In diesen außerordentlichen und bewegten Zeiten, wenn die Zersetzung des sterblichen Gemütes zusehends vor sich geht, wenn Streit und Tumult, mit Begrenzung und Furcht Hand in Hand gehen, ist es gut sich zu erinnern, von wo unsere Hilfe kommt. Der Schrecken derer, die nicht in der Arche der Geborgenheit sind, ist bedauernswert; wenn wir aber wissen, daß er zugleich grundlos ist, so freuen wir uns, etwas von dem Guten zu verstehen das den Irrtum entwaffnet. Wir mögen uns aufhalten über seine Kundgebungen, selbst während wir deren eitle Anmaßungen durchschauen, aber wir erschrecken nicht darob.
In dem wir vorwärts schreiten auf dem Weg des Fortschrittes, den uns die Lehre der Christlichen Wissenschaft zeigt, anerkennen wir die große Notwendigkeit eines systematischen, aufbauenden Denkens, die Fähigkeit, das eigene Denken in Übereinstimmung zu bringen,— durch geistiges Verständnis — mit dem einen Gemüt, so daß die Irrtümer der Sinne in ihrem wahren Wert, als Illusionen, gesehen und überwunden werden. Wir finden unseren Weg aus diesen Entwicklungsstufen sterblicher Gedanken, da wir wissen, daß sie kein Teil von uns, noch wir von ihnen sind. Doch dieser mentale Zustand allein, befriedigt den Christlichen Wissenschafter nicht. Er sucht und wirkt für das Haus, das ohne Hände erbaut, ewig in der Harmonie ist, nicht nach der irdischen Verkörperung mit den Schmerzen und Freuden der menschlichen Sinne. All dies bedeutet Arbeit. Es bedeutet Aufopferung, Läuterung, Ausdauer. Es bedeutet Pflichttreue, um jeder aggressiven Einflüsterung des sterblichen Gemütes zu begegnen, nicht als Tatsachen, die wir fürchten, sondern als unberechtigte und illusorische Argumente, die wir zurückweisen und verbannen können.
Wir müssen in der Gnade und Güte, und in dem Verständnis von Gott und der Liebe zu unseren Mitmenschen wachsen. Solche Beweise offenbaren die Gegenwart und Macht Gottes. Es ist Trost und Freude zu sehen, daß diese Wegweiser geistigen Fortschrittes wechselweise zeigen, daß wir die Pfosten des sterblichen Gemütes hinter uns lassen. Nur auf diesem Wege kann das kämpfende Herz, der Welt und ihrer Versuchungen überdrüssig, entschlossen dem Teufel und allen seinen Werken zu entsagen, dem eitlen Glanz und Ruhm des sterblichen Gedankens der so viel verspricht und nichts erfüllt, Friede finden. In immer verdünnerter Gestalt — immer im Namen des Guten — belagern uns die Suggestionen des Bösen und es erfordert viel energische Beschützung um Stand zu halten. Persönliche Güte und blinder Glaube helfen hier wenig, wir halten nur Stand wenn wir verstehen. Nicht furchtsam, aber wachsam sollen wir sein und die Erfahrung lehrt uns, daß systematisches und sorgfältiges Studium der Heiligen Schrift und der Werke unserer Führerin unbedingt notwendig sind zu dieser Entfaltung. Nichts kann dieses Studium ersetzen; denn keine anderen Schriften legen die Wahrheit dar wie sie es tun.
Der große Unterschied, zwischen dem menschlichen Sinn vom Dasein und einer intelligenten Wiederspiegelung des göttlichen Lebens, muß klar verstanden werden. So viele Menschen haben die Augen nur auf die Erde geheftet, wie der Mann mit der Dunggabel; sie schauen nie auf zum Himmel, zu den Sternen oder zu den Wolken und Bäumen; sie schauen weder in sich, um die Gedanken von Sünde zu reinigen, noch außer und über sich, um Gott zu finden. Die Christliche Wissenschaft gibt uns die richtige Vision — das sehende Auge, das hörende Ohr, beide bereit für die Wahrheit und ihre unendlichen Forderungen, und macht uns ehrlich und selbstlos genug, daß wir uns bestreben, ihnen zu genügen. Solche, die durch große Trübsal gekommen sind und ihre sündenbefleckten Kleider weiß gewaschen haben mit Tränen der Reue und Läuterung, sind Christliche Wissenschafter.
Indem wir dieser göttlichen Natur teilhaftig werden, erkennen wir gewissermaßen die Freuden des Geistes; das heißt, wir erfreuen uns in dem Bewußtsein des wahren Seins, als Wiederspiegelung im göttlichen Gemüt und nicht verkörperte Materie und Annahmen. Es ist ein großer Unterschied zwischen diesen beiden; dieses geistige Dasein ist viel bestimmter für den wirklichen Menschen unsere wahre Individualität, als der materielle Zustand für die menschlichen Begriffe. Jede geistige Idee besteht als eine gegenwärtige, beweisbare Tatsache. Es ist eine Tatsache, die ein jeder, jeden Moment kennen, lieben, anwenden und ausdrücken sollte. Indem dieser entwickelnde Vorgang echten Verständnisses vor sich geht, wird der menschliche oder niedere Sinn abgelegt und der wahre Sinn angelegt. So wird die sterbliche Annahme verschlungen in der Unsterblichkeit; anstatt Dunkelheit und Unwissenheit sind Licht und Liebe, und der neue Himmel und die neue Erde erscheinen; denn das Böse verschwindet.
Während dieser Übergangszeit finden wir, daß nichts in der Welt geändert wurde als falsche Annahmen. Wie Mrs. Eddy so logisch sagt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 393): „Eine falsche Annahme ist beides, der Versucher, wie der Versuchte, die Sünde, wie der Sünder, die Krankheit, wie deren Ursache.“ Das, was man seine Erlösung ausarbeiten nennt, ist einfach, daß an Stelle materieller Annahmen die geistigen Ideen erkannt und erfaßt werden und das wunderbare und wertvolle daran ist, daß Ideen immer gegenwärtig, ewig wahr, allzeit zu Gebote stehend und beweisbar sind, wohingegen Annahmen nur ein erdichtetes Dasein haben in dem angenommenen sterblichen Gemüt, weil dasselbe nichts Besseres versteht als Annahmen zu glauben.
Die große Notwendigkeit des Daseins ist, wie man sehen kann, der Austausch des Falschen gegen das Wahre und in dem Verhältnis wie das getan wird, gehen wir beständig vorwärts. Die Christliche Wissenschaft lehrt uns diese weise Wahl oder Unterscheidung und indem wir lernen, alles was sich uns darbietet, mit dem Prüfstein der Wahrheit zu prüfen und Impuls und irrtümliches Verlangen zu überwinden, finden wir, daß wir nur das Wahre und Richtige wollen, weil das allein befriedigt. Auf diese Weise wird individuelles Wesen demonstriert, da wir genügend Weisheit wiederspiegeln, um uns aus der schwankenden, gedankenlosen Masse des sterblichen Gemütes zu erheben und geistige Begriffe zu erlangen. Wir verstehen, was Paulus meinte, wenn er sagt: „Jetzt ist der Tag des Heils;“ die Probleme dieses Tages, dieser Stunde werden gelöst und, dank des heutigen Sieges, können wir den Problemen, Versuchungen und Prüfungen von Morgen von einem höheren Standpunkt aus und mit klarerer Vision begegnen.
Alles, was dazu führt, das Verständnis des Geistigen, des Idealen, als die einzige Wirklichkeit des Daseins zu trüben oder erniedrigen, was immer mit Materie oder bloßem physischen Behagen befriedigen möchte — macht einen blind für die Wahrheit. Wenn wir dem materiellen Sinn nachgeben, werden wir Lotusesser, unsere wahre Heimat, den Himmel, vergessend, und wir verlieren den Weg der dahin führt. Wir müssen die ernsten Verpflichtungen, die göttlichen Forderungen, die dem Christlichen Wissenschafter obliegen, lieben und genau bestimmen. Sobald wir zu der erhabenen Notwendigkeit geistigen Denkens erwachen, so sehen wir dieses als die Tätigkeit des göttlichen Gemütes und bestreben uns, die göttliche Forderung zur Vollkommenheit zu erfüllen. Ein jeder richtige Gedanke hilft böse Annahmen überwinden und die Menge dieser Gedanken ist zahllos. Je mehr wir davon anwenden, desto mehr können wir anwenden, und sie entfalten sich uns zur Anwendung. Darin liegt die große Freude richtiger mentaler Tätigkeit — sie segnet einen und alle, und ist das mächtige Mittel zur Wiedergeburt.
Wir müssen eingedenk sein, daß diese praktische Güte immer wahr gewesen und immer zur Hand ist; wir sind ihr teilhaftig und können sie jeden Tag und jede Stunde anwenden und wiederspiegeln, es gibt keine Grenzen für ihre Entfaltung und ihren Vorrat. Dies ist die Freude von geistigem Leben, Lieben und Wiederspiegeln; ein jeder Tag ist ein Segen, eine beglückende Segnung für die ganze Erde. In einem solchen Leben gibt es keinen Stillstand, da die göttliche Tätigkeit als gegenwärtige Tatsache gesehen wird; keine Stumpfheit oder Gedankenarmut, da der Reichtum wundervoller Ideen, alle originell, frisch aus Gottes Hand, immer auf Verwendung wartet; ohne Verzögerung, denn die Wirkung ist mit der Ursache; ohne Furcht, denn die göttliche Liebe treibt sie aus; ohne Ungewißheit oder Zweifel, da unendliche Weisheit allen Irrtum außer Gebrauch setzt; wahrlich in diesem unendlichen und ewig Guten allein findet man vollkommene Erlösung und Freude, weil Gott die immer gegenwärtige und unendliche Quelle ist. Hieraus sehen wir, was es bedeutet, ein Christlicher Wissenschafter zu sein — einer der sich furchtlos auf Wahrheit verläßt. Wie Mrs. Eddy sagt in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 159): Der allgemeine Gedanke schaut hauptsächlich auf materielle Dinge und läßt Gemüt außer Sicht. Der Christ aber strebt nach dem Geistigen; er bleibt bei einem richtigen Vorsatz, wie bei Gesetzen, deren Übertretung Sünde wäre, und folgt furchtlos der Wahrheit nach. Das Herz, das am meisten für sein Selbst schlägt, ist selten mit Liebe erleuchtet. So zu leben, daß das menschliche Bewußtsein mit dem göttlichen, dem geistigen und dem ewigen in fortwährender Verbindung steht, wird unendliche Macht individualisieren; und das ist Christliche Wissenschaft.“
