Ich habe als Schüler der Christlichen Wissenschaft viele Segnungen empfangen und viele praktische Beweise von der heilenden Kraft und stets gegenwärtigen Fürsorge und Leitung der göttlichen Liebe erhalten. Der Wunsch, meine Freude mit anderen zu teilen, veranlaßt mich, dieses schriftliche Zeugnis abzugeben.
Ich wurde auf die Christliche Wissenschaft aufmerksam, als ich aktives Mitglied einer der älteren Kirchen war und mich von ganzem Herzen danach sehnte, mehr von Gott zu wissen, um die herrlichen Verheißungen der Bibel auf die Bedürfnisse der Menschen praktisch anwenden zu können. Meine Erfahrungen bei der Arbeit unter den Armen, Kranken und Sündern hatten mich gelehrt, daß Armut und Krankheit oft die Folgen von Sünden oder Fehlern der Sterblichen sind, und daß Gott uns diese Heimsuchungen nicht zu einem guten Zweck schickt, wie die Arbeiter am Werke Christi nur zu oft annehmen und lehren. Ich mußte jedoch erst lernen, wie man diese unharmonischen Zustände beseitigen kann, denn bis dahin hatten meine Gebete niemals einen bleibenden Segen bewirkt.
Als ich in den Vorraum der ursprünglichen Mutter-Kirche eintrat, um zum ersten Male einem Gottesdienst der Christlichen Wissenschaft beizuwohnen, erfüllte mich der bekannte Bibelspruch über dem Podium: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten,“ mit einer Zuversicht, wie ich sie nie zuvor gekannt hatte, und es war mir, als ob jeder Teil des Gottesdienstes und jedes Zeugnis diesen Text bestätigte. Nach Schluß der Versammlung kaufte ich mir ein Exemplar von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ von Mrs. Eddy, und fing ernstlich an, darin zu studieren, mit dem Ergebnis, daß ich nicht nur das geistige Erwachen erlebte, nach dem ich mich so sehr gesehnt hatte, sondern auch sehr bald von physischen Leiden geheilt wurde.
Von frühester Kindheit an hatte man mich für sehr gebrechlich gehalten, und ich war daher sehr viel unter ärztlicher Behandlung. Außerdem erhielt ich sorgfältigste Pflege von meinen Eltern und den älteren Mitgliedern unserer großen Familie. Nachdem ich einige Jahre verhältnismäßig gesund gewesen war, trug ich bei einem Sturz durch eine Falltür und eine Treppe hinunter eine Verletzung davon. Neue Krankheitserscheinungen stellten sich ein und ehemalige unharmonische Zustände kehrten wieder, wodurch meine normale Tätigkeit gehindert wurde. In dieser Lage befand ich mich ein Jahr lang, ehe ich von der Christlichen Wissenschaft hörte. Ich gedenke voller Dankbarkeit der beiden freundlichen Ärzte, die mir nach bestem Vermögen beistanden. Diese guten Männer rieten mir zu einer Operation, konnten mir aber den inneren Verwachsungen und der beinahe völlig gelähmten Tätigkeit der Eingeweide gegenüber keine dauernde Besserung versprechen. Die Christliche Wissenschaft hat mich vor der Operation bewahrt und mich von mehreren Heilmitteln befreit, deren Anwendung schmerzhaft und unangenehm war. Einer von den Ärzten schien sich wahrhaft zu freuen, als er mich nach meiner Heilung in dem Hause einer Freundin die Treppe hinauflaufen sah. Er versicherte meiner Freundin, es müsse eine große Veränderung in meinem körperlichen Zustande stattgefunden haben, denn sonst wäre eine solche Beweglichkeit nicht möglich.
Nachdem ich das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft einige Wochen studiert hatte, schien ein ehemaliger unharmonischer Zustand wieder sehr lästig zu werden, und die Versuchung trat sehr stark an mich heran, eins von den verordneten Mitteln anzuwenden, um mir wenigstens vorläufig Erleichterung zu verschaffen. Aber dank der neuerwachten Erkenntnis von Gottes Macht und Gegenwart widerstand ich der Versuchung und vernichtete das Mittel. Darauf machten die Sinne geltend, dieser Schritt sei doch sehr töricht gewesen, denn meine Erkenntnis der Wahrheit sei noch nicht genügend, diesen chronischen Zustand zu überwinden. Ich hielt jedoch standhaft an meinem Beschluß fest, Gott in jeder Stunde der Not zu vertrauen, und machte mich daher daran, die Bibel-Lektion für die Woche eingehend zu studieren. Meine Aufmerksamkeit wurde auf folgende Worte auf Seite 207 von Wissenschaft und Gesundheit gelenkt: „Es gibt nur eine Grundursache. Daher kann es keine Wirkung aus irgendeiner andern Ursache geben, und es kann keine Wirklichkeit in irgend etwas geben, was nicht von dieser großen und einzigen Ursache herrührt.“ Es wurde mir klar, daß Gott oder das Gute die Grundursache ist, und daß deren Wirkung oder Offenbarwerdung daher Güte sein muß. Wenn Gott Liebe ist, dann muß die Wirkung das Wesen der Liebe zum Ausdruck bringen. Diese grausame, lieblose Wirkung, die mir so wirklich zu sein schien, war demnach unwirklich und unwahr; sie konnte unmöglich von Gott herrühren und mußte daher mit demselben Vertrauen auf Gottes Hilfe bekämpft werden, wie die Versuchung, zu sündigen. Dann gewann ich die Erkenntnis, daß alle Leiden die Wirkung der Annahme sind, daß das Böse Dasein und Macht besitze. Ich verstand nun, warum meine Gebete erfolglos gewesen waren. Heißt es nicht ausdrücklich in der Bibel: „Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr“? Als ich bemerkte, daß ich den ganzen Nachmittag mit diesem freudigen Suchen und Finden verbracht hatte, erkannte ich auch voller Freude, daß die physische Disharmonie verschwunden war, und seitdem hatte ich es nie wieder nötig, materielle Heilmittel anzuwenden.
Nach dem plötzlichen Dahinscheiden meiner lieben Mutter war bei mir der Schmerz und das Gefühl des Verlustes mehrere Jahre lang so groß, daß mir weder die Kirchenarbeit noch das Studium der Bibel darüber hinweghelfen konnten, wiewohl ich in der Heiligen Schrift großen Trost fand. Als ich jedoch einem Morgengottesdienste in Der Mutter-Kirche beigewohnt und die geistige Auslegung des Vaterunsers gehört hatte, die auf Seite 16 von Wissenschaft und Gesundheit steht, gewann ich die herrliche Auffassung von Gott als Vater-Mutter, und das brachte die Gewißheit mit sich, das Liebe stets gegenwärtig ist, um zu führen, zu ermutigen und alles zum Ausdruck zu bringen, was eine wahre Mutter ihrem Kinde sein kann. Jesaja sagt uns, die irdische Mutter könne ihr Kind vergessen, Gott aber werde nie aufhören, sich Seiner Kinder zu erbarmen.
Natürlich wurde mein Herz mit Liebe und Dankbarkeit gegen unsere geliebte Führerin, Mrs. Eddy, erfüllt, die der Welt diese herrliche Botschaft vom praktischen Christentum gegeben hat; und in den zwanzig Jahren, die seit meiner Heilung vergangen sind, hat meine Dankbarkeit und meine Liebe gegen sie immer mehr an Tiefe zugenommen, je besser ich die Reinheit, die Hingabe, den Mut und das unerschütterliche Gottvertrauen verstehen lernte, die sie erlangt haben muß, während sie das System des geistigen Heilens und die Gottesverehrung lehrte und einführte, die Jesus Christus lehrte und praktisch anwandte, die aber von den Lehranschauungen und Dogmen verdrängt worden waren. Wie sehr bedarf doch die Menschheit der geistigen Auslegung der Heiligen Schrift! Diese findet man durch das eingehende Forschen in Wissenschaft und Gesundheit. Die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften, die vierteljährlich, monatlich, wöchentlich und täglich erscheinen, gehören zu den Mitteln, durch welche dieses Wissen, das allen so not tut, zur Kenntnis der ganzen Welt gelangt, und durch die das menschliche Denken zur Erkenntnis der großen Tatsache erweckt wird, daß „der allmächtige Gott regiert“ (n. d. engl. Bibelübersetzung), und daß der Mensch zugleich mit Gott besteht und Ihn wiederspiegelt. Überdies kann jeder ehrliche Sucher selbst die Segnungen beweisen, die der Anerkennung dieser großen Tatsache folgen.
Es war mir mehrere Jahre vergönnt, ein Mitglied von Mrs. Eddys Haushalt zu sein. Ihre liebevolle Natürlichkeit, ihre freundliche, warme Anerkennung jedes kleinen Dienstes, den man ihr erwies, sind wahrlich schöne Erinnerungen. Mitten in ihrem geschäftigen Leben pflegte sie zuweilen den Arbeitern auf ihrem Grundstück einen kühlen Trank zu schicken. Sie liebte Einfachheit, Genauigkeit, Sparsamkeit, Ordnung und Reinlichkeit in allen Einzelheiten des täglichen Lebens, und ihr anerkennender Blick ruhte stets auf dem pünktlichen, reinlichen und fröhlichen Arbeiter. Ich rechne es mit zu meinen reichsten Segnungen, mit ihrer erbarmenden Liebe, die jedem galt, ihrer steten Bereitwilligkeit, zu vergeben, und ihrer praktischen Betätigung der Bergpredigt Christi in so nahe Berührung gekommen zu sein.
Heute schätze ich die Christliche Wissenschaft mehr denn je. Ich könnte viele Beweise von ihrer heilenden Kraft bei sogenannten ernsten Krankheitsfällen und akuten Krankheitserscheinungen anführen. Vor allem aber schätze ich sie als ein herrliches Vorbeugungsmittel gegen diese Disharmonien. Ich bin für die mannigfache Hilfe auf meinem Lebenswege, für die Vorträge, für das Werk der christlich-wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft und für die vielen Mittel, die uns Mrs. Eddy gegeben hat und mit denen wir der Menschheit helfen sollen, von Herzen dankbar.
Boston, V.S.A.