Jedesmal wenn das menschliche Streben in einem Erfolg zum Ausdruck kommt, der alle früheren Erfolge in der gleichen Richtung weit übersteigt, ist der göttliche Spruch wiederum vernehmbar: „Ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen.“ Die Tür zu einem wahreren, reineren, glücklicheren Ausblick auf die Welt ist geöffnet. Niemand unter uns weigert sich bewußterweise, die Dinge von einem höheren Standpunkt aus zu betrachten; auch versagt sich niemand absichtlich eine wahre Darlegung der menschlichen Tätigkeiten, ein umfassenderes Verständnis von dem offenkundigen Wirken des Guten unter den Menschen, einen tieferen Einblick in den Lauf der Ereignisse, eine Bekanntschaft mit unsern Nachbarn in andern Ländern, nah und fern, die allein zu einer intelligenten Beurteilung ihrer Bedürfnisse und Ziele führen kann. Wie schnell werden doch Voreingenommenheit und hartes Urteil — diese Erzfeinde der Erziehung — durch Verständnis zum Schwinden gebracht!
In einer kürzlich gehaltenen Ansprache sagte ein Herr, der in nationalen Angelegenheiten eine hervorragende Stellung einnimmt: „Gegenseitiges Verständnis und einheitliches Vorgehen erzielt man durch Gedankenaustausch. Für moderne Kulturstaaten bedeutet das die Fähigkeit, Zeitungen zu lesen. Das Ergebnis eines solchen Gedankenaustausches nennt der Soziologe, Gleichgesinnung‘; es ist die Eigenschaft, die es den Menschen ermöglicht, in einer gemeinsamen Sache zusammenzuarbeiten.“ Um den erzieherischen Wert des Christian Science Monitors richtig schätzen zu können, muß man ihn tatsächlich an sich selber erfahren. Für den Ungeschulten ist das tägliche Lesen des Monitors eine vielseitige Erziehung; demjenigen, der eine höhere Bildung genossen hat, bietet er nicht nur eine richtige Darlegung des Fortschritts, den die Welt macht, sondern der Lesestoff, der so reich ist an Darbietungen aus den Schätzen der Literatur, der Geschichte und der Kunst, bedeutet auch für ihn eine beständige Wiederkehr der Freude an früheren Studien.
Die Bildung, die man durch das Lesen dieser großen Tageszeitung erlangt, ist keineswegs einseitig. Auf der ersten Seite stehen die wichtigen Tagesereignisse, frei von Vermutungen oder Übertreibungen, in sorgfältigem Englisch. Jeder gut unterrichtete Mensch muß in gewissem Grade mit den Tagesereignissen vertraut sein, und ein Bekanntsein mit bedeutsamen Bewegungen ist wichtiger und weit interessanter als das Beobachten der Ereignisse des Augenblicks. Sodann finden wir in unserm Blatt fesselnde Aufsätze über öffentliche Maßnahmen, hierzulande sowie in den Ländern der sechs Weltteile und auf den zahlreichen Inseln. Ferner werden Unterredungen und Berichte veröffentlicht, die uns mit den großen Persönlichkeiten der Zeit oder mit den seltsamen Dorfbewohnern in irgendeinem fernen Erdwinkel bekannt machen. Wir finden neue vergleichende Betrachtungen über Erziehungsfragen; wir können, was Musik anbelangt, auf der Höhe bleiben und uns über das Theater unterrichten.
Eine ganze Seite enthält wichtige und zuverlässige Finanznachrichten sowie Berichte über wichtige Geschäftsunternehmungen. Eine weitere Seite bringt einwandfreie Nachrichten über Athletik und Sport, auf einer andern werden die Modeneuheiten besprochen, und durch geschickte Behandlung der Haushaltungsfragen wird guter Geschmack und gutes Urteil angeregt. Die Kleinen, die eben lesen lernen oder sich nur für Bilder interessieren, werden durch launige und ergötzliche Bilder und Verse, durch interessante Vorfälle und Geschichten, welche hochherzige und liebevolle Gesinnung fördern, unterhalten und belehrt.
Das Wachstum des menschlichen Denkens hängt von der Art seiner Nahrung ab. Macht es in der Denkweise eines Menschen einen Unterschied, mit was für Leuten er Umgang pflegt? Kommt es darauf an, was er liest? Kann man sein mentales Heim ebenso rein halten, wenn man die lesenswerten Nachrichten erst aus den Berichten über Verbrechen, Unglücksfälle und Greuel heraussuchen muß, als wenn nur das Lesenswerte gedruckt wird? Wenn Schreiberin dieses ein Kind eine gewöhnliche Zeitung lesen sieht, so kommt ihr stets die Erfahrung eines Herrn in den Sinn, der bei dem Vorsteher eines großen Gefängnisses vorsprach, um sich Erlaubnis zu erholen, für die unglücklichen Insassen auf den Christian Science Monitor zu abonnieren. Der Vorsteher versicherte ihn, er könne es nicht gestatten. Keine Tageszeitungen seien im Gefängnis erlaubt, da die vielen Kriminalberichte die Gefangenen schädlich beeinflussen würde. Man denke nur: etwas, was diejenigen schädlich beeinflußt, die schon mit dem Bösen vertraut sind, sollte gut genug sein fürs Heim! Der Herr erklärte, der Monitor sei ein Muster des reinen Journalismus; er werde einige Nummern senden und dann später vorsprechen. Nach einer Woche suchte er den Vorsteher wieder auf. „Es würde mich gewiß freuen, dieses Blatt zu erhalten,“ sagte dieser. „Es steht nichts drin, was irgend jemandem schaden könnte.“
Können wir ernstlich genug darüber nachdenken, was es für einen Erwachsenen oder ein Kind bedeutet, ob er ein Gemisch von Gutem und Bösem oder nur Gutes liest? Wir lassen es nicht zu, daß verdorbene Speise mit frischer Speise gegessen werde. Ist mentale Nahrung weniger wichtig? Können wir den Strom rein halten, wenn wir die Unlauterkeit des sterblichen Gemüts hineintröpfeln lassen, wo wir doch eine saubere Stromrinne haben sollten, durch die die heilsamen Wasser fließen können, die da reinigen und neubeleben? Hier kann ich nicht umhin, einen Teil eines mit Methodist Student unterzeichneten Briefes wiederzugeben, der im Juli 1916 in den Zeitungen Oak Leaves (Illinois) und im Austenite erschien. Er lautet:
„An die Redaktion! Ich möchte einige Worte über die Christliche Wissenschaft und ihre Anhänger schreiben. Ich bin kein Christlicher Wissenschafter und beabsichtige nicht, je einer zu werden. Aber ich lese den Christian Science Monitor. Er ist die einzige wirkliche Zeitung in Amerika, die ich kenne, und ich lese viele Zeitungen. Ich habe mich oft gewundert, wie gut die Christlichen Wissenschafter über öffentliche Fragen unterrichtet sind. Sie erfassen Ereignisse und Fragen, Probleme und öffentliche Angelegenheiten in einer Weise, wie niemand sonst. Erst glaubte ich, es könnte das Ergebnis ihres Glaubens sein. Jetzt habe ich das Rätsel gelöst. Sie lesen den Christian Science Monitor, und ein regelmäßiges Lesen dieses großen Blattes ist für jedermann eine Erziehung. Er ist ganz und gar verschieden von den großen Tageszeitungen Chicagos und kann ebensogut eine Woche oder einen Monat als zehn Minuten nach der Herausgabe gelesen werden.
„Irgendein Bürger, der gut unterrichtet sein möchte und sowohl in nationalen und internationalen Fragen als in lokalen Angelegenheiten beide Seiten zu kennen wünscht, braucht nur auf den Monitor zu abonnieren. Er ist ein Blatt, das die ganze Familie mit Vergnügen und Nutzen lesen kann; und dem Verbrecher und dem Entarteten wird kein Raum gewidmet. Die Artikel sind alle vernünftig, erbaulich und interessant. Besondere Berichterstatter schreiben aus allen Teilen der Welt. Es erscheint nur e i n Artikel täglich, der auf die Christliche Wissenschaft Bezug hat. Er befindet sich auf einer Innenseite, wo ihn alle finden können, die über die Ansichten und den Glauben der Kirche Aufschluß suchen; aber er drängt sich dem Leser nicht auf. Der Monitor ist kein Propagandablatt.“
Der Kursus, den wir durch das Lesen des Monitors durchmachen, braucht nicht ausschließlich aus Geographie, Nationalökonomie oder Geschichte der Gegenwart zu bestehen, sondern er gestattet uns auch erfrischende Ausflüge in das Gebiet unsrer Lieblingskunst, sei es Literatur, Malerei, Theater oder Musik. Wir können jenem einsichtsvollen Manne folgen, der uns den Rat gegeben hat, jeden Tag ein schönes Gedicht zu lesen und ein schönes Bild zu betrachten. Auf der letzten Seite, in einladend großem Druck, sind die Redaktionsartikel. Es ist dies eine Seite, die reich ist an kritischen Darlegungen und Erklärungen der Tagesangelegenheiten,— eine zum Denken anregende Zergliederung der an andrer Stelle erwähnten Zustände, eine Seite, die in der Hauptsache ernst ist, deren Ernst jedoch durch die launige Behandlung einer oder mehrerer Gegenstände angenehm unterbrochen wird. Dieser Teil wird von maßgebenden Kritikern auf dem Gebiete der Journalistik sehr gelobt.
Keine Ansammlung von Tatsachen kann eines Menschen Bildung in dem Maße fördern wie das beständige Sichbefassen mit großen Ideen. Der Fortschritt der Welt ist eine große Idee. Wir müssen ihn auf den breiten Bahnen wahren Wachstums verfolgen und nicht auf den Nebenwegen vorübergehender Ereignisse. Eine Idee ist etwas Lebendiges. Sie wird nicht durch den Gebrauch zerstört. Ihre Macht offenbart sich erst durch ihre Anwendung. Nur wer den Christian Science Monitor regelmäßig liest, hat einen Begriff davon, welch hohen Wert dieses Blatt für den Schulknaben wie für den Mann von höherer Bildung hat, welch weiten Ausblick und welchen Reichtum an belehrendem Stoff es ihnen bietet, und wie sehr es ihr inneres Wachstum durch mentale Forschungsreisen in das Gebiet der Reinheit, Wahrheit und Schönheit fördert.