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Das Gemüt dem Widerstand gegenüber

Aus der September 1919-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wir kennen alle die Worte des Psalmisten: „Einmal hat Gott geredet, zweimal habe ich das gehört, daß die Macht Gottes sei“ (Zürcher Bibel). Warum zweimal? Vielleicht weil es seitens der Menschen nötig ist, sowohl zu verneinen, daß das Böse eine Macht sei, als auch zu verstehen und zu bekräftigen, daß das Gute eine Macht ist. Tatsächlich ist das Gemüt, die Intelligenz, die einzige Macht, und das, was sich dieser Macht widersetzt, wird stets überwunden. Wenn man versteht., daß das Böse in Wirklichkeit keine Macht ist sondern nur eine Phase des Widerstands gegen das Gute, und daß es niemals positiv sondern stets negativ ist, weil es Gemütslosigkeit, Nichtintelligenz, Torheit und Roheit darstellt, dann versteht man dessen zeitliches Wesen und dessen schließliche Vernichtung. Folgende Weissagung geht ihrer Erfüllung entgegen: „Denn die Erde wird voll werden von Erkenntnis der Ehre des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt.“

Eine Phase des großen Kriegs ist vorüber, und das systematische Vernichten von menschlichen Körpern hat aufgehört. Das sterbliche Gemüt sieht seinen Plan vereitelt, die Willenskraft auf den Tron zu heben, und windet sich daher schlangenartig in einer anderen Richtung, um Böses zu bewirken. Da es ihm nicht gelungen ist, einen kaiserlichen Diktator mit der Macht zu bekleiden, die Freien zu unterjochen, so erregt es Grausamkeit in vielen Gemütern und stiftet sie zur Verschwörung gegen Ordnung und Anstand an, ja geradezu gegen die Zivilisation. Die Zivilisation hat ihre Methoden zur Förderung des allgemeinen Wohls, ihr städtisches Leben, ihre Reise- und Transportmittel und ihr Erziehungswesen auf der Grundlage des Wohlwollens und der gegenseitigen Dienstleistung errichtet. Nun sagt der Versucher: Weg mit dem Wohlwollen und der gegenseitigen Dienstleistung! Stehlt, was andere erspart haben! Zerstört, was von anderen aufgebaut worden ist! Tötet diejenigen, die denken!

Inmitten der Verwirrung und dem teilweisen Erfolg böser Gemüter mag es nicht immer leicht sein, zu erkennen, daß das Gemüt Macht ist. Nichtsdestoweniger ist dies die Tatsache. Zudem muß es „jeder Sterbliche ... einmal, hier oder hiernach, mit der sterblichen Annahme von einer Gott entgegengesetzten Macht aufnehmen und sie überwinden“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 569). In diesem Konflikt sollten uns die Ereignisse der Vergangenheit zum Trost dienen. Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 225): „Wie alle Geschichte, so veranschaulicht auch die Geschichte unsres Landes die Macht des Gemüts und zeigt, daß die menschliche Macht im Verhältnis zu ihrer Verkörperung des rechten Denkens steht. Einige wenige unsterbliche Aussprüche, welche die Allmacht der göttlichen Gerechtigkeit atmeten, sind mächtig genug gewesen, despotische Fesseln zu brechen und den Pranger und den Sklavenhandel abzuschaffen; aber durch Blutvergießen ist Unterdrückung niemals beseitigt worden, noch ist je der Hauch der Freiheit durch die Mündung der Kanone gekommen. Liebe ist der Befreier.“ Als in jenen Tagen die Befreiung ausgearbeitet wurde, machte sich natürlich heftiger Widerstand geltend. Alle möglichen üblen Nachreden, die giftigsten Worte und allerhand Obstruktionsversuche kamen gegen die Reformer und Denker in Anwendung; aber auf die eine oder die andere Weise eignete sich das Volk eine richtige Idee des Gemüts an, und siehe da, diese Idee wuchs, wurde unwiderstehlich und triumphierte zuletzt.

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