muß der Mensch erkennen, daß die Liebe nur durch Werkzeuge der Liebe wirkt; erst dann kann der Buchstabe der Wissenschaft auf richtige Weise zum Wohl der Menschheit angewendet werden, erst dann werden augenblickliche Heilungen die Regel und nicht mehr die Ausnahme sein. Kein Nörgler oder Krittler, kein unbarmherziger Mensch bilde sich ein, er gebrauche die Waffen der gottlichen Wissenschaft zu seiner eignen Verteidigung oder zum Schutz andrer.

Das Schwert der Wahrheit kann nicht von einem Tyrannen gehandhabt werden, sondern allein von einer freundlichen, liebevollen, nachsichtigen und barmherzigen Mentalität, von einem Menschen, der rein und unbefleckt vor Gott wandelt. Der Meister sagte: „Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.” Wer das Gute nicht wissenschaftlich erkennt, hat keine beweisbare Kenntnis der christlichen Metaphysik. Der Umstand, daß eine böse Mentalität Stellen aus der Heiligen Schrift anführt, um ihre selbstsüchtige Absicht zu rechtfertigen, ist noch kein Beweis, daß sie wissenschaftlich und christlich ist. Man könnte Wissenschaft und Gesundheit von Anfang bis zu Ende auswendig lernen und trotzdem nicht das geistig wissenschaftliche Verständnis von der Wahrheit erlangen, es sei denn, das Herz sei richtig in den Augen Gottes.

Die Heiligkeit des Wortes Gottes offenbart sich durch Demonstration. Von Jesu Rede lesen wir, daß sie „gewaltig” war. So müssen auch unsre Wahrheits bekräftigungen sein, ehe wir wissenschaftliche Christen heißen können. Es kommt oft vor, daß während der Gottesdienste in der Kirche der Christlichen Wissenschaft Heilungen stattfinden. Dies geschieht dadurch, daß sich das Bewußtsein der Leser zur Höhe der geistigen Erkenntnis erhebt, zu der Heiligkeit, „ohne welche wird niemand den Herrn sehen.” Sie tun mehr als bloß vom intellektuellen oder redekünstlerischen Standpunkt aus zu lesen,— sie geben wahre Wahrheitsbekräftigungen ab, und ihre Rede ist „gewaltig.”

Niemand braucht wegen der hohen Norm der Christlichen Wissenschaft mutlos zu sein. Man denke vielmehr in aller Demut und Liebe über jene Dinge nach, die unsre Rechtschaffenheit fördern; dann wird man bald den stets vorhandenen Einfluß zum Guten verspüren, der das menschliche Bewußtsein läutert, bis es zuletzt die wissenschaftlichen Wahrheiten des Seins „gewaltig” und mit Macht bekräftigen kann. Wer die Wahrheit auch nur in geringem Maße erkennt und dann bereit ist, sich der großen Aufgabe zu widmen, das Böse mit dem Guten zu überwinden, wird die Erfahrung machen, daß Gott in ihm wirket „beide, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.” Er wird in seiner Darlegung der geistigen Wahrheit stets bescheiden sein, er wird sich bemühen, sein Bewußtsein so rein zu halten, daß der Geist der Wahrheit und Liebe durch dasselbe zum Ausdruck kommen kann. Ist er bestrebt, einen körperlichen oder materiellen Begriff vom Leben durch einen unkörperlichen oder geistigen Begriff vom Dasein zu ersetzen, so wird er lernen, wie der Psalmist uns zu tun ermahnt, den Mund weit aufzutun, damit die Wahrheit ihn fülle mit wissenschaftlichen Bekräftigungen der Macht, der Gegenwart und der Wirklichkeit des Guten.

Niemand sage: „Alles ist unendliches Gemüt” (Wissenschaft und Gesundheit. S. 468), solange er an die Wirklichkeit der Materie glaubt; niemand sage, Gott ist Liebe, solange er an eine der Liebe entgegengesetzte Macht glaubt; niemand sage, Gott ist das göttliche Prinzip, solange er unehrliche Gedanken hegt und unehrlich handelt. Seien wir stets folgender Worte unsrer Führerin auf Seite 140 von Wissenschaft und Gesundheit eingedenk: „Wir müssen die Behauptungen der göttlichen Wissenschaft verstehen lernen, den Aberglauben fahren lassen und die Wahrheit Christus gemäß demonstrieren.”

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