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Die Aufrechterhaltung der wahren Wesenseinheit

Aus der April 1935-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Für jeden Schüler der Christlichen Wissenschaft gibt es Zeiten, wo ihn eine neue Erkenntnis des wahren Wesens Gottes und des Menschen so hoch über die Annahmen der Sterblichkeit erhebt, daß er etwas von der Freude des Wirklichkeitsbewußtseins erlebt.

Nicht selten folgt diesem erhabenen Gefühl dicht auf den Fersen eine Zeit, wo die drei Einflüsterungen Sünde, Krankheit und Tod einen wahren Ansturm zu eröffnen scheinen. Hier mag die Versuchung, entmutigt zu sein, Anerkennung heischen; die alten, zwecklosen „Warum” und „Aber” mögen beanspruchen, daß man ihnen fröne. „Warum sollten wir, wenn wir doch gestern die Wahrheit so klar gesehen haben, heute vor diese Aufgabe gestellt sein”? „Warum waren wir nicht wachsamer”? Mit solchen Fragen wird nur Zeit vergeudet; sie führen einen nur tiefer in den Irrgang der Selbstverdammung, des Mesmerismus eines persönlichen Selbstgefühls. Selbstverdammung hilft nie ein Problem lösen. Denn nur wenn wir den Irrtum als außerhalb unser selbst, als Einflüsterung, sehen, können wir ihn wissenschaftlich meistern. Es ist der Kampf zwischen der Wahrheit und dem Irrtum, der fortdauern wird, bis aller Irrtum überwunden ist. Nur wenn wir verleitet werden zu glauben, daß wir irgendwie mit dem Irrtum wesenseins seien, werden wir in einen inneren Widerstreit verwickelt.

Was will es heißen, wenn das Böse zu beanspruchen scheint, als Teil unserer Erfahrung anerkannt zu werden? Das ist nur eine Gelegenheit, die Wahrheit, die uns in unserer erst vor kurzem gewonnenen Inspiration so klar gewesen ist, anzuwenden und unser Verständnis der herrlichen Wahrheit durch Beweis zu stärken.

Ganz am Anfang seiner Laufbahn nahm Jesus freiwillig an der Taufe teil, wobei er zu dem zögernden Johannes dem Täufer sagte: „Laß es jetzt also sein!” Jesus sah in dieser Feier ein Sinnbild jener Taufe, die, wie Mrs. Eddy sagt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 35), „eine Reinigung von allem Irrtum ist”, und die offenbar kein äußerlicher, sondern ein Vorgang im Bewußtsein ist. Jesus machte dem Brauch des Propheten, den er als einen erleuchteten Lehrer anerkannte, dieses Zugeständnis und bahnte den Weg zu noch größerer Erleuchtung. Im Evangelium des Matthäus lesen wir: „Und Jesus, da er getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser”. Und sein Bewußtsein war so erleuchtet, daß er sich als den geliebten und teuren Sohn Gottes erkannte; denn wir lesen: „Und siehe, da tat sich der Himmel auf über ihm. Und er sah den Geist Gottes gleich als eine Taube herabfahren und über ihn kommen. Und siehe, eine Stimme vom Himmel herab sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an welchem ich Wohlgefallen habe”. Welch herrlicher, erhabener Augenblick! Trotzdem finden wir Jesus kurz darauf in der Wüste vom Teufel versucht, versucht zu glauben, daß die Materie Leben gebe und den Menschen erhalte, versucht, sein Wissen, daß die göttliche Liebe den Menschen beschützt und erhält, falsch anzuwenden, und versucht zu glauben, daß das Übel eine Macht und eine Wirklichkeit sei.

Ließ sich Jesus wegen dieser Versuchungen entmutigen? Machte er sich Vorwürfe, weil er sich vor ein Problem gestellt sah, oder frönte er auch nur einen Augenblick dem Glauben, daß die bösen Einflüsterungen ein Teil seines Denkens seien? Nein. Er erkannte, daß diese Einflüsterungen vom Teufel kamen, daß er einer boshaften Gedankenbeeinflussung von ganz außerhalb seiner selbst gegenüberstand, die wegen ihrer Anmaßung so lang gerügt und geleugnet werden mußte, bis sie nicht mehr Anerkennung heischend an ihn herantrat. Dreimal, lesen wir, trat die Versuchung an ihn heran. Jedesmal trat Jesus dem Teufel oder der bösen Einflüsterung mit einer besonderen Behauptung der Wahrheit entgegen. Der ersten Versuchung trat er mit den Bibelworten entgegen: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch den Mund Gottes geht”. Der zweiten im Evangelium des Matthäus berichteten Einflüsterung, daß er sich von der Zinne des Tempels hinablassen soll, trat er mit dem Gebot aus der Schrift entgegen: „Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen”; und der dritten, daß er niederfallen und das Böse anbeten soll, mit dem weiteren Gebot: „Hebe dich weg von mir, Satan! denn es steht geschrieben: ‚Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen‘”.

Dieses Erlebnis Jesu führt uns klar vor Augen, wie der Irrtum mit der Wahrheit zu überwinden ist. Er übersah die Einflüsterung des Bösen nicht und ließ sie nicht unbeachtet; auch deckte er sie nicht bloß auf, sondern handhabte sie richtig. Und die Schüler der Christlichen Wissenschaft werden gelehrt, seinem Beispiel zu folgen. Auf Seite 334 in „Miscellaneous Writings” schreibt Mrs. Eddy: „Du mußt feststellen, daß der Irrtum nichts ist; dann und nur dann handhabst du ihn in der Wissenschaft”. Es ist offenbar unmöglich, die Nichtsheit des Irrtums zu sehen und zu beweisen, solange man glaubt, daß er ein Teil von uns sei.

Der Meister frönte nicht dem Glauben, daß das Gute oder das Böse persönlich sei. Die Zurechtweisung, die er dem reichen Obersten erteilte, als dieser ihn „guter Meister” anredete, war eine Weigerung, sich getrennt von Gott als gut zu betrachten, ebenso wie seine Zurechtweisung: „Hebe dich weg von mir, Satan!” eine Weigerung war, sich wesenseins mit dem Bösen zu halten. Auf die Versuchung, sich als Sünder für wesenseins mit dem Bösen zu halten, kann die Einflüsterung folgen, daß man sich ein andermal als Urheber des Guten betrachtet, wodurch man sich einer Gesinnung preisgibt, die mit einer Schaukel verglichen werden kann.

Der Mensch, das Bild und Gleichnis Gottes, kennt sich, wie er wirklich ist: als die beständige, vollständige, freudige, weise, liebevolle und reine Idee Gottes, die ihren Vater-Mutter-Gott, der gestern und heute und in Ewigkeit derselbe ist, immerdar widerspiegelt.

Durch sein klares Wahrnehmen und Verstehen der geistigen Wesenseinheit des Menschen erkannte Jesus die ewige Reinheit des Menschen. Daher konnte er zu dem Weib, das auf frischer Tat im Ehebruch ergriffen worden war, sagen: „So verdamme ich dich auch nicht; gehe hin und sündige hinfort nicht mehr”.

Wenn wir gelernt haben werden, unsern Vater-Mutter, die Liebe, vollständig widerzuspiegeln, werden wir durch geistiges Wachstum beweisen, daß auch wir zu rein sind, um das Böse in uns oder in anderen als wirklich zu sehen.

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