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Der Fensterputzer

Aus der Januar 1933-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Er war auf dem obersten Stockwerke eines Geschäftshauses in der Stadt bei der Arbeit. Leise summte er beim Fensterputzen eine Weise vor sich hin, die ganz zu seinem frohen Gesichtsausdruck paßte, während er emsig seine Arbeit verrichtete. Richtete man eine Frage an ihn, so antwortete er höflich und lebhaft. Ein neuer Mieter im Gebäude dachte, es müsse etwas Außergewöhnliches vorgefallen sein, das den Arbeiter veranlaßte, an jenem Tage so glücklich zu sein. Mit der Zeit entdeckte der Mieter jedoch, daß der frohe Blick dieses Fensterputzers Gewohnheit war, und daß Höflichkeit einen Tag wie den andern bei ihm an der Tagesordnung war. Er brachte nicht nur bei seiner nüchternen Arbeit Freude zum Ausdruck, sondern half auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Sorgen seiner Mitarbeiter erleichtern, entweder durch ein freundliches Wort oder indem er irgendwo außerhalb seiner regelmäßigen Arbeit helfend Hand anlegte. Seinen ganz besonderen Stolz schien er jedoch in gute Arbeit an den Fenstern zu setzen, und immer schien er glücklich zu sein.

Warum kann ich nicht glücklich sein? hört man oft kummervoll sogar Leute fragen, die vom Gesichtspunkte weltlichen Denkens aus allen Grund haben, glücklich zu sein. Ja, warum nicht? „Gott sieht die Person nicht an”, und alles wahre Glück kommt von Gott.

Die Christliche Wissenschaft erläutert alles, was die Bibel über Gott und den Menschen lehrt: daß Gott die allmächtige, allwissende und allgegenwärtige göttliche Liebe ist, daß Er das All in allem ist, und daß dieses göttliche Wesen dem Menschen, Seinem Bild und Gleichnis, alle Seine göttlichen Eigenschaften, darunter Einmütigkeit, Gesundheit, Freudigkeit, Liebe verleiht. Wer die Bedeutung dieser Tatsache erfaßt, erkennt, daß Freude der regelrechte und natürliche Zustand des Menschen ist; und in das so erleuchtete menschliche Bewußtsein zieht Dankbarkeit ein. Ferner erkennt man in dem Maße, wie man im täglichen Leben Selbstlosigkeit, jenes vom gottähnlichen Menschen so untrennbare erhabene Merkmal, bekundet, daß Freudigkeit ein unschätzbarer Besitz ist, der einem nicht genommen werden kann; denn Selbstlosigkeit ist die offene Tür zum Himmelreich auf Erden.

Man könnte fragen, ob der Fensterputzer das Verständnis Gottes hatte, das die Christliche Wissenschaft gibt. Dies wurde nicht untersucht. Soviel aber ist gewiß, daß er der Empfänger der köstlichen Gottesgabe Freudigkeit wurde, weil er durch selbstloses Geben beständig Gottes Wesen zum Ausdruck brachte. Das war offenbar das Geheimnis seiner Freude: er gab fortwährend—er verbreitete Liebe und Zufriedenheit. „Glück besteht darin, gut zu sein und Gutes zu tun; nur was Gott gibt, und was wir als Sein Lehen uns selber und anderen geben, verleiht Glück”, schreibt Mrs. Eddy auf Seite 17 in ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für das Jahr 1902. Weil der Mensch in Gott lebt, webt und ist, muß sein wahres Sein geistig sein. Er besitzt alle Eigenschaften Gottes durch Widerspiegelung. Der Schüler der Christlichen Wissenschaft, der diese geistigen Tatsachen versteht, eignet sich diese Eigenschaften nicht nur für sich selber an und kann sie sich nicht nur für sich selber aneignen, sondern er bringt sie beständig in Uneigennützigkeit, Reinheit, Liebe und guten Handlungen zum Ausdruck. Darin besteht wahre Freudigkeit.

Das sogenannte sterbliche Gemüt erhebt jedoch den Anspruch, ganz anders zu verfahren. Indem es erklärt, daß der Mensch materiell und endlich sei, führt es gern in Gedankengänge, in denen Freudigkeit auf einer falschen Vorstellung von Gott und dem Menschen beruht. Alle sogenannte Freudigkeit, die durch Festhalten an dem sogenannten sterblichen Gemüt aus einer materiellen Vorstellung von Menschen und Dingen hervorgeht, erweist sich als flüchtig, vergänglich, unbeständig, als Spiel der Umstände, als reine Annahme der materiellen Sinne, die eben diese Sinne jeden Augenblick in eine entgegengesetzte Annahme von Freudlosigkeit verwandeln zu können beanspruchen. Welch wunderbaren Segen die Christliche Wissenschaft der Menschheit verleiht, und wieviel Dank die Welt Mary Baker Eddy schuldet für ihre Entdeckung der beweisbaren Wahrheit, daß alles materielle Sinnenzeugnis falsch ist, weil der einzige Mensch, der wahres Dasein hat, geistig ist, Gottes vollkommenes Ebenbild ist, geistige Sinne besitzt und die Herrschaft der Wahrheit über die ganze Schöpfung widerspiegelt!

Bildlich gesprochen sind wir alle Fensterputzer. Die Fenster unseres Denkens sind vom Schmutz des Eigennutzes und der Eigenliebe frei zu halten, damit das Licht der geistigen Wahrheit hindurchscheinen kann. Halten wir unsere Fenster durch reines Denken und selbstlose Liebe fleckenlos, so können wir auf die stets neue Schönheit der Schöpfung Gottes Ausblick halten und uns beständig in der Erkenntnis der ewigen Tatsache freuen, daß die Morgensterne „Gott in der Höhe” immer ihre Loblieder miteinander singen, und daß alle Söhne und Töchter Gottes immerdar vor Freude jauchzen.

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