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Hilfreiche Vergleiche

Aus der September 1919-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Erklärung, daß Vergleiche oft unbedacht angestellt werden, bedeutet, daß sie zugleich unzutreffend und irrig sind. Wollte man behaupten, Vergleiche seien in der Regel unnötig und man dürfe sie niemals anstellen, außer vom Standpunkte des Prinzips aus, so würde man dadurch die Erwünschtheit eines großen Teils der Gespräche, die die Menschen heutigestags mit großem Eifer führen, in Frage stellen. Der Ausspruch des Cervantes: „Vergleiche haben etwas Gehässiges an sich,“ ist zum Sprichwort geworden, und Paulus gibt dem gleichen Gedanken Ausdruck, wenn er von denen spricht, „so sich selbst loben, aber dieweil sie sich an sich selbst messen, und halten allein von sich selbst, verstehen sie nichts.“

Wer hat bis jetzt klar eingesehen, wie unklug diese Gewohnheit ist, oder wer hat erkannt, wieviel kostbare Zeit dadurch vergeudet wird? Das menschliche Gemüt ist oft sehr geschäftig in dieser Richtung. Ist dies nicht eine der Arten, wie es die Sterblichen dazu veranlaßt, an der menschlichen, materiellen Auffassung von den Dingen festzuhalten? Wie oft gibt man sich doch dieser häßlichen Gewohnheit hin. So wird z.B. die seltene Schönheit einer Landschaft oder einer Blume gar zu häufig diesem Prozeß der Verstümmelung unterworfen. „Dieser Ausblick ist gewiß schön,“ sagt vielleicht einer, „kann aber nicht mit dem und dem Punkt verglichen werden;“ oder: „Veilchen sind allerdings lieblich; aber glauben Sie nicht, daß die Rose die vollkommenste Blume ist?“ Und wenn man Personen vergleicht, ist das nicht die schädlichste Art dieser Gewohnheit? Denn sei es, daß man das Gute, welches der eine zum Ausdruck bringt, durch einen Vergleich mit dem, was ein anderer bekundet, vergrößern will, oder sei es, daß man es auf solche Weise zu verkleinern sucht — ein solches Verfahren richtet stets das Denken auf den menschlichen Begriff vom Guten, anstatt es emporzuheben, so daß es jede auch noch so kleine Entfaltung dessen, was wahr und recht ist, als den erfolgreichen Versuch erkennen möge, das, was von Gott, dem göttlichen Gemüt kommt, zum Ausdruck zu bringen.

Welchen Vorteil könnte auch ein unbedachter Vergleich bringen? Erhebt er uns zur höheren Würdigung des geringsten Maßes des Guten? Trägt nicht, ein solcher Vergleich zwischen Menschen und Dingen dazu bei, die Erkenntnis des Guten, die sich anderenfalls dem Bewußtsein segenbringend entfalten würde, zu verdunkeln und zu ersticken? Angenommen, wir ständen voller Staunen und Verwunderung vor einem prächtigen Berggipfel, der sein schneeweißes Haupt höher, und höher in die blauen Lüfte erhebt — erhöht es das Gefühl der Ehrfurcht, wenn man dann denkt oder sagt, die den Berg umgebenden Hügel seien doch recht unbedeutend? Drücken nicht vielleicht gerade diese Hügel eine ihnen eigene Schönheit, aus, die, wenn man sie nicht mit etwas anderem in Gegensatz bringt, noch mehr Gutes erkennen läßt? Wenn die Gedanken nicht durch Vergleiche verdunkelt sind, welch herrliche Lehre in der Demut kann man durch das aufmerksame Betrachten des bescheidenen Veilchens erlangen und welche Stärke, welches Vertrauen und welche Hoffnung kann uns eine schöne Rose einflößen! Wie unnütz und wertlos ist es doch, einen Mitmenschen mit einem anderen zu vergleichen. Solches führt nur zur Betrachtung der Begriffe des menschlichen, sterblichen Gemüts und diese Begriffe bilden bestenfalls ein begrenztes, unwesentliches Urteil. Wenn man in seinen Betrachtungen vom Standpunkte des materiellen, falschen Vergleichs ausgeht, so raubt man dem Denken die Nützlichkeit und Schönheit, welche anderenfalls belehren und helfen würden. Mit anderen Worten, anstatt auf den verderbenbringenden Seitenpfaden des sterblichen Gemüts zu wandeln und an dem Persönlichen und materiellen festzuhalten, muß man stets jedem Gedanken folgen, welcher zu dem Schöpfer aller Dinge emporführt, der alles vollkommen im Gemüt geschaffen hat und es da erhält.

Mrs. Eddy sagt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 518): „Liebe verleiht der geringsten geistigen Idee Macht, Unsterblichkeit und Güte, die durch alles hindurchscheinen, der Blüte gleich, die durch die Knospe hindurchscheint.“ Sollte man somit nicht die Lieblichkeit jeder auch noch so geringen Idee mental erfassen und ihrer geistigen, erhebenden Botschaft im Herzen Einlaß gewähren, wo sie sich auch zeigen möge, ohne ihre Segnungen durch zersetzende Vergleiche zu hemmen? Wäre es denkbar, daß Gott, das göttliche Gemüt, jemals eine Seiner Ideen in solcher Weise mit einer anderen vergleichen könnte? Er machte alles vollkommen und auf immer, und jede Idee muß daher ewiglich als bestimmte Identität vollkommen erhalten werden. Ist nicht die Erkenntnis des Guten das Ziel, nach dem wir alle streben? „Verständnis ist die Scheidelinie zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 505). Es ist also das Recht und die Pflicht eines jeden, in seinem eigenen Bewußtsein die Grenzlinie zwischen der Wahrheit und dem Irrtum zu finden. Vergleiche zwischen den herrlichen Eigenschaften des Prinzips und den vermeintlichen bösen Eigenschaften des sterblichen Gemüts können gewiß keinen Schaden bringen. Solche Vergleiche müssen stets die Wirkung haben, alles Falsche umzustoßen und das Wahre aufzurichten, wohingegen das Vergleichen von Personen und Dingen vom materiellen Begriff des Weltalls aus stets beschränkend, ungerecht und zuweilen grausam ist.

Der Vergleich also, der für den sterblichen Menschen fördernd ist, ist derjenige, den er in seinem Bewußtsein zwischen sich und dem Christus anstellt. Ein solcher Vergleich kann ihm nur „den alten Menschen“ ablegen und den neuen anziehen helfen, denn er führt ihn immer näher zur richtigen Abschätzung dessen, was er in seinem Denken findet. Das Falsche erkennt er dann als nicht wünschenswert, als unbefriedigend, unwirklich, und das, was wahr ist, was tatsächlich dem Ebenbild Gottes angehört, erglänzt mit immer größerer Klarheit. Auf diese Weise erhebt er sich allmählich zu einem gerechten Urteil über die Dinge, ja zur Erkenntnis der Liebe „mit der uns Christus liebt“ und die in „Pulpit and Press“ (S. 21) definiert wird als „uneigennützig, anspruchslos, unparteiisch, universell — die nur liebt, weil sie Liebe ist.“

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