Ein gewisser Erzieher entdeckte ein herrliches Ideal zur Unterweisung und Entwicklung kleiner Kinder, und er gab den Eltern folgendes Motto: „Kommt, laßt uns mit unseren Kindern leben.“ Es dauerte aber nicht lange, ehe ein Wort in diesem Motto geändert wurde, so daß die Eltern jetzt sagen: Laßt uns für unsere Kinder leben. Statt daß nun die Kinder bei den Eltern die Freuden der Kameradschaft gefunden hätten, mußten sie erfahren, wie diese ernst und traurig wurden, sozusagen getrennt von ihnen lebten und stets Pläne machten und Anordnungen trafen, um sie auf dem schmalen Weg zu halten, der rechts und links mit Dornhecken der Sorte „laß das“ eingefaßt ist, oder um sie in ein Gefängnis einzusperren, das auf allen Seiten mit den Mauern „daß du dich nicht unterstehst“ umgeben ist. Die in Armut lebende Mutter arbeitet sich ab für ihr Kind, um das unglückliche Geschöpf mit törichtem Flitter herausputzen zu können, und ist dann sehr aufgebracht, wenn dieser Ausdruck ihres Stolzes durch eine Tat, die durchaus in der Natur eines Kindes liegt, in Unordnung gebracht wird. Und wo Überfluß herrscht und feine Kleider die Regel sind, verbringt das Kind den Tag programmäßig beim Sprachlehrer, beim Musiklehrer, beim Tanz- und Anstandslehrer, weil seine Eltern, die es selten sehen, auf sein Wohl bedacht sind. Der ideale Zustand herrscht offenbar in dem Heim, wo Eltern und Kinder beieinander wohnen und alle voneinander lernen. Die Eltern treten in freundschaftliche Beziehung zu den Kindern, die Kinder tragen mit ihrem frohen Wesen dazu bei, das Heim zu erhellen.
Wenn der Christliche Wissenschafter eine metaphysische Auffassung von der Kirche erlangt hat, wird er sich damit begnügen, in der Kirche zu arbeiten. Sein Glück nimmt dann zu und seine Leistungsfähigkeit hält Schritt mit seinem Glück, denn dieses besteht in seiner „Freude am Herrn.“ Wer sich jedoch von dem Gefühl der Selbstüberhebung irreführen läßt und für die Kirche zu arbeiten sucht, fängt sofort an zu planen und materielle Entwürfe zu machen. Wenn man für andere freie Menschen Programme zusammenträumt und ihnen bestimmte Verfahrungsarten aufzudrängen sucht, welche selber zu wählen sie noch nicht bereit sind, so führt das nur Streit herbei. Was bedeutet denn Autokratie anderes als daß das sterbliche Gemüt seine eigenen Gesetze vorschreibt, seinen eigenen Vorteil sucht, für Menschen und Völker ein Programm der Beschränkung aufstellt und dabej behauptet, ihnen zu nützen? Und wie steht es mit der Demokratie? Sehen wir sie nicht in dem Verlangen des Kindes, frei zu sein und sich mit Dingen zu beschäftigen, die dem glücklichen Kindesalter natürlich sind, oder in dem Streben des Erwachsenen, seine Natur und seine Anlagen froh und frei zu entwickeln, oder in dem Kampf, den eine Nation kämpft, um die ihr eigenen Einrichtungen und Regierungsformen aufzubauen?
In diesem Punkte ist nun die Christliche Wissenschaft zur heutigen Stunde besonders wertvoll, indem sie das bietet, was am meisten Not tut, nämlich gutes Beispiel. Es gibt in unserer Bewegung Kirchen, die als Zweige des lebendigen Stammes, Der Mutter-Kirche, bereits beschnitten sind und somit Frucht tragen können; d.h. sie sind von Hochmut, Eigenwillen und persönlicher Führerschaft gereinigt worden, so daß ihr Werk nun durch Demonstration weitergeführt wird und dadurch das Prinzip erläutert. In diesen Kirchen wird die Bedeutung des Amtswechsels verstanden und das Wachstum des Guten, das dem Gehorsam gegen dieses Ideal folgt, findet statt. Unsere Führerin legt dies in Miscellany (S. 250) mit folgenden Worten überzeugend dar: „Amtswechsel fördert Weisheit, beschwichtigt zügellosen Ehrgeiz, tut der Gerechtigkeit Genüge und krönt ehrliches Streben“! Mit den Jahren werden immer größere Scharen derer, die durch ihre Arbeit in den verschiedenen Ämtern arbeiten gelernt haben, als Muster der Harmonie und Vorbilder des Gehorsams gegen das Prinzip ihre metaphysische Arbeit in der Kirche weiterführen.
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