In der christlich-wissenschaftlichen Ausübung ist Heilung die Folge des Verständnisses der Vollkommenheit Gottes, des göttlichen Prinzips, und Seiner Idee, des Menschen. Sie ist ein Beweis, daß dieses Verständnis erlangt und richtig angewandt worden ist. Von der Zeit ihrer eigenen Heilung an, die im Jahre 1866 stattfand, als sie die Christliche Wissenschaft entdeckte, heilte Mrs. Eddy die Kranken und lehrte und ermutigte ihre Schüler, dasselbe zu tun, wohl wissend, daß die von ihnen geleistete Heilarbeit andere veranlassen würde, die Wissenschaft des Christentums zu studieren.
Im Jahre 1875, neun Jahre nach der Entdeckung der Christlichen Wissenschaft, legte unsere Führerin deren Prinzip und Regeln im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch Wissenschaft und Gesundheit dar. Dieses Buch ist dazu bestimmt, von allen Menschen studiert zu werden; und wer es mit offenem Sinn und mit dem Verlangen, die darin enthaltene Lehre zu verstehen, studiert, muß unbedingt die „köstliche Perle” darin finden. Welch herrliche Offenbarung Gottes und des Menschen dieses Buch enthält! Mancher ist beim ersten Durchlesen von hartnäckiger Krankheit geheilt worden, als die Wahrheit der Vollkommenheit des wirklichen Seins und die Tatsache der Unwirklichkeit des Bösen ihm klar wurden. Schon das Lesen des ersten Kapitels über das Gebet hat Tausende aus dem Tale der Furcht — ja, aus „dem finstern Tal” des Todes — hinauf zu den Höhen geistigen Gesegnetseins und der Gesundheit gehoben.
Das Verständnis also des göttlichen Prinzips und der Regeln des geistigen Heilens kann von jedem aufrichtigen Schüler erlangt werden. Es sollte aber klar verstanden werden, daß der Vorgang, wodurch Heilung erfolgt, nicht ein rein verstandesmäßiger ist. Außer der Kenntnis der Wahrheit des Seins und dem Wissen, wie die Wahrheit anzuwenden ist, muß der wahre christliche Geist vorhanden sein. Auf Seite 454 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” lesen wir: „Liebe zu Gott und dem Menschen ist der wahre Ansporn zum Heilen wie zum Lehren”. Liebe und alles, was das Wort in sich schließt, muß im Verein mit dem Verständnis des wirklichen Seins vorhanden sein, wenn die Heilarbeit von Erfolg sein soll. Daher werden wir beim echten Ausüber der Christlichen Wissenschaft immer die Eigenschaften Erbarmen, Freundlichkeit, Sanftmut, Liebe und Demut finden.
Und außer diesen geistigen Eigenschaften, diesen Tugenden des Geistes, wird auch Reinheit vorhanden sein. Es ist undenkbar, daß jemand, dessen Denken unrein ist, Krankheit so heilen kann, wie die Christliche Wissenschaft es lehrt. Ja, je reiner das Bewußtsein des Ausübers ist, desto besser ist er ausgerüstet, den Irrtum im Denken eines Patienten zu entdecken, um die zur Vernichtung des Irrtums erforderliche geistige Idee anzuwenden. Auf Seite 569 in Wissenschaft und Gesundheit ist auf die Kraft des Denkens, das rein genug ist zu heilen, klar hingewiesen: „Wer den Saum des Gewandes Christi berührt und seine sterblichen Annahmen, das tierische Wesen und den Haß, meistert, erfreut sich des Beweises des Heilens, eines süßen und gewissen Sinnes, daß Gott Liebe ist”.
Der Schüler der Christlichen Wissenschaft, der die vier Evangelien des Neuen Testaments studiert, findet, daß der größte aller geistigen Heiler, Christus Jesus, die Regeln befolgte, die die Christliche Wissenschaft für das Heilen von Krankheit und Sünde aufstellt. Er hatte ein tiefes Verständnis des göttlichen Prinzips und den Christusgeist in unbegrenztem Maße. Liebe, Erbarmen, Zärtlichkeit, Sanftmut kennzeichneten seinen beständigen Umgang mit den Menschen. Der Christus, den er verstand und mit dem er sich vollständig wesenseins erklärte, zog Männer, Frauen und Kinder zu ihm, seine göttliche Botschaft zu hören und geheilt zu werden. Und nach neutestamentlichen Berichten war Böses jeder Art seinem Verständnis untertan. Der Meister bleibt der große Wegweiser, der große Beispielgeber in der Kunst geistigen Heilens. Wir können ähnliche Heilungswerke wie er vollbringen, wenn wir etwas von seinem Verständnis und seiner Christlichkeit haben. Da wir in Wissenschaft und Gesundheit die Wissenschaft seines Verfahrens klar vor uns haben, ist uns das Mittel zur Vollbringung sogar der „größeren Werke”, die, wie er sagte, seine Nachfolger vollbringen würden, nicht mehr dunkel sondern gewiß.
Wenn das geistige Verständnis klar und das Denken rein ist, erreicht das Vertrauen auf Gott und Seine Kraft zu heilen erhabene Höhen. Und dieses Vertrauen ist beim Heilen unschätzbar; denn es bedeutet, daß man erkennt, daß „des Herrn Hand nicht zu kurz ist, daß er nicht helfen könne”. Es bedeutet, daß man die Kraft Gottes nicht begrenzt. Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 445): „Du verdunkelst das göttliche Gesetz des Heilens und machst es nichtig, wenn du das Menschliche und das Göttliche auf ein und derselben Waage wiegst, oder wenn du die Allgegenwart und Allmacht Gottes in irgend einer Richtung des Gedankens begrenzst”.
Die Schüler der Christlichen Wissenschaft — alle, die das göttliche Prinzip und die Regeln seiner Anwendung verstehen — sollten also ihr Denken, ihr Leben, so reinigen, daß Krankheit, Sünde, Mangel, überhaupt alle Widerwärtigkeiten ihnen nicht wirklich erscheinen und von ihnen fliehen — zerstört werden. Das geistige Heilen können alle Menschen ausüben, da die Kenntnis seiner Wissenschaft von allen erworben werden kann.
