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Das Erbarmen des Christus

Aus der Februar 1919-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die umgestaltende Kraft der göttlichen Wahrheit, die wir durch die Christliche Wissenschaft kennen lernen, offenbart sich uns sehr bald in der großen Veränderung, die in unserem Leben eintritt, nachdem wir ernstlich und aufrichtig das Studium dieser Wissenschaft begonnen haben. Wir sehen fortan das Leben von einem neuen Gesichtspunkte aus, und viele Gedankeneigenschaften, die wir vorher hochgeschätzt hatten, enthüllen sich uns nun, in diesem neuen Lichte besehen, als „Wölfe in Schafskleidern.“

Daß wir „durch Erbarmen eines anderen Elend zu unserem eigenen machen,“ war wohl unser höchster Begriff von Mitgefühl, ehe das Licht der Christlichen Wissenschaft unserem Bewußtsein die Wahrheit offenbarte, daß das Erbarmen der göttlichen Liebe entspringt. Wahres Mitgefühl haben heißt, die Not des Nächsten erkennen und ihr abhelfen. Es besteht in jener tiefen, erbarmenden Liebe zur Menschheit, welche die Gedanken für die Wiederspiegelung der Wahrheit empfänglich macht. Jene schönen Zeilen aus unserem Gesangbuch (Seite 98):

Das Sehnen, gut und wahr zu sein,
Hat wieder Licht gebracht,

drücken das tiefe Sehnen aus nach dem Erbarmen des Christus-Gemüts, das uns die heilende Wahrheit zugänglich macht.

Das Erbarmen, welches eine Tätigkeit des Christus-Gemüts ist, kennt auch nicht das geringste Mitgefühl mit dem Irrtum in irgendeiner seiner täuschenden Formen; es ist allem Irrtum gegenüber ein Gesetz der Zerstörung. Deshalb scheinen dem verwöhnten Verstand, der immer um menschliches Mitleid jammert, viele Aussprüche Jesu so schwer faßlich. Wenn man fortwährend einen Freund bedauert, der Prüfungen durchzumachen hat, so ist das kein wahres Erbarmen und trägt nicht dazu bei, ihn aus seiner bedrängten Lage oder von seinem Leiden zu befreien. Mrs. Eddy sagt auf Seite 367 von Wissenschaft und Gesundheit: „Ein freundliches Wort an den Kranken und die christliche Ermutigung desselben, die mitleidsvolle Geduld mit seiner Furcht und deren Beseitigung sind besser als Hekatomben überschwenglicher Theorien, besser als stereotype entlehnte Redensarten und das Austeilen von Argumenten, welche lauter Parodien auf die echte Christliche Wissenschaft sind, die von göttlicher Liebe erglüht.“ Hier haben wir in der Tat eine erquickende Botschaft, die „Heil unter ihren Flügeln“ trägt!

Das Erbarmen heilt, es klagt nicht; es hat Geduld mit der Unwissenheit und der Furcht der Menschheit, aber niemals mit ihren Sünden; es läßt sich nicht durch falsches Selbstbedauern oder kraftlose Trägheit blind machen. Sehr bedeutungsvoll ist der Umstand, daß jedesmal, wenn Jesus sich der Menschen erbarmte, Heilung und Erlösung folgte, wie wir in den Evangelien lesen. Nie bedauerte er sie in ihren Nöten, nie sagte er ihnen, Gott habe ihnen diese Leiden zu einem guten Zweck gesandt. In jedem einzelnen Falle erfüllte er Gottes Gesetz, indem er die falschen Annahmen und Zustände zerstörte, welche der Menschheit so wirklich erschienen. Obgleich ihm am Grabe des Lazarus Tränen des Erbarmens in die Augen traten, so durchleuchtete doch das Licht des allgegenwärtigen Lebens sein klares Denken. Mit voller Zuversicht konnte er sagen: „Vater ich danke dir, daß du mich erhöret hast“ und gleich darauf: „Lazarus, komm heraus!“

Göttliches Erbarmen ist gleichbedeutend mit Liebe, und Liebe strahlt Leben und Kraft aus. Das Mitleid des sterblichen Gemüts, welches dieser lebenspendenden Kraft entbehrt, ist nichts anderes als Mesmerismus, und Mesmerismus ist hilflose Dunkelheit. Ein Strahl der Dunkelheit, der ausginge, um Gutes zu vollbringen, ist etwas Undenkbares. Dies war es zweifellos, was Mrs. Eddy im Auge hatte, als sie in ihrem Werke „Miscellaneous Writings“ auf Seite 250 schrieb: „Liebe kann weder ein abstrakter Begriff, noch kann Güte ohne Betätigung oder Kraft sein.“ Der Gefühlsmesmerismus, wie er durch Finsternis versinnbildlicht wird, entbehrt jeder Heilkraft, während das göttliche Erbarmen mit Allmacht ausgerüstet ist.

Jener geistige Trieb, der sich als Erbarmen äußert, darf keineswegs als Gefühlsschwärmerei angesehen werden, noch ist er der selbstzufriedene Erguß einer vermeintlich persönlichen Güte. Wahres Erbarmen ist das Gebet des Verständnisses; es ist jenes geistige Erkennen, welches durch den Nebel des Irrtums hindurchsieht und Gottes Schöpfung als ewig vollkommen und harmonisch sieht.

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