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Regierung durch das Prinzip

Aus der Oktober 1920-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Himmel ist das Bedürfnis des Menschen. Wenn man genau beobachtet, kann man sehen, daß jede Bemühung des Menschen ein Streben ist, einen Begriff vom Himmel zu erreichen,— oder was so oft der Fall ist, einen Mißbegriff — der ihm, während er danach hascht, scheinbar verspricht, etwas zu der Summe seines Guten beizutragen.

Menschlicher Scharfsinn hat keine Theorie, die zum Himmel führen soll, unversucht gelassen, von dem verkümmerten Ausblick des Asketen, mit seinem Bestreben sich physisch über die Materie zu halten, zu dem übertriebenen Gesichtspunkt des Menschen, der sich keinen Himmel denken kann außer der Bekräftigung der Materie mit ihren Argumenten. Beide diese Extreme sind gleichzeitig Anerkennungen der Materie und beide treffen sich, und versagen, auf Grund der gewöhnlichen Hypothese, daß der Mensch und das Universum materiell seien. Wenn der Himmel von einem materiellen Standpunkt aus erreicht werden könnte, so wäre die Welt heute nicht mit der großen Unruhe ungelöster Probleme verwirrt.

Die Geschichte der Bibel zeigt, wiederholt und deutlich, den Gegensatz, zwischen der Macht des Gedankens, der zu Gottes Regierung erwacht ist und der Verwirrung und Ohnmacht, welche der Unwissenheit des Prinzips folgen; und das Verständnis entfaltet sich, sei es von Ägypten oder Bethanien, wenn die wahre Beziehung zum Prinzip erkannt und festgehalten wird. Der Mensch ist geistig und muß so verstanden werden. Er ist geistig und muß, dadurch, daß er die Bedingungen des Gemütes ausdrückt, geistig befriedigt werden. „Ich will satt werden, wenn ich erwache, an deinem Bilde,“ sang David als er die erhebende Tatsache erkannte, daß der Mensch absolut von Gott abhängig ist.

Der Materialist denkt über das Universum in Übereinstimmung mit der Materie. Er denkt, lebt und webt und hat sein Dasein in der Materie, welcher er Leben und Intelligenz beimißt; aber wenn er die komplizierten und verwickelten Ergebnisse der Materie vollendet hat, findet er sich ohne eine befriedigende Erklärung über das Ding selbst. Eine Analyse des Resultats, das sich ergibt wenn man die Materie als Urheber ansieht, zeigt nur ein mutmaßliches Atom, eine mentale Annahme, in welcher beides, Qualität und Quantität, scheinbar existieren als Wirkung, aber in der Ursache verschwinden. Daher findet sich der Materialist in der großen Verlegenheit, eine Wirkung zu haben ohne eine sie erhaltende Ursache. Seine Schlußfolgerung wird gleich der Natur eines Fehlers. Ein einfacher Rechnungsfehler ist nichts weiteres als der Anschein eines Resultates ohne die gegebene Regel. Der Traum des Mesmerists ist nur ein anderes Zeichen desselben Dinges. Das Verwicklung und die Verwicklung irgendeiner Tätigkeit gehören in dieselbe Kategorie. Der, welcher versucht von einem Brennpunkt außer dem Prinzip zu denken und zu handeln, wird sich, weil kein solcher Punkt besteht, für immer in einer hoffnungslosen Verwirrung befinden. „Weh dem, der mit seinem Schöpfer hadert.“ „Ich bin der Herr, und sonst keiner mehr; ... Ich habe dich gerüstet, da du mich noch nicht kanntest, auf daß man erfahre, von der Sonne Aufgang und der Sonne Niedergang, daß außer mir keiner sei. Ich bin der Herr, und keiner mehr!“

Mrs. Eddy hatte den moralischen Mut und die geistige Überzeugung, die Materie, die andere in Verwirrung still stehen ließ, zu definieren. In dem kurzen Satz auf Seite 277 von „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“: „Die Materie ist ein Irrtum in der Behauptung,“ hat sie den Stein des Anstoßes von dem Pfade der menschlichen Beweisführung weggefegt und erklärt, warum es dem Materialisten völlig mißlang, durch die Wertschätzung der Materie, die Harmonie des Menschen auszugleichen, und warum er den Himmel gar nicht erreichen konnte. Der Metaphysiker denkt in geistigen Begriffen über das Universum. Er findet den Menschen im Gemüt, im Bewußtsein, und sieht ihn als eine geistige Einheit, die vom Prinzip abstammt. Er erkennt auch, daß jede Berührung mit dem Prinzip eine unendliche Hilfsquelle ist, da Prinzip Gemüt ist; und auf Grund dieser Erkenntnis glaubt er, daß der Mensch die unendliche Idee der unendlichen Wahrheit ist. Gott ist Wahrheit und kann deshalb erkannt werden und ist alles, was ist. Es kann nichts außer Wahrheit und ihres Ausdruckes bestehen.

Durch die Christliche Wissenschaft lernen die Menschen die wirkliche Bedeutung von Herrschaft; und einer der erweiterten Begriffe, deren der Gedanke inne wird, ist der ihrer Unabhängigkeit von materieller Umgebung. Der Materialist geht irrtümlicherweise von dem Standpunkt aus, daß seine mentale und physische Existenz, anstatt Gott zu wiederspiegeln, in seiner Umgebung aufgehe. Er glaubt, daß die Entscheidungen über Leben und Tod von einem Luftzug durchseiht seien, während Gott allein sein Leben ist; er schreibt Freude und Friede dem Besitz oder der unmittelbaren Nähe von Gegenständen oder Bedingungen zu, während sein Gutes von der göttlichen Liebe allein kommt; er klammert sich an die Schatten die erscheinen und sieht sie als Bollwerke der Macht an, während es keine Macht gibt außer Gott. Der Mathematiker sucht die Lösung nicht im Problem, genau so wendet sich der Christliche Wissenschafter vom Problem zum Prinzip und, wenn er das Prinzip kennt, findet er die Wahrheit die das Problem löst. Der wahrhaft wissenschaftliche Mensch sucht das, was befriedigt und erlöst, nicht in seiner Umgebung. Er wendet sich entschieden von jedem entgegenstehenden Umstand zum Gemüt und indem er sich bestrebt, Gott zu kennen, findet er, daß Gott unumgänglich mit ihm ist, in unendlichen und harmonischen Ausdrücken des Guten. Er findet auch, daß er mit der wissenschaftlichen Wahrheit der Erklärung: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen,“ übereinstimmt und sie beweist.

Auf der anderen Seite endet der Versuch, den Menschen durch das Zeugnis der materiellen Sinne zu individualisieren, in einem veränderlichen Begriff, welcher „keine Hoffnung ... und ohne Gott in der Welt“ ist: denn ein solcher ist wahrlich „die Spreu, die der Wind verstreuet“ und er „flieht wie ein Schatten und bleibt nicht.“ Christus Jesus erklärte durch jede Tat, während seiner irdischen Laufbahn, seine Abhängigkeit von dem Vater, und er gab uns sein Beispiel, als praktisch und demonstrierbar, in unserem Leben. Des Menschen Individualität ist in Gott, wenn wir das verstehen, erkennen wir, daß nichts dieses göttliche Erbe verderben kann; denn geistige Individualität — und es gibt keine andere — ist beständig und vollkommen. Sie drückt die göttliche Absicht im Menschen aus, durch fortwährendes Einssein mit dem Vater.

Um des Menschen Beziehung zum Prinzip zu erhellen, hat Mrs. Eddy das Wort „Idee“ angewandt, und ein sorgfältiges Studium dieses Ausdruckes hilft sehr viel, den alten Sinn von Mensch abzulegen und den neuen zu gewinnen. Idee schließt Abhängigkeit in sich. Sie ist nicht selbst ein Wesen, sondern geht vom Gemüt aus; sie hat keine Tätigkeit oder Absicht in sich selbst, weil alle Tätigkeit und Absicht dem Gemüt entstammen und angehören. Es ist infolgedessen unnütz den Menschen als etwas in oder von sich selbst zu betrachten, da er nie, weder in Gedanken noch Taten, von der immerwährend bestehenden Quelle seines Seins getrennt sein kann. Christus Jesus beharrte auf der Tatsache seiner Beziehung zu Gott. Er sagte: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er siehet den Vater tun; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“ Die Macht von eines Menschen Ausdauer, in irgendeiner Linie, liegt im Verhältnis zu seinem Gehorsam gegen das Prinzip.

Der Gedanke von heute verlangt eine bessere Norm der Lebensweise und nichts ist gerechter und richtiger, als daß der Mensch Vollkommenheit sucht und erhält. Sie ist seine sichere Bestimmung, sein gegenwärtiges Erbe. Die Geschichte der Bibel, die heute in der Offenbarung der Christlichen Wissenschaft ihren Höhepunkt findet, hat die Norm in einen demonstrierbaren Bereich gestellt für die ganze Menschheit. Dieses Hungern nach dem Guten ist heute, ohne Zweifel, allgemeiner als je zuvor in der menschlichen Erfahrung, und wenn man sich durch den Impuls, welcher alle Klassen belebt, einer Vision von der wahren Natur des Guten nähert, wenn sie, als göttliches Prinzip mit uns, erkannt wird und der Mensch sich bemüht dies zu beweisen, so werden die Beweggründe so gereinigt, daß die Früchte des Guten erreicht werden. Wenn jedoch dieses Verlangen nach Verbesserung dem wirren und zügellosen menschlichen Willen und seinen, auf die Materie gegründeten Erwartungen entspringt, kann keine große Wirkung zum Guten erzeugt werden; denn ohne Prinzip scheinbare Resultate zu erzielen, ist tierischer Magnetismus, mentale Gaukelei, welche nicht bestehen kann. Der menschliche Glaube, wenn er durch einen neuen Impuls in Bewegung versetzt wird, erscheint gleich dem Teich von Bethesda, mit Verheißungen befrachtet; aber seine Unruhe wird mit unvermeidlichen Mißerfolg zum Schweigen gebracht, bis der Sterbliche trachtet seinen Glauben an sich selbst aufzugeben. Dann, und nur dann, wird der heilende Christus offenbar.

Gott erhält vollständig was er erschafft; denn die schöpfende Macht ist die stets erhaltende Macht vom ganzen Reich Gottes; daher kann nichts verfallen noch versagen. Der Mensch sollte sich nicht einbilden, daß er die Dinge, welche die Menschheit segnen und erquicken, beherrschen kann, oder daß es in seiner Macht liege, durch seine eigenen Bemühungen etwas zu geben oder auch zurückzuhalten, denn alles Gute ist in dem göttlichen Gemüt, und Gemüt erschafft und beherrscht seine eigenen Kanäle. Ehe die Welt befriedigt, und daß Maß ihrer Bedürfnisse gestillt werden kann, müssen die Menschen den Versuch, sich selbst als Materie auszudrücken, aufgeben und sich bestreben, gehorsam auf das Prinzip zu warten. Dann wird Selbstsucht gezüchtigt und in Hingebung verwandelt werden, und die Gewalttätigkeit des Eigenwillens ergibt sich der, aus der Wahrheit geborenen, Überzeugung. Es besteht ein weiter Unterschied zwischen dem Suchen nach persönlichen Errungenschaften vom Guten und dem Suchen nach der unparteiischen Festsetzung des Guten. Auf dem einen Wege ist es leicht möglich, seinen Nächsten über sich selbst zu vergessen, auf dem anderen vergißt der Mensch sich selbst im Gehorsam gegen das Prinzip.

Vieles, was das sterbliche Gemüt grundlegend nannte, ist durch den Weltkrieg weggenommen worden und es ist ohne das, worauf es seine alte, selbständige und materielle Deutung gebaut hat, gelassen worden, es nennt diesen Zustand Verwirrung; aber Gott ist immer in Seinem Himmel. Die Forderungen des Prinzips durchkreuzen sich nie, auch können sie, durch den Schlamm des unterschobenen Denkens, nicht aufgehalten werden, obwohl es ebenso wahr ist, daß das Prinzip nie sichtbar ist in der Verwirrung eines Fehlers. Jeder große und selbstlose Impuls, welcher Menschen ihrem höchsten Sinn des Guten ergeben gemacht hat, hat Wahrheit in der Welt offenbart, in welcher sie weitergeht mit einer von Gott geborenen Macht: denn sie hat den Saum des Gewandes berührt.

Es kann nichts geben außer Geist und dessen Ausdruck. Vertrauen auf Gott allein gibt dem Handeln Gewicht und setzt die wahre und einzige Macht der Tätigkeit oder Regierung fest. Ohne das Prinzip, als Quelle der Macht, werden Machtsymbole eine schwere Bürde, welche der Gewalt der vorausbestimmten Verdammung des menschlichen Willens nur Aufschub geben. Da, wo Prinzip und Wahrheit am leichtesten gesehen und befolgt werden können, wo des einzelnen Freiheit, den höchsten Begriff vom Rechten zum Ausdruck zu bringen, ungehindert ist und so widersprechende Interessen am leichtesten vereinigt werden, in dem weiten, allumfassenden Begriff von Gerechtigkeit und Gleichheit, sind gute Regierung und gute Gesetze. Dies kann nur durch die Regierung des Prinzips geschehen.

Der Himmel, des Menschen unendliches Erbrecht, unerschöpflich und unübertrieben, wird durch den ordnungsgemäßen Beweis von des Menschen Mitexistenz mit Wahrheit erreicht. Jesus sagte: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen; Siehe, hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch,“ und Mrs. Eddy hat Himmel als „Regierung durch das göttliche Prinzip“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 587) definiert. Wenn der Himmel je erreicht werden kann, so kann er jetzt erreicht werden; denn wenn eine Tatsache je im Prinzip gefunden wird, wird sie immer dort gefunden und ist darum jetzt. Mrs. Eddy macht das sehr klar in „Unity of Good“ (Einheit des Guten) auf Seite 11, wo sie schreibt: „Jesus erforderte weder Zeit noch Gedankenperioden, um die Fähigkeit zur Vollkommenheit, und ihren Möglichkeiten, zu entwickeln. Er sagte, das Himmelreich sei jetzt vorhanden und im Gemüt inbegriffen; daß, während ihr sagt: Es sind jetzt noch vier Monate und dann kommt die Ernte, sage ich: Hebet eure Augen auf und schlagt sie nicht nieder, denn eure Felder sind jetzt schon weiß zur Ernte und sammelt die Ernte nach mentalem, nicht nach materiellem Verfahren.“

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