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„Nahet euch zu Gott“

Aus der Februar 1918-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als der verlorene Sohn darauf bestand, seine eignen Wege zu gehen, entfernte er sich weit von seinem Vater. Er dachte, er wolle sein eigner Herr sein. Somit sammelte er seine ganze Habe zusammen, bestehend aus den Geschenken seines Vaters, „und zog ferne über Land.“ Das wertvollste Gut von allem, die Liebe seines Vaters, nahm er nicht bewußterweise mit sich, d. h. sie beschäftigte nicht seine Gedanken. Er dachte über seinen Vater wie der Gottlose über Gott denkt. Von diesem heißt es: „In allen seinen Tücken hält er Gott für nichts.“

Wie kann in einem solchen Zustand eine Änderung eintreten, es sei denn dadurch, daß man sich zu Gott naht? Und das bedeutet eine bereitwillige Aufnahme göttlicher Gedanken, ein Streben gottwärts. Der verlorene Sohn erhob sich und kehrte aus dem fernen Lande zurück, worauf sein Vater mit nie versagendem Erbarmen ihm entgegenlief, ihm vergab und dadurch seine unveränderte Liebe bewies. Veranschaulicht dies nicht die metaphysische Wahrheit, welcher Jakobus mit den Worten Ausdruck gab: „Nahet euch zu Gott, so nahet er sich zu euch“?

Der Seefahrer früherer Zeiten, welcher „das kluge Eisen“ auf den Kork in seiner Wasserschüssel legte und beobachtete, wie diese schwimmende Nadel beständig dem Polarstern zustrebte, hatte ein Beispiel von der Hartnäckigkeit, wie sie diejenigen kennzeichnet, deren Tätigkeit stets die Richtung ihres Strebens nimmt. Was tut der gute Mensch andres als die Richtung seiner Beweggründe zu verfolgen? Was tut der sogenannte Sünder andres als seine Begierden zu befriedigen? Ein jeder wendet sich dem zu und dient dem, was seiner Meinung nach Befriedigung gewährt. Paulus macht dies in seinem Brief an die Römer klar, wenn er sagt: „Wisset ihr nicht: welchem ihr euch begebet zu Knechten in Gehorsam, des Knechte seid ihr, dem ihr gehorsam seid, es sei der Sünde zum Tod oder dem Gehorsam zur Gerechtigkeit?“

Viele Menschen fassen das Leben so auf wie ein Knabe vom Lande, der auf dem Jahrmarkte dem Wortschwall der Schaubudenbesitzer zuhorcht und von der Neugier und Habsucht dahin und dorthin getrieben wird, bis seine kleine Barschaft ausgegeben ist und er nichts von Wert dafür erhalten hat. Es gibt zu viele, die sich „wiegen und wegen lassen von allerlei Wind der Lehre“ und überall Gutes suchen, nur da nicht, wo es zu finden ist. Die Heimat war es, die der verlorene Sohn nötig hatte, und dort war sein Vater. Liebe ist es, deren Menschen so sehr bedürfen, und wo Liebe ist, da ist Gott. Wie nun der Sohn sich dem Vater näherte, um die Heimat zu finden, so müssen auch wir uns alle Gott nähern, um zu erkennen, jeder für sich selber, daß Gott Liebe ist.

Ist an dieser Annäherung an Gott etwas Geheimnisvolles? Durchaus nicht. Unser Lehrer in der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, hat uns dies alles in der herrlichen Auslegung über das Gebet im ersten Kapitel des Lehrbuchs sehr klar gemacht. So bedeutet also unser freudiger Fortschritt gottwärts das Beherbergen von Engeln, und diese Wesen werden in Wissenschaft und Gesundheit wie folgt definiert: „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind; die Inspiration der Güte, Reinheit und Unsterblichkeit, allem Bösen, aller Sinnlichkeit und aller Sterblichkeit entgegenwirkend.“

Das menschliche Gemüt sucht seinen Anspruch auf Begünstigung dadurch zu begründen, daß es behauptet, aus sich selber gut zu sein. Es ist das gerade als ob der verlorene Sohn seinem Vater mit den Worten begegnet wäre: „Ich bin nicht so schlecht, wie du denkst.“ Statt dessen sagte er: „Vater, ich habe gesündiget in den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, daß ich dein Sohn heiße.“ Und seine Reue brachte ihn seinem Vater nahe. Er bestimmte nicht seine Stellung, sondern überließ dies dem Vater; und dieser tat es in der Weise, daß er den Sünder verschwinden und den Sohn in die Erscheinung treten ließ.

Wenn der Sohn Gottes erscheint, der Sein Ebenbild ist, so kommt zugleich die Unsterblichkeit zum Ausdruck; das sterbliche Gemüt verschwindet mit seinem Stolz, seiner Furcht, seiner Sünde und seinem Prahlen. Dann wird offenbar, was uns die „wissenschaftliche Erklärung des Seins“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468) fortwährend ins Gedächtnis ruft, nämlich, daß alles „unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung“ ist, „denn Gott ist Alles-in-allem.“

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