Der Beweis, daß christlich-wissenschaftliche Behandlung beim Heilen von Krankheit und beim Befreien der Menschen von Sünde und von erniedrigenden Gewohnheiten einzigartig und befriedigend ist, gewinnt immer mehr an Überzeugungskraft. Daher wird in wachsendem Maße zugegeben, daß christlich-wissenschaftliche Gebete wirksam und anwendbar sind. Es wird jedoch nicht so allgemein erkannt, daß auch die christlich-wissenschaftlichen Gottesdienste im Wesen, im Zweck und in der Wirkung heilsam und erlösend sind. Trotzdem trifft dies zu auf alle Gottesdienste in christlich-wissenschaftlichen Kirchen einschließlich des zweimal jährlich stattfindenden Kommunionsgottesdienstes, bei dem das Thema der Lektionspredigt „das Sakrament” ist. Den Wert und den Einfluß aller christlich-wissenschaftlichen Gottesdienste können wir leicht erkennen und würdigen, wenn wir jeden Gottesdienst als wahren Kommunionsgottesdienst betrachten; denn alle haben denselben geistigen Beweggrund, dasselbe geistige Ziel.
Offenbar erkannte Mrs. Eddy die unbedingte Notwendigkeit, eine nahe Verwandtschaft zwischen den christlich-wissenschaftlichen Gottesdiensten und dem Ausüben ihrer Lehren herzustellen und zu erhalten. Ihre Worte auf Seite 40 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” sind in dieser Hinsicht bedeutsam: „Es ist traurig, daß die Bezeichnung Gottesdienst so allgemein die Bedeutung von öffentlicher Anbetung anstatt von täglichen Taten bekommen hat”. Offenbar bestimmte sie daher die Form und den Inhalt aller christlich-wissenschaftlichen Gottesdienste einschließlich der der Kommunionssonntage in einer Weise, daß deren Einfluß und Ergebnisse am besten im täglichen Leben derer, die Christus Jesus auf dem von der Christlichen Wissenschaft klar gewiesenen Wege nachfolgen, gesehen und beurteilt werden können. Denn die Christliche Wissenschaft ist nichts anderes als die reine, praktische Religion Christi Jesu, dessen „Gottesdienst” in seinen „täglichen Taten” für seine Mitmenschen sichtbar wurde, wodurch er Gottes Gegenwart und Macht überzeugend bewies. Auf diese Art macht die Christliche Wissenschaft Gottes liebevolle Gegenwart und Heilkraft heute anwendbar.
Die Entdeckung und die göttlich geleitete Darbietung der Christlichen Wissenschaft in Wissenschaft und Gesundheit haben Gottes wahres Wesen und Sein klar enthüllt und dadurch die Menschheit unermeßlich gesegnet. Der in der Christlichen Wissenschaft gebotene Gottesbegriff spricht sowohl die Vernunft als auch das Religionsverlangen an und stimmt mit dem Gottesbegriff der Bibel in Inhalt und Ausdruck überein. In jeder in den christlich-wissenschaftlichen Kirchen vorgelesenen Lektionspredigt werden beweisbare Wahrheiten über Gott entwickelt, so daß alle, die sich in diese Lektionen vertiefen, und andere Besucher der Gottesdienste Ihn erkennen lernen, „den recht zu kennen ewiges Leben ist” (Wissenschaft und Gesundheit, Vorw., S. vii). Die christlich-wissenschaftliche Auslegung, daß Gott sowohl die Mutter als auch der Vater alles wirklichen Seins ist, stimmt mit der göttlich eingegebenen Erklärung der Bibel, daß Gott die Liebe ist, überein und erläutert sie. Auch erklärt die Christliche Wissenschaft folgerichtig, daß der unendliche Schöpfer des ewigen Weltalls die Wahrheit, der Ursprung alles dessen, was wahr ist, und die eine allweise, allwissende Intelligenz, das göttliche Gemüt, der Ursprung aller wahren Gedanken ist.
So wird die Allgegenwart Gottes verständlich, und wir können lernen, wie die gläubigen Erzväter und unser Wegweiser Christus Jesus mit unserem Vater-Mutter-Gott zu reden. Gewiß können wir mit dem Gemüt, mit Gott, reden oder Gemeinschaft haben; und wenn wir unsere Gedanken auf rechte Art zu Gott erheben, werden wir für die von Ihm kommenden spezifischen geistigen Ideen, die alle unsere Bedürfnisse befriedigen, empfänglich und handeln ihnen entsprechend. Die Worte des Jakobus: „Nahet euch zu Gott, so naht er sich zu euch”, können nur bedeuten, daß wir in dem Maße, wie wir die Gottheit als das immer gegenwärtige göttliche Gemüt anerkennen und uns „zu Gott nahen”, indem wir Gemeinschaft mit Ihm haben und unser Denken mit der Wahrheit in Übereinstimmung bringen, die Nähe der Liebe unwillkürlich und unvermeidlich erkennen. Sicher besteht darin die Kommunion, die Christus Jesus seinen Nachfolgern empfahl,— die Gemeinschaft mit dem Vater, die die Menschen heilt und läutert, erhebt und umwandelt.
Die geistige Gemeinschaft, die die Christliche Wissenschaft lehrt, ist in der Tat praktisch; denn die Kranken werden dadurch geheilt, die Leidtragenden wahrhaft getröstet, die Sünder umgewandelt und auf diese Art erlöst — ja, durch die geistige Gemeinschaft mit dem einen Gott, dem göttlichen Gemüt, werden alle menschlichen Bedürfnisse befriedigt. Unvermeidlich nimmt die Versuchung zum Bösen oder zur Zwietracht ab und wird schließlich verdrängt, wenn man mit Gott Gemeinschaft hat — sich die Ideen des Gemüts, Eintracht, Reinheit, Freude, Friede, Dankbarkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, zu Gefährten macht. Die Tatsache, daß diese heilende, umwandelnde und erleuchtende Gemeinschaft jedermann zugänglich ist, zeugt für die Unparteilichkeit und Allumfassenheit der göttlichen Liebe.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß wir an dem Sakrament, das Christus Jesus seinen Nachfolgern anbefahl, wahrhaft teilnehmen, wenn wir das Brot — die Wahrheit des geistigen Seins, die er lehrte,— in uns aufnehmen und von des Meisters Kelch trinken, indem wir den sogenannten materiellen Sinn mit seiner Verlockung und Wollust, seinen Befürchtungen und seiner Versklavung, seinen Schmerzen und Freuden leugnen. Paulus hatte das offenbar im Sinn, als er der Kirche zu Korinth schrieb: „Der Mensch prüfe aber sich selbst, und also esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch”. Wahre Kommunion besteht darin, daß wir unsere Gedanken im Lichte der Wahrheit prüfen, um alles Gottunähnliche zu entdecken und auszuscheiden, damit Gott verherrlicht werde. Eine solche Kommunion ist in der Tat wirksam; denn sie hat einen klärenden und reinigenden, versöhnenden und heilenden Einfluß.
Dies enthüllt den Sinn und die Bedeutung der Worte des Paulus: „Denn so oft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelch trinket, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß er kommt”. Auf Grund seiner Kenntnis Gottes, des ewigen Lebens, und seiner Gemeinschaft mit Gott widerlegte und überwand Christus Jesus jede Erscheinungsform des Glaubens an Leben in der Materie einschließlich des Todes. Für den Meister war nur das Gute wirklich, wesentlich, anziehend, einflußreich und wirksam. Durch sein geistiges Verständnis der Wahrheit, des Lebens und der Liebe erkannte und bewies er die Tatsache, daß Gott Irrtümer — Sünde, Furcht, Krankheit, Begrenzung, Zwietracht — weder verordnet noch gutheißt, daß sie also unwirklich, leblos sind. Christus Jesus zeigte durch seine Erklärungen und Beweise, daß die Wahrheit unwandelbar, das Leben unsterblich, die Liebe unendlich und allmächtig ist, und bewies damit, daß alles, was stirbt, Irrtum ist.
Es ist das Vorrecht der ganzen Menschheit, Gott durch die Christliche Wissenschaft erkennen zu lernen, mit der göttlichen Liebe Gemeinschaft zu haben und dadurch dem Beispiel Christi Jesu im Überwinden von Sünde, Krankheit und allem Übel zu folgen. So wird auf uns allen der Segen ruhen: „Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen!”
