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Wahlsitzungen in christlich-wissenschaftlichen Kirchen

Aus der Januar 1933-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie bei allen anderen Tätigkeiten der christlich-wissenschaftlichen Kirche muß auf seiten der Kirchenmitglieder auch bei der Wahl der Kirchenbeamten geistiger Fortschritt zutage treten, sonst sind sie nicht wirklich vorwärts gekommen. Zu diesem Zwecke müssen sie bei der Vorbereitung und Leitung einer Wahl andachtsvoll Gottes Weisheit und Führung suchen. In dem Maße, wie von den üblichen menschlichen oder politischen Verfahren Gebrauch gemacht wird, um Stimmen zu gewinnen, wird das geistige Wachstum unterdrückt, und der eigentliche Zweck der christlich-wissenschaftlichen Organisation ist nicht erfüllt.

Im 1. Kapitel der Apostelgeschichte ist geschildert, wie die Jünger einen der Nachfolger Jesu wählten, um die durch den Abfall des Judas unter den Jüngern entstandene Lücke auszufüllen. Nachdem sie aus den hiefür Geeigneten zwei Bewerber für die engere Wahl aufgestellt hatten, „beteten sie und sprachen: Herr‚ aller Herzen Kündiger, zeige an, welchen du erwählt hast unter diesen zweien”. Sie beteten, um zu erfahren, welchen Gott erwählt hatte. Und ist nicht anzunehmen, daß die beiden Bewerber wahrscheinlich ebenso ernstlich wie die anderen Jünger beteten, um Gottes Wahl zu erkennen?

Im Handbuch Der Mutterkirche oder in den Satzungen der Zweigkirchen sind die Erfordernisse für die verschiedenen Ämter festgelegt; aber in der Regel ist es nicht allen Mitgliedern einer Zweigkirche möglich, sich durch persönliche Verbindung über die Befähigung jedes für ein Amt in Betracht kommenden Mitgliedes zu vergewissern. Dies verpflichtet die Wähler und den Gewählten zu demütigem Beten, um zu erfahren, ob er von Gott erwählt ist. Die Nichtannahme der Aufgaben eines Amtes aus falschem Unfähigkeitsgefühl oder aus Mangel an gutem Willen, dem Gedeihen der Kirche genug Zeit und Mühe zu widmen, ist vielleicht kein geringerer Irrtum als übereifrig dienen wollen, wenn man geistig nicht vorbereitet ist. Wie anders als durch Gebet und Vergeistigung des Denkens und Verlangens können wir wissen, wen Gott erwählt hat? Dieses Verfahren fordert von jedem Mitglied hingebungsvolles, andachtsvolles Bemühen.

Mag nun dieses Verfahren manchem auch nicht so leicht erscheinen wie von einem andern Mitgliede sich beraten zu lassen, so bietet es doch eine viel größere Möglichkeit rechter Leitung beim Wählen und führt außerdem zu tatsächlicher geistiger Entwicklung. Jedes Verlangen und jede Neigung, sich betreffs der Wahl beraten zu lassen oder Rat zu erteilen, verrät Mangel an Vertrauen auf Gottes Führung und steht zur Lösung eines Kirchenproblems im gleichen Verhältnis wie der Verlaß auf menschliche Mittel beim Wiederherstellen der Gesundheit zur Lösung eines körperlichen Problems. Der einzige Grund, warum zur Erlangung von Gesundheit menschliche Verfahren angewandt werden, anstatt sich ganz auf Gott zu verlassen, besteht darin, daß auf menschliche Mittel mehr Vertrauen gesetzt wird als auf die Wege Gottes. Scheinbarer Nutzen vom Gebrauch materieller Mittel ist, wenn kein geistiges Erwachen stattfindet, kein tatsächlicher Gewinn. Dies trifft auch auf christlich-wissenschaftliche Kirchen zu, in denen bei der Vorbereitung einer Wahl persönlicher Rat erteilt und um Stimmen geworben wird und keine geistige Entfaltung stattgefunden hat.

Leute, die mit den Mitgliedern nicht näher bekannt sind, wenden zuweilen ein, daß sie sich von älteren Arbeitern beraten lassen müssen, wer gewählt werden soll. Dies wäre ein annehmbarer Einwand, wenn wir nicht zu beten verstünden, und wenn bei den Wahlen nur das Besetzen von Ämtern in Betracht käme. Wenn es sich aber um geistiges Wachstum handelt, ist rein persönlicher Rat unzulässig. Um sich aus rechte Art über die Geeignetheit einzelner Mitglieder für Vertrauensposten zu unterrichten, braucht man nicht unbedingt um persönlichen Rat oder persönliche Anleitung beim Wählen nachzusuchen. Wenn ein neues Mitglied nicht weiß, wen es wählen soll, so muß es umso ernstlicher um Führung bitten, und wenn es vertrauensvoll göttliche Weisheit sucht und durch Nachdenken über Gottes Liebe und Leitung einen freudigen Frieden erlangt, trägt es vielleicht mehr zu einem rechten Ergebnis bei als jemand, der die Mitglieder besser kennt, aber beim Treffen seiner Entscheidungen weniger betet. Tatsächlich kann jemand, der ernstlich betet und mit dem Vorsatz, der Führung Gottes gemäß zu handeln, zur Wahlsitzung geht, selbst wenn er keine bestimmte Entscheidung treffen kann, die Gegenwart und Macht Gottes in solchem Umfange widerspiegeln, daß andere beim Abstimmen göttlicher geführt werden. Ein Scherflein echten geistigen Denkens kann mehr helfen als alle materiellen Anstrengungen. Daher braucht kein Mitglied einer christlich-wissenschaftlichen Kirche je zu glauben, daß es bei der Wahl von Beamten nicht einsichtsvoll behilflich sein könne.

Wer zu einer Wahlsitzung schon eine vollständige Liste mitbringt, weil ihm gesagt worden ist, wen er wählen soll, oder weil er den einen oder andern der zu Wählenden persönlich bevorzugt, kann die Wahl eher hemmen als fördern und zwar aus dem Grunde, weil er sich die Macht des Gemüts nicht zunutze gemacht hat und sich auf menschliche Mittel statt auf die Führung Gottes verläßt. Bei unserer ganzen Kirchenarbeit muß Gebet und Hingebung an das Prinzip geistige Entwicklung bewirken, sonst wird die Bewegung der Christlichen Wissenschaft nicht gefördert.

Die für die Zweigkirchen vorgesehene demokratische Verwaltungsform bietet dem einzelnen wunderbare Gelegenheit zu geistigem Wachstum, wenn jedes Mitglied in seinem Teile am Kirchenproblem mitarbeitet und sich durch Gebet unmittelbar von Gott Erleuchtung und Führung erbittet. Auf diese Art kann jeder die Ermahnung unserer Führerin auf Seite 152 und 153 in „Miscellaneous Writings” beherzigen: „Habe mehr Vertrauen auf Gott und Seine geistigen Mittel und Verfahren als auf den Menschen und seine materiellen Mittel und Wege, um die Bewegung der Christlichen Wissenschaft aufzurichten!”

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