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„Bleibet in mir“

Aus der Oktober 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Gemüte, Gott, zu bleiben ist sowohl religiös wie auch wissenschaftlich. Dies ist die Religion, die über die Materie hinaus geht, durch die wir Christen das Aller-heiligste betreten dürfen, wie dies Jesus tat. Das ist die Wissenschaft, die dem hohen Maße an demonstrierbarer Gerechtigkeit nahekommt, das der Apostel Jakobus mit den Worten: Ich will „dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken. ... Der Glaube ohne Werke“ ist „tot,“ empfiehlt.

Die Heilwerke Jesu und der ersten Christen waren die Zeichen, die der wissenschaftlichen Religion folgten, wie sie im ersten und zweiten Jahrhundert des christlichen Zeitalters betätigt worden war. Sie verschwanden aber, als das Christentum durch kaiserliches Gebot zur Staatsreligion geworden war, und Materialismus, Glaube an leere Form und weltliche Macht die Heilungsarbeit von christlicher Betätigung verbannte. Nachdem als natürliche Folge dieses Verlustes der Geistigkeit der Kirche die Schrecken mittelalterlichen Dunkels darauf gefolgt waren, da kam als die Dämmerung neuen Lichtes die Reformations-Bewegung. Aber es war jener großen Metaphysikerin, der verehrten Gründerin der christlich-wissenschaftlichen Bewegung, Mary Baker Eddy, vorbehalten, den Schleier von Aberglauben und falschen Lehren, die eine wissenschaftliche Religion so lange im Dunkeln gehalten hatten, zu lüften, durch den furchtlosen Hinweis auf die Tatsache, daß die Lehre des Meisters nur wissenschaftlich sein konnte, wie sie dies auf Seite 313 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ mit den Worten ausführt: „Jesus von Nazareth war der wissenschaftlichste Mensch, der je auf Erden gewandelt ist.“

Jesus war in erster Linie ein Lehrer. Seine Sendung bestand in der Erleuchtung der Menschheit mit den wissenschaftlichen Tatsachen des Lebens in der Bezeugung der Wahrheit, wodurch die Menschen von den Folgen falschen Denkens und Handelns gerettet werden könnten. Dieser Meister der Christlichen Wissenschaft lehrte: „So ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ Und darin ist für alle, die Augen haben zu sehen, und Ohren zu hören, sowohl die Wirkungsweise des vollkommenen, wissenschaftlichen Gebetes, wie auch die Bedingungen für völlige Erlösung enthalten. Dies Versprechen ist ohne Einschränkung gegeben, es erklärt vielmehr ausdrücklich, daß in der ganzen Schöpfung nichts dem einzelnen unerreichbar ist, falls er im Worte bleibt; wie Johannes in seinem Evangelium sagt: „Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.“

Um ein wahrer Schüler des Meisters zu sein, muß der Mensch im Worte Gottes bleiben. Im Maße, wie er dies tut, kann er im wahren Sinne des Wortes ein Christ sein. Daher ist es ein durchaus wissenschaftlicher Grundsatz, daß ein Gebet mit mehr als mathematischer Gewißheit erfüllt wird, falls des Betenden Christentum völlig rein ist. Es ist nichts Geheimnisvolles oder schwer zu Verstehendes um das Wort „bleiben.“ Es heißt „verweilen, wohnen, fortfahren, an etwas festhalten,“ und doch bedeutet einfaches Verbleiben oder Wohnen in der Wahrheit, wie sie der Meister lehrt, Schutz von allem Übel, und volle Erfüllung eines jeden Gebetes.

Der Schüler der Christlichen Wissenschaft sollte fortwährend die Wahrheit der Worte des Psalmisten beweisen: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt,“ der bleibt „unter dem Schatten des Allmächtigen“ und ebenso die entsprechenden Worte seiner Führerin, Mrs. Eddy, auf Seite 64 von „Retrospection and Introspection“: „Es ist wissenschaftlich, in bewußter Harmonie zu bleiben und in Gesundheit spendender, unsterblicher Wahrheit und Liebe.“ Darin besteht die wissenschaftliche Religion, die uns beschützt und erlöst.

Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott Alles-in-allem ist, und daß diese Allmacht, dieser All-Wille und diese Allgegenwart das Gemüt darstellen, in dem wir „leben, weben und sind.“ Daher bedeutet auch natürlich das Wort Gemüt den Willen Gottes und den Willen des Menschen, als Gottes Ausdruck. In Gottes Wort und Wille bleibend, können wir unmöglich etwas verlangen oder begehren, das im göttlichen Gemüte nicht enthalten ist. Ferner ist tatsächlich dieses bleibende Gebet verwirklicht, da ja Gottes Wille bereits geschehen ist „auf Erden wie im Himmel;“ mit anderen Worten: Alles Gute ist schon hier und steht allen denen zur Verfügung, die des Meisters Ruf folgen und die „Wahrheit erkennen.“

Ein Mensch mag sich dem Glauben hingeben, daß er einen eigenen Willen besitzt und Probleme, die seiner materiellen und beschränkten Auffassung vom Leben eigentümlich sind. Und da er die Wissenschaft wahren Christentums nicht verstehen kann, mag wohl auch sein Gebet die Form der Bitte für etwas nur im menschlichen, materiellen und weltlichen Gefühl der Dinge Bestehendes annehmen. Ein solches Gebet findet keine Erhörung, einfach weil es nicht dem einzig wirklichen Willen und Gemüte angehört. Gottes Wille ist bereits geschehen, aber der sogenannte Wille der Sterblichen geschieht nimmermehr. Manchmal scheint dies zwar so, wenn nämlich sterbliche Menschen die scheinbare Verwirklichung ihrer eigenen Annahmen zu sehen vermeinen. So ernten sie dann als Folge mißverstandener Gebete jene falschen und trügerischen Schätze, die „die Motten und der Rost fressen“ und „die Diebe nachgraben und stehlen.“ Sogenannte materielle Zwecke sind völlig mythisch, denn Gott allein ist Substanz und Ursache.

Eine Fülle von Mutmaßungen mag uns als unser eigenes Bewußtsein vorkommen, aber nur die gute, unzerstörbare und vollkommene Idee stammt vom göttlichen Gemüte, und außerhalb dieses Gemütes gibt es kein Bewußtsein. Wahres Gebet ist demnach ein bleibendes Gefühl von geistig Gutem. Es enthält das klare Verständnis für die Wirklichkeit der Existenz der wahren Idee, an Stelle von all den materiellen, sogenannten Tatsachen und Verhältnissen. Es heißt wahrhaft wissenschaftlich beten und wünschen, wenn wir den wahren Ausdruck des Gemütes, von dessen Existenz wir ja überzeugt sind, sehen, an Stelle des Trugbildes materieller Sinne, das wir als solches erkannt haben. Solches Beten gibt uns die Verwirklichung von Gottes unmittelbarer Gegenwart; und wir erkennen den Ausdruck des Gemütes, wenn auch nur im Lichte unseres augenblicklichen Verständnisses, das wir menschliches Bedürfnis nennen. Dabei wollen wir aber nicht dem Irrtum verfallen, daß der Geist die Materie schafft. Wenn Christus, die Wahrheit, jenem Zustande des Bewußtseins, menschliches Bedürfnis genannt, erscheint, so ist das nicht eine materielle, sondern eine geistige Tatsache; denn Gott ist Alles-in-allem. Daher kann also der Begriff Materie nur ein Name sein für eine mißverstandene Auffassung von der Wahrheit, die der Geist ist. Durch die Vergeistigung des Denkens wird allmählich das menschliche Bedürfnis weniger materiell, bis wir schließlich zum wahren Menschen werden, dem geistigen Ausdruck des Gemütes „im Maße des volkommenen Alters Christi.“

Die christlich-wissenschaftliche Behandlung besteht ja gerade in diesem Gebete, das allein im Guten bleibt. Unbeeinflußt durch den äußeren Schein ist sich der Wissenschafter der Bibelworte bewußt: „Ein Geschlecht vergeht, das andere kommt; die Erde bleibt aber ewiglich.“ Wer den Nebel-Gestalten sterblichen Gemütes Einlaß in die Tür seiner Gedanken verweigert und die irrenden Sinne nicht in seinem mentalen Haushalt wohnen läßt, ist gegen Unheil gefeit.

Christus gebeut uns friedlich unter Gottes Schutz und Schirm zu verbleiben, wenn uns die heftigen Umwälzungen des sozialen und ökonomischen Baues der Welt zu erschüttern drohen. Wenn wir an sündigen Vorurteilen oder falschen Begierden, an den Trugbildern des Genusses oder der materiellen Sinnenfreude leiden, oder wenn wir etwa die Folterqualen der Furcht, Krankheit und körperlichen Pein, hervorgerufen durch den Glauben an den Körper, durchmachen, dann gebietet uns die Wahrheit, die Erkenntnis langsam auf uns wirken zu lassen, Worte zu bleiben und das Wort in uns bleiben zu lassen, unter dem Schirm des Höchsten zu sitzen, uns von nichts das Gefühl der Harmonie rauben zu lassen, und uns darüber klar zu sein, daß Wohlklang und Mißklang nicht gleichzeitig in uns, in unserem Bewußtsein weilen können. Mrs. Eddy faßt alles dies in woundervoller Weise auf Seite 495 von Wissenschaft und Gesundheit mit den Worten zusammen: „Wenn die Illusion von Krankheit oder Sünde dich in Versuchung führt, dann klammere dich fest an Gott und Seine Idee. Laß nichts als Sein Gleichnis in deinen Gedanken weilen.“

Denn die Engel stehen sicherlich Gottes Kindern bei. Es ist nicht Aberglaube sondern wissenschaftliche Religion, auf der Engel Botschaften von Frieden und Liebe, Gesundheit und Harmonie, Schönheit und Güte zu hören. Ist es uns denn nicht versprochen worden, daß Gott „Seinen Engeln befohlen über dir, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen“? Und ist es denn nicht wahr, daß wir mit Engelstimmen reden, wenn wir im göttlichen Gemüte bleiben? Die Gebote des Gemütes sind die Engel Seiner Gegenwart, die Stimme der allgegenwärtigen Liebe. Und so möchten wir zum Schlusse zwei inspirierende Verse von Seite 195 des christlich-wissenschaftlichen Gesangbuches anführen:

Was macht dein Glaub’ oh Gottes Kind zu nicht?
Und hört dein Herze nicht den Ruf der Pflicht?
Gehorchest du der Mahnung: „Bleibt in mir,“
Und bleibet auch des Meisters Wort in dir?

Segnende Bürgschaft uns'res Auferstand'nen!
Wie kostbar strömt der Trost aus Deinem Wort!
Welch’ ein Versprechen, könnt’ es größer sein?
So bitte, was du willst, und es sei dein!

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