Vielleicht keine anderen Worte in den Lehren des großen Meisters haben in den seither verflossenen Jahrhunderten die Menschen durch die christlichen Kirchen mehr angesprochen als die Worte im 11. Kapitel des Evangeliums des Matthäus: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. ... Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht”. In dem ganzen Wirken Jesu finden wir zahlreiche Beispiele, wie er anderen liebevoll unermüdlich diente und damit die Aufrichtigkeit seiner Aufforderung an seine Nachfolger: „Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen”, bewies.
Was ist die Last, vor der man Ruhe sucht? Ist es nicht der Glaube an ein von Gott getrenntes Gemüt, an persönliches Verantwortlichkeitsgefühl für das eigene und anderer Leute Wohlergehen? Welch unaussprechliche Ruhe das beladene Herz erfüllt, wenn es sich in kindlicher Demut und Gelehrigkeit an den Christus, die Wahrheit, in dem Verlangen wendet, menschliche Pläne und Sorgen beiseite zu legen, und „von mir lernt”,—die Führung des Christus sucht und verstehen lernt, daß Gottes Plan und Absicht den beharrlichen Sucher stets liebreich aus der Finsternis, dem Zweifel und dem niederdrückenden Gefühl des Mißlingens heraus zu Vertrauen, Frieden und Erfolg führt!
Die treuen Nachfolger Jesu nehmen seine Einladung an und trachten nach jener selbstlosen Demut und Bescheidenheit, die allein sie befähigt, die Kranken zu heilen, die Weltmüden und Leidtragenden zu trösten und jene Irrenden, die der Treber menschlichen Willens überdrüssig sind und sich nach des Vaters Willkommsehnen, umzuwandeln. Jeder Tag bietet in dem Maße Gelegenheit, eines andern Last zu erleichtern, sei es durch ein freundliches, ermutigendes Wort, einen freundlichen Blick, eine dargebotene Hand, wo Hilfe offenbar not tut, oder einen liebevollen Gedanken, wie wir mit Dank gegen Gott im Herzen unseren Pflichten nachgehen.
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