Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Das Kommen des Christus

Aus der Juni 1918-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es gibt überall Christen, die sich gerne dem Glauben hingeben, daß sie gewiß Nachfolger Jesu gewesen wären, wenn sie in den Tagen gelebt hätten, als er auf Erden wandelte. Aber selbst zur Zeit Jesu war die Zahl derer, die den Christus wahrnahmen, auf nur einige wenige beschränkt, die mit dem Meister in Berührung kamen. Andererseits hatten verschiedene Menschen die Christus-Idee in viel früheren Zeiten wahrgenommen, Menschen, die den persönlichen Jesus nie gesehen hatten. Was die biblischen Geschichten wirklich interessant macht, ist der Umstand, daß sie uns zeigen, wie sich die geistige Idee in dem Bewußtsein einzelner entfaltete, sich auf diese Weise auf ein Volk ausdehnte und die Denkweise desselben gestaltete.

Die göttliche Wahrheit erschien Abraham, als er am Mittag „an der Tür seiner Hütte“ saß. Ein erhabener Begriff vom Leben offenbarte sich ihm, dem sein empfänglicher, auf die Offenbarung schon vorbereiteter Gedanke sogleich entgegenkam; und indem er sich mit seinen materiellen Annahmen von Alter und materiellen Gesetzen „nieder auf die Erde“ bückte, beherbergte er in Demut den Engel — den geistigen Begriff vom Sein. Daraufhin wurde ihm die Gottessohnschaft des Menschen geoffenbart, und des Menschen Sohn wurde in seinem Bewußtsein erhöhet. Es war ein Engel oder eine Botschaft von Gott, der ihm dies offenbarte. Gleichzeitig dämmerte die geistige Idee, wenn auch nur schwach, auch im Bewußtsein der Sara. Sie „hörte“ die Botschaft, und später, als dieselbe wiederholt wurde und in ihrem Bewußtsein Gestalt annahm, wurde Isaak, das Kind der Verheißung, geboren. Die Geburt Isaaks war kein Wunder, sondern ein Glied in der Kette wissenschaftlicher Demonstration. Sie bildete einen Teil der Schrift, die schon „zuvor“ Abraham verkündigt wurde, wie Paulus im Galaterbrief schreibt. In gewissem Grade mag sie das Bewußtsein der Kinder Israel darauf vorbereitet haben, die Geburt Jesu, des Christus, zu verstehen; und in gewissem Grade kann sie dazu dienen, unser eigenes Bewußtsein auf jenes mehr geistige Verständnis vom Menschen vorzubereiten, das wir am Weihnachtstage feiern.

Diese geistige Wahrheit erschien dem Moses in jener großen Offenbarung vom feurigen Busch, wo er das unzerstörbare Wesen der geistigen Idee erkannte, die zu berühren irdische Feuer nicht die Macht haben. Diese Erfahrung brachte Moses die Erkenntnis von dem geistigen Wesen der Wirklichkeit. Gott wurde für ihn der „Ich bin,“ das einzig wahre Sein, und von der Zeit an widmete er sein Leben der Aufgabe, das ringende Verlangen nach dem Guten aus der Knechtschaft der materiellen Sinne zu befreien und die geistige Idee zu ihrer wahren Stellung im menschlichen Bewußtsein zu erheben, wo sie zum Führer und Befreier der Menschen wurde. Es war für Moses, wie überhaupt für jeden Menschen, keine leichte Aufgabe, mit der geistigen Idee in solchem Maße eins zu werden, daß er seine sterbliche Selbstheit mit all ihren Idiosynkrasien und Beschränkungen aus den Augen verlor; aber er erkannte, daß, wenn diese scheinbare Aufopferung des Selbst stattgefunden hat, der Dienst Gottes nicht mehr unten im Tale, sondern von den Bergeshöhen geistiger Erkenntnis und Herrschaft aus geschieht. Und so wurde er für alle Zeiten der Vorbote und die Verkörperung jener „Anbetung Gottes im Geist anstatt in der Materie“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 200), die mit dem Gesetz begann und durch Christus Jesus im Evangelium vervollkommnet wurde.

Zu Bileam kam die göttliche Wahrheit trotz des sterblichen Vorurteils und Widerstandes, und zwar in einer geistigen Wahrnehmung der Nation, die er für seinen Feind angesehen hatte. Er muß den Menschen gesehen haben, wie Gott ihn sieht, als er sagte: „Von der Höhe der Felsen sehe ich ihn wohl.“ Er wußte, daß der Allmächtige im Menschen, dem vollkommenen Kind Seiner Schöpfung, „keine Bosheit“ sah, wie wir im vierten Buch Mose lesen. (Nach der englischen Bibelübersetzung.) Längere Zeit danach erschien die Wahrheit den Weisen zu Bethlehem, als sie das Haus oder das Bewußtsein der Wahrheit betraten und so einigermaßen die Idee von der Sohnschaft und zugleich die wahre Idee von der Mutterschaft wahrnahmen. Sie erschien dem Weib aus Samaria, als deren sehnsüchtiger Gedanke auf der Suche war nach dem Christus, der da kommen sollte. Die Gegenwart des Christus wurde ihr in jenem Augenblick offenbar, als Jesus sagte: „Ich bin's, der mit dir redet;“ und sie erkannte die geistige Idee als den Offenbarer, dem alle Dinge bekannt sind. Sofort ließ sie ihre frühere Lebensweise hinter sich, ging in die Stadt und brachte anderen die Botschaft von dem Christus, der da ist „der Welt Heiland.“

Im Leben unseres Meisters war die Christus-Idee stets gegenwärtig. Die wahre Idee war es, der er sich zuwandte, wenn ihn die Volksmenge umgab. Er weigerte sich, irgendeinen Sterblichen als seinen Bruder anzuerkennen und fand in jeder geistigen Idee, die den Willen Gottes tat, den mentalen Umgang, den er wünschte. Als die Pharisäer ein Weib zu ihm brachten, welches sie verdammen wollten, hatte seine klare Wahrnehmung der Tatsache, daß nur das, was vollkommen rein ist („Wer unter euch ohne Sünde ist“), die Macht hat, das Böse auszutreiben. Mit anderen Worten, diese Wahrnehmung hatte die Wirkung, daß der selbstgerechte und verdammende Gedanke der Pharisäer sich selbst erkannte. Bei der Berichtigung dieses Zustandes begann Jesus mit dem reifsten Irrtum und fuhr fort, bis die Demonstration vollständig, bis aller Irrtum aus dem Bewußtsein ausgeschieden war. Als Jesus im Geiste zu jener Stufe emporgestiegen war, wo es keine falsche Annahme gibt, sah er niemand „denn das Weib.“ Der Ankläger und die Angeklagte waren verschwunden, weil die Liebe die Annahme von Sünde ausgetrieben hatte.

Als Jesus gebeten wurde, in das Haus des Königischen zu kommen, dessen Sohn im Sterben lag, offenbarte die absolute Wahrheit des Wortes des Lebens, das der Meister sprach und das in des Mannes Bewußtsein eindrang, die geistige Wahrheit des Seins, die in den Worten zum Ausdruck kam: „Dein Kind lebet.“ Dies bedeutete das Kommen des Christus in das Haus des Königischen. Und als er in das Haus des Obersten der Schule gerufen wurde, brachte das klare Verständnis von der Elternschaft des Geistes — des wahren Vaters und der wahren Mutter des Mägdleins — welches Jesus zu dieser Demonstration mitbrachte, das Getümmel der Sinne zum Schweigen und gestattete dem Christus, zu jener Stelle im Bewußtsein durchzudringen, wo sich die Vorstellung aufhielt, daß das Leben der Materie innewohne und darin sterbe. „Und [er] ergriff das Kind bei der Hand und sprach zu ihr: Talitha kumi! das ist verdolmetscht: Mägdlein, ich sage dir, stehe auf! Und alsdann stund das Mägdlein auf und wandelte.“ Das von der göttlichen Idee berührte menschliche Bewußtsein stand auf und das Mägdlein wandelte.

Der Christus mit all seiner heilenden und erlösenden Macht erschien wiederum viele Jahrhunderte später der Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft, als sie erkannte, daß der Mensch „durch den geistigen Sinn allein ... die Gottheit“ begreift und liebt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 481), worauf sie das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft schrieb, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift.“ Als Mrs. Eddy die Offenbarung dieser großen Wahrheit empfing und die Scheidelinie zog zwischen dem Geist und der Materie, der Wirklichkeit und dem Schein, gab sie der Welt nicht nur den Schlüssel zur Heiligen Schrift, sondern auch zu allem Dasein. So kommt es, daß die Christlichen Wissenschafter, indem sie die Bibel im Licht geistiger Erkenntnis lesen, heute befähigt sind, sich die Erfahrungen früherer Tage zueigen zu machen — nicht als historische Ereignisse und mit Hilfe der Einbildungskraft, sondern geistig, wie zu Anfang. Die Christlichen Wissenschafter verstehen, was Mrs. Eddy meint, wenn sie auf Seite 271 von Wissenschaft und Gesundheit schreibt: „Das Christentum Christi ist die Kette des wissenschaftlichen Seins, welches zu allen Zeiten wiedererscheint, sich in seiner unverkennbaren Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift behauptet und alle Zeiten in dem Plan Gottes vereinigt.“ Diejenigen, die ähnliche Erfahrungen machten wie wir sie machen, sind heute unsere Brüder in höchst wahrem Sinne. Sie sind weder durch Zeit noch durch Raum von uns getrennt, da beide unbekannt sind im Reich der geistigen Erkenntnis. So erklärt es sich, daß, wenn Christus erscheint, die Ewigkeit dämmert und das Himmelreich auf Erden geoffenbart wird.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Juni 1918

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.