Zeiten der Anfechtung sind Prüfungszeiten, in denen der Irrtum alles aufbietet, um seine Ansprüche zur Geltung zu bringen. Das menschliche Gemüt wird von den Argumenten des Irrtums beeinflußt, von dessen Einflüsterungen verwirrt, von dessen Drohungen beunruhigt, von dessen Versprechungen angelockt und fällt zuweilen den Wahrspruch zu dessen Gunsten. Seien wir jedoch nicht im Zweifel über den Ausgang. Das Recht wird der Wahrheit zugesprochen werden. Der Irrtum zehrt sich durch seine Widersprüche auf, während unsere Erkenntnis der Wahrheit durch Bekräftigungen und Demonstrationen gestützt wird und stetig wächst.
Während nun die Wahrheit ihrem gewissem Sieg entgegengeht, wird sie von allen Seiten angegriffen. Ihre Anhänger haben scheinbar eine Schar von Widersachern zu bekämpfen, die ihnen an Zahl weit überlegen ist. Sodann behaupten diese Widersacher, schlau und gewandt zu sein, und diejenigen, die für die Wahrheit eintreten, geben zuweilen diese Behauptung mit einem müden Seufzer zu, wo sie doch niemals seufzen oder den Mut verlieren sondern sich freudig dem Prinzip, ja der Wahrheit zuwenden sollten. Hier ist Heilung von jedem Gefühl der Müdigkeit und der Entmutigung zu finden, hier steht das unfehlbare Mittel für diejenigen bereit, die da erkennen, daß das Böse durch sein Prahlen oder durch seine giftigen Anschläge Herrschaft über sie beansprucht. Tatsächlich gibt es kein anderes Mittel, wie unsere Führerin in Wissenschaft und Gesundheit (S. 380) deutlich dartut, wenn sie sagt: „Nichts als die Macht der Wahrheit kann die Furcht vor Irrtum verhüten und des Menschen Herrschaft über den Irrtum beweisen.“
Die Wahrheit hat Gewalt über den Irrtum, sie macht der Tätigkeit des Bösen ein Ende. Die Lügen und Täuschungen, welche das Menschengeschlecht gepeinigt haben, sind sehr zahlreich, werden aber im Verlauf der Jahrhunderte gerichtet und vergehen unter dem Urteilsspruch in nichts, während die Wahrheit, sich selber getreu, stark und einig voranschreitet. Wie wahr sind doch die Worte des Apostels: „Denn wir können nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.“ Um aber in verständiger Weise zu arbeiten, müssen wir lernen, wie man den Irrtum mit der Wahrheit überwindet, wie man denen, die in der Finsternis umherstolpern, Erleuchtung bringt. In der Christlichen Wissenschaft widmen wir uns gerne den einzelnen Fragern und Suchern, nach dem Beispiele unseres Meisters. Wie wichtig dies ist, geht aus folgender Stelle aus der Epistel des Jakobus hervor: „Lieben Brüder, so jemand unter euch irren würde von der Wahrheit, und jemand bekehrte ihn, der soll wissen, daß, wer den Sünder bekehret hat von dem Irrtum seines Weges, der hat einer Seele vom Tode geholfen und wird bedecken die Menge der Sünden.“
Dieses Werk der Erlösung ist genau, weil es wissenschaftlich ist. Es hat nichts gemein mit der mesmerischen Wirkung von Furcht und Sentimentalität — nichts die Grauen vor Strafe oder Sehnsucht nach einem sinnlichen Paradies verursachen. Die Wahrheit ist es, die da errettet — das Prinzip, nicht menschliche Lehren. Deshalb können wir von Täuschungen jeder Art befreit werden und einen offenen Weg gottwärts finden, trotz der falschen Ansprüche und giftigen Anschläge des Irrtums, trotz seiner Heimlichkeit, seines Betrugs und seines Prahlens. Diese Befreiung wird nicht durch Unwissenheit hinsichtlich der Anschläge des Bösen bewirkt, sondern durch die Erkenntnis, die uns davor bewahrt, ein Opfer des Bösen zu werden, sowie durch Inspirationen, die uns zum Sieg verhelfen. Mrs. Eddy sagt deutlich (Wissenschaft und Gesundheit, S. 252): „Eine Kenntnis des Irrtums und seiner Machenschaften muß dem Verständnis der Wahrheit, welches Irrtum zerstört, vorausgehen, bis der ganze sterbliche, materielle Irrtum schließlich verschwindet, und die ewige Wirklichkeit, der von und aus dem Geist erschaffene Mensch als das wahre Gleichnis seines Schöpfers, verstanden und erkannt wird.“
Wer die Wahrheit und ihre Macht erkennen will, muß ehrlich sein. Es ist nicht genug, daß man glaubt, man sei gut, denn gerade unter den persönlich Guten bewirkt der versteckte Mesmerismus geteilte Ansichten. Der Wolf sucht in der Nacht die Herde zu zerstreuen, damit er die verwirrt umherirrenden Schafe zerreißen möge. So suchen auch die menschlichen Feinde des Menschen als Wölfe in Schafskleidern Trennung zu bewirken und dann zu zerstreuen, und ist es ihnen möglich, so verschlingen sie Zuversicht, Vertrauen, Wohlwollen, Freundlichkeit und Kollegialität; denn wenn die Herde in Liebe vereinigt bleiben und sich gehorsam der Führung des Hirten anvertrauen würde, wäre sie geschützt. Gegen den wahrhaft ehrlichen Menschen arbeiten der Mesmerist und der Spion umsonst. Der ehrliche Mensch läßt sich von ihnen nicht veranlassen, sich vom Prinzip zu trennen, denn sein Gott ist „treu“ und ist „kein Böses an ihm; gerecht und fromm ist er.“ Ein Diener des Antichristen fürchtet sich stets vor einem ehrlichen Menschen, denn seine Macht, die auf Täuschung beruht, wird von jedem ehrlichen Menschen bedroht. Mrs. Eddy sagt: „Nur das Wirken von Wahrheit, Leben und Liebe kann Harmonie verleihen. Alles, was den Menschen lehrt, andre Gesetze zu haben und andre Kräfte anzuerkennen außer dem göttlichen Gemüt, ist antichristlich“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 169). Der Christliche Wissenschafter führt seinen Namen deshalb, weil er prochristlich ist. So vertraue er denn in ehrlicher Weise auf die Wahrheit; er sei gewiß, daß sie dem Irrtum überlegen ist und sich auf Erden als Sieger erweisen wird.