Dankerfüllten Herzens möchte ich von einer wunderbaren Demonstration der göttlichen Liebe berichten, durch die meiner Familie und mir ein Schimmer jenes herrlichen Lichtes aufdämmerte, das niemals verborgen bleibt, wenn man es in der rechten Weise sucht. Es ist mein ernster Wunsch, daß dieses Zeugnis einem müden Wanderer, der, wie ich einst, im Sumpf der Verzweiflung steckt, Trost und Hilfe bringen möge.
In dem für mich denkwürdigen Jahre 1914 hatte ich mein ganzes Vermögen, mein Geschäft und alles Interesse am Leben verloren. Ich wurde sehr krank, mußte mich operieren lassen und schleppte mich, so gut es ging, den Winter hindurch, bis der Sommer 1915 kam. Dann trafen wir einige Freunde, die wegen des Krieges von Paris, Frankreich, zurückkehrten und sich sehr bemühten, in mir Interesse für die Christliche Wissenschaft zu wecken. Ich wollte jedoch nichts von dieser Lehre hören, da ich sehr gegen sie eingenommen war. Einer dieser Freunde versuchte mich jedoch zu bewegen, einen Praktiker aufzusuchen, was ich denn auch zuletzt tat. Weil aber nicht sofort Besserung eintrat, wurde ich in meinem Vorurteil bestärkt. Der Freund nahm hierauf meine Frau und mich, wiewohl ich sehr reizbar und unwohl war, mit in eine Mittwochabend-Versammlung in der Ersten Kirche Christi, der Scientisten, in New York. Nach der Versammlung blieb ich vor der Kirche stehen und gelobte mir, niemals in irgendeiner Versammlung aufzustehen und Zeugnis abzulegen. Nichtsdestoweniger tat ich dies im folgenden Danksagungs-Gottesdienst, und ich war in der Tat sehr dankbar.
Nicht lange nach dieser Mittwochabend-Versammlung bekam mein einziger Sohn Halsschmerzen. Am dritten Tage sagte ich zu meiner Frau, wir müßten einen Arzt kommen lassen, denn das Kind scheine dem Tode nahe zu sein. Sie bat mich, mir ein Exemplar von Wissenschaft und Gesundheit zu borgen. Auf diesen Wunsch ging ich ein, und man lieh es mir sehr freundlich von der Leihbibliothek Dritter Kirche. Keiner von uns hatte das Buch bis dahin gesehen. Ich ging am Nachmittag auf kurze Zeit aus, und bei meiner Rückkehr sagte meine Frau, sie könne das Buch nicht verstehen. Ich schlug wiederum den Arzt vor, worauf sie meinte, wir sollten doch einen Versuch mit einem Praktiker machen, um zu sehen, ob die Christliche Wissenschaft Wert habe. So ging ich denn zu einer Praktikerin und bat sie, den Jungen zu behandeln, was sie sofort zu tun versprach. Als ich sie verließ, war ich gänzlich hoffnungslos. Während ich auf den Fahrstuhl wartete, sah ich zufällig nach der Uhr, und aus irgendeinem Grunde prägte sich mir die Zeit besonders ein, so daß sie mir später wieder einfiel. Es war eine Minute vor fünf. Sehr niedergeschlagen ging ich zu Fuß nach Hause. Ich brauchte anderthalb Stunden zu dem Weg, den ich mit der Straßenbahn in zwanzig Minuten zurückgelegt hätte.
Beim Eintritt in unsere Wohnung wurde ich mit den Worten begrüßt: „Guten Abend, Vati!“ Und als ich dann meinen Jungen die Hausflur entlang laufen sah, um mich zu begrüßen, war ich sprachlos und griff nach einem Halt. Hierauf erzählte mir meine Frau, sie habe die Wohnung etwas in Ordnung gebracht, da sie geglaubt hätte, ich würde die Praktikerin mitbringen (wir wußten damals noch nicht, worin eine Behandlung eigentlich besteht), als der Junge zu ihrem Schrecken plötzlich ins Zimmer getreten sei. Sie schickte ihn sofort wieder ins Bett zurück, fragte ihn, was denn geschehen sei, und sagte ihm, er sei sehr krank gewesen. „Aber, Mutti,“ sagte er, „mir tut der Hals und der Kopf garnicht mehr weh. Ich bin wieder ganz gesund; ich möchte etwas zu essen haben.“ Sie weigerte sich aber, ihm etwas zu geben. Dann bat er sie um einige Bücher zum Ansehen, und etwas Papier zum Zeichnen. Nachdem sie ihn etwas in Ordnung gebracht hatte, sah sie zufällig nach der Uhr. Es war zehn Minuten nach fünf. Mein Junge war somit um diese Zeit augenblicklich geheilt worden. Als meine Frau mit allem fertig war, rief sie plötzlich aus: „John, ich glaube wirklich, du bist durch die Christliche Wissenschaft geheilt worden!“ Er fragte, was denn das sei, und als die Mutter ihm erklärte, was sie über diesen Gegenstand gehört hatte, schien er sich sehr für denselben zu interessieren und sagte, er möchte mehr davon wissen. Jetzt besucht er die christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule.
Am folgenden Morgen weckte er uns alle um vier Uhr mit seinem Jauchzen, Singen und Lachen. In Anbetracht dessen, was er durchgemacht hatte, erkannten wir dies als eine Demonstration der göttlichen Liebe und konnten nun sein Loblied verstehen. Kurze Zeit darauf mußten wir eine Karte ausfüllen lassen, damit er wieder zur Schule gehen konnte. Der Arzt, der ihn sehr gut kannte, sagte, er sehe aus, als habe er etwas Schweres durchgemacht. Nachdem er John untersucht hatte, behauptete er, der Junge habe ein Herzleiden und werde sicherlich einmal tot umfallen, falls er schnell laufe oder die Treppe emporrenne. Fast drei Jahre sind seitdem vergangen, und dank der Christlichen Wissenschaft und der geistigen Erkenntnis, die wir erlangt haben, geht es ihm heute besser denn je zuvor. Er kann rennen wie ein Hirsch.
Da diese Demonstration zu einer Zeit stattfand, als wir keinen Glauben an die Christliche Wissenschaft hatten, so erkannten wir deutlich, daß sie auf Gott, der göttlichen Liebe beruhte und nicht auf dem Wirken des menschlichen Gemüts, und daß wir, als wir demütig um Beistand baten, in Wirklichkeit unseren Vater im Himmel gebeten hatten, unseren Jungen zu heilen, denn Gott ist dann am nächsten wenn die Not am größten ist. Wir waren überzeugt, daß heute wie zu Jesu Christi Zeiten Heilungen augenblicklich stattfinden, selbst in Fällen, wo der Patient Tausende von Meilen vom Praktiker entfernt ist. Unsere geliebte Führerin sagt auf Seite 365 von Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn der Wissenschafter seinen Patienten durch die göttliche Liebe erreicht, wird das Heilungswerk in einem Besuch vollbracht werden, und die Krankheit wird wie der Tau vor der Morgensonne in ihr natürliches Nichts vergehen.“
Diese herrliche Erfahrung war für uns wie die wunderbaren, herrlichen Strahlen der aufgehenden Sonne. Sie ist mir stets im Gedächtnis geblieben und hat mich an einen unbeschreiblich schönen Morgen auf der Anhöhe außerhalb von Darjilin hoch oben in jenen zauberhaften Bergen des Himalaya im nördlichen Indien erinnert, wo Berg auf Berg mit der erwärmenden Glut des göttlichen Sonnenlichts erstrahlte. Wenn die purpurnen Farbentöne ins Karmesin übergehen, dann bricht das Sonnenlicht schließlich in prächtiger Lichtfülle hervor und dringt bis in die endlosen Tiefen zu unseren Füßen. So verdrängt auch das Licht der Wahrheit jeden Zweifel, jede Furcht, und kein unharmonischer Laut ertönt bei dem Gastmahl der Liebe, deren stets gegenwärtige Kraft für uns einen Tisch gegen unsere Feinde bereitet, dem dreiundzwanzigsten Psalme gemäß. Wie man in jener herrlichen Gegend den Sonnenaufgang erwarten und erflehen kann, so macht auch die Fülle des göttlichen Lichtes, das sich über unsere Berge von Zweifel, Furcht und Sorge hier und überall ergießt, für uns den Weg zum ewigen Leben helle.
New York, N. Y., V.S.A.