Die Norm der Wahrheit stimmt mit dem wahren Dasein überein, und alles, was Gottes Schöpfung bildet, fällt unter diese Norm und wird von ihr aufrecht erhalten. Die Norm Gottes, des göttlichen Prinzips, steht ewig fest, sie wird immerdar befolgt, und nichts hat sie herabgesetzt oder kann sie herabsetzen. Folglich gibt es keine andere unumschränkte Norm; denn wenn es etwas gäbe, was nicht ganz geistig und wahr, nicht ganz vollkommen und ewig wäre, so wäre ein solcher Zustand abnorm. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 470): „Die Norm der Vollkommenheit war ursprünglich Gott und der Mensch. Hat Gott Seine eigene Norm herabgesetzt, und ist der Mensch gefallen?” Die Christliche Wissenschaft macht klar, daß es keinen gefallenen Menschen gibt, weil es keinen gefallenen Gott gibt.
Da die Norm der Wahrheit außer Frage steht und in voller Wirksamkeit ist, ist es ganz natürlich zu fragen, wie es kommt, daß Unvollkommenheit und Begrenzung eher die Regel als die Ausnahme in der menschlichen Erfahrung zu sein scheinen; warum Freiheit so weit entfernt und Knechtschaft so nahe scheint. Auf diese Frage gibt die Christliche Wissenschaft eine maßgebende und liebevolle Antwort. Sie lehrt, daß die Verwirrung und alles von der Menschheit erduldete Leiden lediglich die Folge ihrer Unkenntnis Gottes und des Menschen ist, und daß diese Unkenntnis und ihre Folgen heilbar sind. Die materiellen Bilder und die leeren Erscheinungsformen der Abgötterei, die die Menschheit ganz in Anspruch nehmen, haben weder Gott noch Sein Ebenbild und Seine Schöpfung berührt; und es ist ermutigend, zu beobachten, daß sie durch Fortschritt und geistige Aufklärung nach und nach aus dem menschlichen Denken verschwinden. Wenn durch menschliche Gelehrigkeit Dünkel, engherzige Rückständigkeit, religiöse und alle weltlichen Vorurteile dem geistigen Sinn und dem geistigen Blick weichen, wird die Norm Gottes immer klarer gesehen. So dämmert das göttliche Wesen allmählich im menschlichen Denken und befreit es von den alten Fesseln.
Die vom materiellen Augenschein abgeleitete und von endlosem Elend begleitete Lehre vom Fall des Menschen ist die verderbliche Lüge, von der uns die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft befreit. Wenn man diese falsche Lehre im Denken zurückweist und die Wahrheit in sich aufnimmt, sieht man die unfehlbare Gerechtigkeit des Ebenbildes Gottes und bringt sie zum Ausdruck. So wurde Jesaja geführt, die Weissagung zu äußern: „So spricht der Herr, Herr: Siehe, ich will meine Hand zu den Heiden aufheben und zu den Völkern mein Panier aufwerfen”.
Gewöhnlich hält man seine Ausbildung für vollendet, wenn man ein gewisses Alter erreicht und ein gewisses Maß weltlicher Kenntnisse gesammelt hat. Dann wird man vielleicht in das Joch eines Berufes gespannt oder ins Gesellschaftsleben eingeführt und nach menschlichen Normen gemodelt. Weitere Gelehrigkeit auf höheren Gebieten schwindet gewöhnlich dahin, und feststehende Ansichten fesseln leicht den Durchschnittsmenschen und vereiteln seine Entfaltung. Aber auf jeder Stufe und in jedem Alter steht die Christliche Wissenschaft bereit, einen aus dem Dickicht materieller Ansichten in das Licht geistigen Verständnisses zu führen. Wer sich mit der rechten Gesinnung in die Bibel und das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch vertieft, tritt eine geistige Entdeckungsreise an. Das menschliche Bewußtsein wird gespeist wie nie zuvor, und mit jedem Tage kommt man der Wahrnehmung wahrer Intelligenz, Gesundheit und Freiheit näher.
„Die Christliche Wissenschaft erhebt die Fahne der Freiheit und ruft: ‚Folget mir! Entrinnt der Knechtschaft von Krankheit, Sünde und Tod!‘” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 227). Freiheit ist mental, geistig, für alle vorhanden; denn es gibt in Wirklichkeit nur eine vollkommene Norm. Des Menschen wirklicher Bewußtseinszustand spiegelt das unendliche Gemüt und sonst nichts wider, und diese Tatsache ist die Grundlage alles durch die Christliche Wissenschaft vollbrachten Heilens.
Die Norm der Freiheit ist die Norm des göttlichen Prinzips, dem Gottes Ebenbild unumgänglich gehorsam ist. Die Christliche Wissenschaft erläutert diese Norm mit solcher Klarheit und Zweckdienlichkeit, daß jeder Gelehrige sich hier und jetzt unter ihre Herrschaft stellen und ihren Schutz beweisen kann. „Die Liebe ist sein Panier über mir”. Hält man diese Norm der Liebe und ihre Widerspiegelung im täglichen Leben getreulich hoch, so lernt man jede menschliche Aufgabe durch diese Kenntnis der Liebe lösen. Wie geistige Wahrnehmung, Weisheit und Herzensgüte sich behaupten und vom Schüler angewandt werden, wird der Aberglaube des Bösen zum Schweigen gebracht und das Wort Gottes gehört und beachtet.
Wird der Christliche Wissenschafter von alten Denkgewohnheiten versucht, so folgt er dem Rufe der Christlichen Wissenschaft: „Folget mir!” und begrüßt im stillen diese Aufforderung zum Gehorsam, wie ein Soldat seinen vorgesetzten Offizier grüßt. Er wendet sich von dem falschen Bild ab, leugnet Furcht und Sünde und stellt sich durch sein eigenes wahres Denken unter die Freiheitsfahne der Wahrheit. Dieser unverbrüchliche Gehorsam gegen die Wahrheit in den Reihen der Christlichen Wissenschafter leitet den Sieg über Sünde, Krankheit und Tod für die ganze Menschheit ein. Da das vom göttlichen Gemüt verliehene wahre Denken geistigen Fortschritt und zunehmende Herrschaft gewährleistet, liegt kein Grund und keine Entschuldigung für Furcht oder für Mißerfolg im Gutestun vor. Indem der Christliche Wissenschafter jede Neigung, über Falsches nachzudenken, pflichtgetreu unterdrückt, räumt er in seinem Bewußtsein der Tatsache der Vollkommenheit Gottes und des Menschen volle Herrschaft ein, und für ihn bedeutet die Entdeckung der Wahrheit die Wiederherstellung alles dessen, was rein, harmonisch und dauernd ist.
Es ist also Pflicht jedes Christlichen Wissenschafters, sich für sich selber und für die ganze Menschheit zu vergegenwärtigen, daß die eine Norm des unendlichen Gemüts schon gegenwärtig und überall wirksam ist. Dadurch wird bewiesen, daß es eine bloß persönliche Norm der Gesundheit und Fähigkeit, die jeden Augenblick abnehmen, auf dem Spiele stehen oder verloren gehen kann, nicht gibt, daß es überhaupt keine bloß persönliche Norm, keine Rassen- oder Volksnorm gibt. Die Norm des Gemüts löscht Kriegsvorstellungen aus und enthüllt dem menschlichen Denken die Grundlagen eines allumfassenden Friedens. Des Menschen Denken ist nach der Norm des Gemüts gemodelt. Diese unbesiegbare Norm des Friedens, der Harmonie und der Vollkommenheit regiert, einigt und segnet die eine unendliche, geistige Schöpfung. Das Anerkennen und zunehmende Beweisen dieser wissenschaftlichen Tatsache führt zu „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen”.
