Die Einigkeit oder Einheit des Guten, das allem Wahren unterliegt, ist durch die Annahme, der Mensch habe ein von Gott getrenntes Leben und Gemüt, verdunkelt worden. Diese Umkehrung geistiger Tatsachen, welcher alle sterblichen Erscheinungen entspringen, hat die Theorie des Dualismus verursacht, welche lehrt, der Mensch sei beides, Geist und Materie, gut und böse. Eine unrichtige Voraussetzung ergibt falsche Schlüsse, und diese dualistische Lehre hat den Begriff, welchen der sterbliche Mensch von sich selbst hat, von seinen Lebensbedingungen und dem Universum, wie er es sieht, verdorben. Dualismus, in anderen Worten, der Glaube an beides, gut und böse, ist die Ursache alles Übels, der Materialität, und der Knechtschaft der Menschheit unter Sünde, Krankheit und Tod.
In nichts zeigt sich die Materialität des menschlichen Gemütes deutlicher, als in der Meinung welche es entwickelt hat über die Natur des Gebetes und der Arbeit. Die Qualität des Gebetes hat immer des Menschen Begriff eines allerhabenen Wesens wiedergespiegelt, und das hilflose menschliche Gemüt hat sich nie über den Glauben an einen Gott, der beides, Böses und Gutes kennt und nach Seinem Willen Glück oder Unglück austeilt, erhoben. Es hat seit dem dunkeln Zeitalter, welches dem Verlust des wahren Christentums, dreihundert Jahre nachdem Christus Jesus in Palästina gelehrt hatte, gefolgt ist, einzelne Fälle gegeben, in denen ein geistigerer Sinn von Gebet in die Gemüter schien, die demütig genug waren ihn zu empfangen. Doch waren dies seltene Ereignisse und die moderne Welt sucht noch immer Erleichterung für seine Leiden in der total entgegengesetzten Richtung von der Quelle alles Lebens und aller Wahrheit, welche Jesus „Vater“ bezeichnete.
Eng verbunden mit der Unwissenheit der Menschheit über die Natur des Gebetes, ist die Knechtschaft unter welche der materielle Sinn von Arbeit die Menschen gestellt hat. Die Notwendigkeit der Arbeit, als normale Bedingung im Leben des Menschen, ist, richtig verstanden, die Wiederspiegelung einer göttlichen Charaktereigenschaft, aber die Materialität hat sie verdreht und zu einem Mittel gemacht, den instinktiven Trieb der Selbsterhaltung zu befriedigen, den Jesus tadelte mit den Worten: „Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen sollt.“ Als Ausdruck menschlicher Energie, welche nicht vom göttlichen Gemüt beherrscht worden ist, nahm die Arbeit jeder Kategorie die Begrenzungen und Bedingungen der Materialität an. Die Umwandlung, welche die menschliche Art und Weise des Denkens erfährt, durch ein Verständnis der Christlichen Wissenschaft, ändert die Basis und Natur von eines Menschen Begriff über Arbeit und Gebet radikal. Es ist oft das Licht welches das erste Kapitel von Mrs. Eddys Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift,“ auf das Subjekt Gebet wirft, das dem Sucher offenbart, daß er in die Gegenwart der Wahrheit gekommen ist. Die große, grundlegende Erklärung der Christlichen Wissenschaft: „Es ist kein Leben, keine Wahrheit, keine Intelligenz und keine Substanz in der Materie. Alles ist unendliches Gemüt und seine unendliche Offenbarwerdung, denn Gott ist Alles-in-allem“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 468), wenn sie auch nur in geringem Grade verstanden wird, zeigt die Notwendigkeit, jede Tätigkeit in Einklang mit dem unendlichen Geist, Gott, zu bringen.
Auf Seite 4 von Wissenschaft und Gesundheit in dem Kapitel über Gebet finden wir folgende Erklärung: „Das beständige Streben, immer gut zu sein, ist Beten ohne Unterlaß.“ Der metaphysische Sinn dieser Worte offenbart die völlig geistige Natur von Gebet und Arbeit und von der Identität ihrer Essenz, vereint in der Einheit des Guten. Sobald die Christliche Wissenschaft als Offenbarung der Wahrheit aufgenommen wird, muß die Fabel, daß Geist, Seele oder Intelligenz im menschlichen Wesen seien, zurückgewiesen werden, und diese Zurückweisung muß immerwährend im Gedanken stattfinden. Die Erkenntnis der Wahrheit schließt die Lüge vollständig aus, denn Wahrheit ist wirklich; wir müssen uns immerfort vom Falschen zum Wahren wenden, damit das sterbliche Denken zuerst berichtigt und schließlich vernichtet wird, durch die Wahrheit des Seins. Im Verhältnis der Treue, mit der wir diese Arbeit tun, werden wir die Art und Weise der Bemühungen, die Mrs. Eddy für wissenschaftliches Beten notwendig fand, erkennen. Wir müssen die Wahrheit tatsächlich verstehen und, infolgedessen, vom Standpunkt des unendlichen Geistes, oder göttlichen Gemütes aus handeln, anstatt von dem der materiellen Sinne, oder materiellen Gefühle. Gebet ist daher die Basis wahrer Arbeit, weil es die fortwährende Erkenntnis von der Beziehung des Menschen zum unendlichen Geist ist. Die Wechselbeziehung von Gebet und Arbeit, in der Wissenschaft des Seins, gibt die Inspiration durch welche wir die inspirierten Worte über Gebet verstehen, die Jesus in der Bergpredigt gesagt hat: „Wenn aber du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich.“
Das menschliche Gemüt, in seiner Unwissenheit über das geistige Leben, mag behaupten, daß Arbeit, wenn metaphysisch aufgefaßt, nichts gemein habe mit der täglichen Arbeit, im Geschäft, im Laden oder im Werft. Doch ist dieser Widerspruch nur die alte Annahme von dem Dualismus des Menschen, der zu der Illusion, die Geistigkeit sei nur ein religiöser Nachlaß, anstatt die eigentliche Tatsache des Seins, führt. Es ist unmöglich, Arbeit, die auf Grundlage des göttlichen Gemütes getan wird, mit dem Beiwort „gewöhnlich oder unrein“ zu bezeichnen; solche Arbeit drückt geistiges Gesetz aus, und ihre Nützlichkeit entfaltet sich fortwährend. Eine jede Phase der Bemühung, das Reich der Wahrheit auf Erden zu verwirklichen, bedingt Wachsamkeit gegen die Schlange des materiellen Sinnes, und Wachsamkeit ist nie nötiger, als wenn ein wenig von der Materialität des sterblichen Denkens abgelegt worden ist. Das Heilen der Kranken, ein göttliches Gebot, das für jeden wahren Nachfolger von Jesus unumgänglich ist, muß auf geistiger Basis getan werden. Mentale Arbeit in der Christlichen Wissenschaft kann nur ein Ding bedeuten — die Erklärung der Wahrheit, die auf das Verständnis der Einheit und Unendlichkeit des Guten gegründet ist. Mrs. Eddy sagt: „Geist gibt die wahre mentale Idee“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 467). Wenn diese Erklärung verstanden wird, wird Selbstgerechtigkeit, ob sie sich in Begrenzung und Furcht, oder in einem persönlichen Sinn von Erfolg äußere, verstanden.
In der Botschaft von 1900 (Message for 1900) an Die Mutter-Kirche (S. 2), schrieb Mrs. Eddy: „Das Lied der Christlichen Wissenschaft ist, ,Arbeitet — arbeitet — arbeitet — wachet und betet‘ “— ein Lied, welches dem reinen Bewußtsein, daß Mensch und Universum geistig sind, entspringt. Es ist die Harmonie von der im achtunddreißigsten Kapitel vom Buche Hiob gesprochen wird: „Da ... die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Kinder Gottes.“ Zeit ist nur ein Phänomen der materiellen Sinne, welches in dem Maße, als die geistige Natur der Ewigkeit erkannt wird, aufhört. In dem Verhältnis wie wir unsere materiellen Begriffe über den Menschen und seine Tätigkeit aufgeben, können wir die ursprüngliche und immer gegenwärtige Harmonie der Christlichen Wissenschaft verstehen und erfahren.