„Abgötterei,“ schreibt Mrs. Eddy auf Seite 307 von ihrem Buch „Miscellaneous Writings,“ „ist eine der lauernden Gewohnheitsünden aller Völker.“ Die Wahrheit dieser Worte ist vielleicht nirgends so offensichtlich wie in der beinahe universalen Hinneigung vieler Religionen, gewisse Orte mit außerordentlicher Heiligkeit auszustatten. Der Mohammedaner hat sein Mekka, der Hindu sein Benares, der Tibetaner sein L'Hassa, während die Welt im allgemeinen voll minder geheiligter Stätten von verschiedenen Graden von Heiligkeit ist. Durch seine lange Geschichte hindurch, war diese Form der Abgötterei eine der beständigen Sünden von Israel. Das Errichten von „Heiligtümern“ war das Übel das so viele ihrer Könige begingen im Angesichte Gottes. In der Tat war dieses Verlangen nach einem heiligen Ort, nach einem sichtbaren Wohnort der Gottheit, so eingewurzelt, daß weder Moses noch seine Nachfolger irgendeinen Versuch machten dies ganz abzuschaffen. Gerade wie das Gesetz: „Auge um Auge“ Rache zu zügeln, aber nicht abzuschaffen suchte; so kann in dem Tabernakel in der Wüste und im Tempel zu Jerusalem die Bemühung erkannt werden dem Volke ein gereinigtes Symbol zu geben, welches, mit der Zeit, wenn richtig angesehen, dem völlig geistigen Begriff Platz machen würde, wie es der Fall war mit Jesus von Nazareth.
Von Zeit zu Zeit empfingen die großen geistigen Propheten in Israel etwas mehr als einen Schimmer von der Bedeutung des Ganzen; wie, zum Beispiel, als Salomo, bei Anlaß der Tempeleinweihung, durch den Mesmerismus der materiellen Herrlichkeit, die ihn umgab, hindurch sah zu der großen geistigen Tatsache, in den Worten: „Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie sollte es denn dies Haus tun, das ich gebaut habe?“ Dessenungeachtet blieb die Frage einer heiligen Stätte eines der großen Probleme in Israel, so sehr so, daß eine der ersten Fragen welche das samaritische Weib an Jesus stellte, als sie mit ihm sprach am Brunnen von Sichar, über die Erhabenheit von Jerusalem als Ort der Anbetung war. Sie hatte in Jesus einen Propheten erkannt und nahm die Gelegenheit wahr, eine Meinung über ein so großes Ereignis zu hören, die sie nicht vorübergehen lassen wollte. Die Väter ihres Volkes hatten „auf diesem Berge“ angebetet, aber die Juden behaupteten, daß Jerusalem die Stätte sei wo die Menschen anbeten sollten. Was dachte Jesus darüber? Und Jesus zögerte nicht. Er sagte ihr deutlich, daß die Zeit komme, wenn man den Vater weder in Jerusalem noch auf diesem Berge anbeten werde. Und nicht nur, daß die Zeit komme, sondern schon jetzt ist, wenn die wahrhaften Anbeter Gottes, Ihn „im Geist und in der Wahrheit“ anbeten. Und dann fügte er die Worte hinzu: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“
Christus Jesus selbst betete Gott natürlich an jedem Orte an. Er lehrte, ungeachtet ob es im Hofe des Tempels, in einer Dorfsynagoge, im Hause zu Kapernaum oder in einem Schiffe, das ein wenig vom Lande gefahren war, sei, und wenn die Arbeit des Tages vollendet war, ging er allein auf den Ölberg. Als die Jünger zu ihm kamen, um ihn auf die Schönheiten des Tempels aufmerksam zu machen, sagte er ihnen, daß der Tag komme an dem nicht ein Stein auf dem andern bleiben werde der nicht gebrochen werde. Für Jesus von Nazareth gab es offenbar kein solches Ding wie geheiligte Stätten, denn alle Orte waren heilig; er fand Heiligkeit in der geistigen Erleuchtung eines römischen Zöllner's an den Ufern von Galiläa, im Herzen eines syrophönizischen Weibes, auf der Straße von Tyrus und Sidon, oder in einer Hütte in Bethanien.
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