Wohl kein Fall, in dem Christus Jesus auf gebührender Beachtung der sogenannten kleinen Dingen bestand, ist so bekannt wie seine Ermahnung, die er nach der Speisung der Fünftausend seinen Jüngern erteilte. Durch sein klares Verständnis Gottes als der unendlichen Versorgungsquelle waren die wenigen Brote und Fische vermehrt und die Tausende hungriger Zuhörer, die sich auf den Wiesen an den Abhängen des Berges jenseits des galiläischen Meeres gelagert hatten, gespeist worden. Dennoch lesen wir: „Da sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkomme”.
Des Meisters Gebot mag die Jünger, obwohl sie es sofort befolgten, etwas befremdet haben, da anscheinend kein unmittelbares Bedürfnis für die Überreste vorlag. Überdies waren sie soeben Zeugen des Beweises gewesen, daß er Gottes geistige Kraft anwenden konnte und nicht von materieller Versorgung abhängig war, um sogar eine solch große Menge Menschen zu speisen. Aber er, der redete, wie „nie ein Mensch geredet hat”, zeigte damit sowohl seinen Jüngern als auch der Menschheit im allgemeinen die Wichtigkeit gebührender Anerkennung jeder durch Gottesverständnis bekundeten Wohltat. Wie die Jünger jeden Beweis der Allgegenwart Gottes, so geringfügig oder unwichtig das äußere Zeichen dem sterblichen Sinn auch erscheinen mochte, völlig würdigten und anerkannten, wurden sie geeignet und bereit, mehr Gutes zu empfangen und so höhere Werke zu vollbringen.
Während seines ganzen Wirkens nahm Jesus wiederholt Bezug auf kleine Dinge. An den Sperlingen, den Lilien, den Haaren auf dem Haupte veranschaulichte er die Allumfassenheit der Güte Gottes und ihre Verfügbarkeit für alle Seine Kinder. Nichts Gutes war zu klein oder zu unbedeutend, um als Hinweis auf die unendliche Weisheit und Fürsorge seines Vaters beachtet zu werden. Diese klare Wahrnehmung der Allheit Gottes befähigte den Meister, sie in jeder Hinsicht zu beweisen.
In den Fußtapfen des großen Lehrers gewissenhaft wandelnd, lehrte auch unsere verehrte Führerin Mary Baker Eddy, daß die augenscheinliche Fürsorge Gottes für diese geringsten Dinge ein unanfechtbarer Beweis Seiner Fürsorge für alles ist. In „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 62) schreibt sie: „Das göttliche Gemüt, das die Knospe und Blüte bildet, wird für den menschlichen Körper sorgen, ebenso wie es die Lilien kleidet; kein Sterblicher aber mische sich in Gottes Regierung dadurch, daß er mit Gesetzen irrender, menschlicher Begriffe dazwischentritt”.
Daß wir als Christliche Wissenschafter heute die Wahrheit, daß Gott allgegenwärtig ist — selbst wenn nur ein kleines Anzeichen dieser Tatsache sichtbar ist — annehmen, öffnet unser Bewußtsein dem Zustrom von mehr Gutem und dem besseren Dartun dieses Guten in unseren täglichen Angelegenheiten. Weist das aus einem teilweise geöffneten Hahnen fließende wenige Wasser nicht auf den größeren Vorrat hin, der sie bekundet, sobald der Hahn weiter aufgedreht wird?
Ein Schüler kämpfte einst, um die schmerzhaften Nachwirkungen langer Krankheit zu überwinden. Wegen der beständigen Schmerzen schien es schwer, sich die Allgegenwart Gottes, des Guten, zu vergegenwärtigen. Ein gewissenhafter Ausüber ermutigte den Kämpfenden mit viel Geduld, dankbarer zu sein und selbst das kleinste Gute als Beweis des Immanuel —„Gott mit uns”— anzuerkennen. Dadurch ermutigt, bemühte er sich von neuem, in seinem Denken die Brosamen, mochten sie auch noch so klein scheinen, von allem Guten zu sammeln, mit dem er durch sein Ergründen der Christlichen Wissenschaft so reichlich gespeist worden war. Da sein Denken sich nun dem Licht des Guten zuwandte, erlebte er die Wirkung dieser Wendung in der sich bald einstellenden vollständigen und dauernden Wiederherstellung.
Nicht selten sind wir nach einer Heilung oder solange wir noch arbeiten, um ein scheinbar hartnäckiges, altes Leiden zu vernichten, versucht, das Sammeln der Brocken — für die kleinen Anzeichen von Besserung dankbar zu sein — zu übersehen oder zu vernachlässigen. Entweder erscheinen sie uns im Vergleich mit der auffallenden Heilung so klein, oder angesichts der scheinbaren Größe der noch zu überwindenden Schwierigkeit so geringfügig, daß wir ihre Bedeutung weder erkennen noch anerkennen und dadurch unsern Fortschritt hindern.
Zu solchen Zeiten sollte man daran denken, daß die Brocken ein endgültiger Beweis des unserer Annahme harrenden unbegrenzten Guten sind, und daß es für unsern Fortschritt höchst wichtig ist, daß wir nicht vernachlässigen, sie zu sammeln. Für wie wichtig unsere Führerin Dankbarkeit erachtete, geht aus einem Brief an Die Mutterkirche betreffs der Zeugnisversammlungen hervor, worin sie schreibt (Miscellaneous Writings, S. 149): „Nachdem die verschiedenen Gaben dargebracht sind und einer nach dem andern erzählt und ausgeteilt hat, was Gott ihm an Erfahrung, Hoffnung, Glauben und Verständnis gegeben hat, sammelt die Brocken und zählet die Körbe voll Zuwachs zu eurer Liebe, und sehet zu, daß nichts verloren gegangen ist”.
